Einen längeren Thailand-Aufenthalt hat der in letzter Zeit sowieso viel beschäftigte, und dies vor und hinter der Kamera tätige Louis Mandylor für gleich mehrere (oftmals vernachlässigte oder vernachlässigbare) Arbeiten in unterschiedlichen Genres auch benutzt, zuweilen wird der gemeine Kriegsfilm wie Operation Watchtower - Drei Tage in der Hölle oder Battle for Saipan bedient, dann der Horrorfilm Marke The Flood, beides mit Abstechern in den Aktionfilm hinein, und jeweils kostengünstigen Ursprungs, schon aufgrund der Herkunft und der Verbreitung. Mandylor, der dem 'gewöhnlichen' Zuschauer zuletzt wahrscheinlich nur durch ein Minutenauftritt in Martin Campbells Memory aufgefallen ist, in einer blink-or-you'll-miss Szene mit bzw. gegen Liam Neeson, wo er von diesem wegen seiner volltrunkenen Penetranz in einer Bar 'aufgemischt' wird, hat sich nicht bloß zuletzt durch konstant und (vergleichsweise) konstant gute Leistungen, sondern einer Nachsorge an DtV-Produktionen hervorgetan, anders als ein Bruder Costas, welcher eigentlich auch alle Anlagen besitzt, aber bloß noch sporadisch aufzutreten scheint:
Auftragskiller Loreno [ Louis Mandylor ] ist des Jobs müde, und will ebenso wie sein Handler und früherer Partner Cetan [ Vithaya Pansringarm ] aussteigen. Beide nehmen allerdings noch einen lukrativen Auftrag von Julia [ Jennie Pines ], der Tochter eines ermordeten russischen Moguls an, sie sollen den Gangsterboss Tar [ Panya Yimmumphai ] und seine Gespielin Nill [ Salita Klinchan ] ausschalten. Da Tar eine ganze Armee von Schergen und vor allem auch seine rechte Hand Vadim [ Ron Smoorenburg ] hat, wendet sich Loreno an einen alten Kumpan zur Unterstützung, Paul [ Van Quattro ].
Dass Saban Films sich dabei der (offensichtlich preiswerten) Produktion bemächtigt hat und diese vertreibt, wundert die Klientel nicht, die Firma scheint derzeit überall mit ihren Finger im Spiel zu haben, der Geldfluss vorhanden, hoffentlich auch die Rendite. Gestemmt ist das Werk von anderen, zumeist unbekannten Gruppierungen, es wird mit einem Zitat von Seneca angefangen, der auch den Titel und die Konstellation und die (merkwürdigen bis abstrusen) Schwingungen des Ganzen gleich mit erklärt; die grundlegende Bedrohlichkeit, das Mysteriöse, das Unerklärliche auch zuweilen, eingangs wirkend wie ein Update vom Hellbound (1994), dem völlig verkannten Chuck Norris, nur sprichwörtlich ohne Bart, ohne Camp und in 'moderner' Inszenierung. Die Geschichte eines Auftragsmörders wird erzählt, der die letzte Hoffnung im Alkohol und in der Religion sucht, doppelt hilft meist besser, in breiter Front gegen den Kampf gegen das Böse aufgestellt.
Der Mann ist in einem fremden Land, er ist nicht fremd vor Ort, er hat sich eingelebt und mit den Umständen vertraut oder sich diese zu eigen gemacht, er hat sich angepasst, er hat sich akklimatisiert und assimiliert. Mancherlei Dinge sind oder werden trotzdem noch neu für ihn; der, der alles zu sehen geglaubt hat, bekommt frische Eindrücke und andere Erfahrungen vor Augen, neue Herausforderungen, denen man sich erstmal stellen muss und die noch einmal Höchstleistungen erfordern, an einem Zeitpunkt, an dem man eigentlich stagniert oder abbaut von den Kräften her. Ein 'Evil Man', das Töten gewohnt, die letzte Beichte Jahrzehnte her, der in seiner eigenen Hölle, mit seinen eigenen Sünden wohnt; hier als Identifikationsfigur, mit einer ersten Gewalttat in einer Kirche, auf Nummer sicher gehend auch, Verbrennungen und Pistolenschüsse: Blei. Feuer, 'Heiliges Wasser', Funken, Rauch.
Wie so oft geht es in der Erzählung um den letzten Job, der Ausstieg bereits geplant, aber schwieriger als gedacht, 'the last ride' als die große Bürde, derer man sich stellen muss, wird es nicht einfacher mit der Zeit, sondern schwieriger. Es gibt einen knappen Auftrag (zu dem man erst am Ende, nach dem Ende noch einmal kommt) und einen Hinweis, eine Warnung quasi, die sich bald bestätigt und bald bewahrheitet. Die Geschichte bewegt sich ein wenig herum im Lande, spielt aber hauptsächlich in Bangkok, es wird ein wenig vorgeplänkelt, ansonsten aber mit leichtem Gepäck, mit den Fotos der auserkorenen Opfer und zwei Pistolen gereist. Die Hauptstadt hier als Höllenloch, als glitzernder Sündenpfuhl, Drogen, Prostitution, Vertragsunterzeichnungen mit gebrochenen Fingern, kleinen Kindern, die auf der nassen Straße schlafen; die Bilder sind ein wenig dünn gehalten, sie versuchen teilweise mehr Eindruck zu schinden, als sie tatsächlich erreichen, die Inszenierung geht auch zuweilen die längeren Wege, wird sich am Milieu probiert, ein Szenario zwischen Exotik und (bezahlter) Erotik und zwischen schäbigen Bars und ebensolchen Hotels oder gleich Hinterhöfen und Lagerhallen gezeichnet ("I have forgotten the stink of this city."), viel auch in Landessprache gehalten und Lokalkolorit bemüht, es wird die Slums durchwandert, das Gesicht voller Risse (nach einem Zweikampf in einer Absteige), die Kleidung getränkt mit Blut, Regen und Schweiss.
Die Regie (wie das Drehbuch im Debüt, was man beides deutlich merkt) findet dabei einzelne präzise Einstellungen, zuweilen wird auch Eindruck und Aufwand durch Drohnenaufnahmen einer besseren, einer pulsierenden Gegend geschunden und gefunden, darstellerisch ist man bemüht, aber scheiternd, Mandylor wie immer, der Rest (abgesehen von Gastauftritten von Sahajak Boonthanakit und Vithaya Pansringarm) mittlere B-Ware, wenn überhaupt, eher die Chargennummer. Es wird nicht wirklich Druck aufgebaut, es werden Kontakte geknüpft, es wird miteinander geredet, es wird sich durchgefragt und um Hilfe gebeten, es wird ein wenig philosophiert, viel ist materiell eine Nullnummer, Marke "Any excuse is good for vendetta." Der Gegenüber wird vergeblich versucht, zu dämonisieren oder auch (in einer plötzlichen Rückblende ohne weiteren Zusammenhang) zu emotionalisieren, es gibt einige (abstoßende) Gewaltdarstellungen und -spitzen, das Handeln mit dem Schraubstock, das Einsetzen der Messer, den Holzblöcken, zerbrochenen Tonscherben oder allem sonst, was greifbar ist. Die Action bezieht sich meist auf körperliche Auseinandersetzungen, rar in der Anzahl und von überschaubarer Qualität, mal wird der Ton absichtlich dumpf gehalten, die Kamera unnötigerweise als zusätzliches Stilmittel eingesetzt, das wirkt insgesamt mehr wie Mischung aus Zero Tolerance - Auge um Auge (2015) und One Night in Bangkok (2020), die Tätigkeiten von Wych Kaosayananda, weniger als Lob, mehr als Abschreckung gemeint.