Zweifelsohne ist es immer tragisch, wenn ein Schauspieler während der Dreharbeiten stirbt. Im vorliegenden Fall handelt es sich um die letzte Rolle von Ray Liotta, der hier lediglich drei Minuten auftaucht, da das Drehbuch nach den ersten Takes zwangsweise etwas umgeschrieben werden musste. Für die Glaubwürdigkeit der Geschichte wäre es im Endeffekt besser gewesen, seine Figur gänzlich zu streichen.
Die 19jährige Rose (Odeya Rush) ist nicht gerade erfreut, als es mit ihrer Mutter (Saffron Burrows) und deren neuen Freund Derek (Eric Dane) zu einer Segeltour geht. Diese gerät außer Kontrolle, als Piraten die Yacht entern, schießen und ein Feuer ausbricht…
Die reine Konzentration auf nur zwei bis drei Personen hätte womöglich einen feinen Psychothriller zutage gefördert, der mit seiner Unberechenbarkeit hätte punkten können. Dass Derek wahrscheinlich ein falsches Spiel treibt, ahnt die leicht rebellische Rose bereits, als sie unter Deck ein Sturmgewehr mit einem merkwürdigen Emblem findet. Ein ehemaliger Polizist und nun Sicherheitsberater, der sich eine schmucke Yacht leisten kann, sollte überdies bereits im Vorfeld Fragen aufwerfen.
Nach einem Vorspiel, welches die Figuren weitgehend effektiv näher bringt, spielt der Stoff mit latenter Unsicherheit und im weitesten Sinne den Mechanismen eines Überlebensthrillers, der lange Zeit mit minimalistischen Mitteln auskommt. Zwar gerät der Stoff zwischenzeitlich etwas zu geschwätzig und einige Aspekte werden zu sehr betont, um sie für den finalen Akt schon mal ins Spiel zu bringen, doch wer auf hoher See nahezu manövrierunfähig ist und mit einem undurchschaubaren Partner zu kämpfen hat, ist zu Genüge beschäftigt.
Bei alledem geht die Ausstattung in Ordnung, der Score müht sich um atmosphärische Akzente und handwerklich ist wenig anzukreiden. Jedoch mangelt es zuweilen an logischen Zusammenhängen, etwa wenn eine Insel in Sicht scheint, bestimmte Hilfsmittel unterschlagen werden, während andere achtlos im Wasser landen. Dies sticht umso stärker ins Auge, als das letzte Drittel eine völlig andere Richtung einschlägt, die so rein gar nicht zum vorherigen passen will. Die dazugehörige Action ist zwar okay inszeniert, doch mit der Glaubwürdigkeit ist es zu diesem Zeitpunkt völlig dahin.
Dagegen vermag Odeya Rush in der Hauptrolle kaum anzukämpfen, obgleich sie ein vielschichtiges Spiel abliefert und eine ordentliche Präsenz mitbringt, wogegen Eric Dane als Zwiespältiger eher eindimensional performt. Liottas kurzer Auftritt hinterlässt, nicht nur wegen der tragischen Umstände, einen bleibenden Eindruck, was man vom Rest der Crew hingegen nicht sagen kann. Letzteres gilt für den kompletten Streifen, der phasenweise recht spannend erzählt wird, dem allerdings die Logik über weite Teile völlig flöten geht und den man spätestens zum finalen Akt nicht mehr allzu ernst nehmen sollte.
Knapp
6 von 10