Review

Eiskalte Neo-Nostalgie

Die ersten beiden „Ghostbusters“ sind zweifellose Klassiker und liegen nahezu jedem meiner Generation extrem am Herzen. Das Reboot mit den Mädels vor einigen Jahren war dagegen eine absolute Katastrophe und gehört neben den „E.T.“-Games in der Wüste verschachert. „Afterlife“ vor noch weniger Jahren gefiel mir dagegen ganz gut - was vielleicht auch an den extrem niedrigen Erwartungen beim ersten Gucken lag aufgrund des vorangegangen Schocks mit McCarthy und Co. Nun kommt der vierte Teil in der „offiziellen“ Timeline, die Fortsetzung zu „Afterlife“, die noch mehr denn je alle Generationen an Geisterjägern zusammenführen soll - denn New York City erwartet eine Eiszeit und ein bibbernder Hintern voller Spukgestalten…

Ain't Afraid of No Ghost Writers

Während beim direkten Vorgänger vor seinem Release noch nicht genau klar war, in wieweit die alte Garde eingebunden wird, braucht „Frozen Empire“ in dieser Beziehung nun nicht mehr hinter dem Berg halten… oder? Denkste! Es gibt leider bei weitem nicht genauso viel Akroyd wie Wolfhard, nicht genauso viel Murray wie Mckenna Grace, nicht genauso viel „Ghostbusters“ wie (schelmisch gesagt) „Stranger Things“. Die Balance und Verteilung ist für mich unglücklich. Aber es ist eben „Ghostbusters: Frozen Empire“, nicht eine reine Fortsetzung der Klassiker. Die neue Generation übernimmt. Und das spätestens jetzt leider eher schlecht als recht. Dabei fühlt sich dieses eisige Spektakel an wie klassischer Sommerpopcorneskapismus - zumindest in seinen besten Momenten. Die sind jedoch rar gesät zwischen unwichtigen Subplots, zu vielen Nebenfiguren und spärlich Geisteraction. Ich dachte nach dem Trailer, dass wir die längste Zeit des Films in einem eisigen NY verbringen - was der Film dann liefert mit seinem Minusgrade-Aufhänger kann man dann jedoch nur als enttäuschend beschreiben. Die bezaubernde Mckenna Grace hob „Afterlife“ weit über seine eigentliche Gewichtsklasse. Aber selbst sie wirkt hier verloren und austauschbar. Akroyd und Murray haben in ein paar Augenblicken kurz das alte Schimmern in den Augen. Doch die meiste Zeit gibt’s familiäres Geplänkel wie in einer Soap und als ob's „Afterlife“ gar nicht gegeben hätte und wir die Familie Spengler gerade erst kennenlernen würden. Alles tritt auf der Stelle zwischen Teenagerrebellionen und deplatzierten Rememberbeeren. Finn Wolfhard ist so lange aus dem Film raus, dass er in der Zwischenzeit die letzte Staffel „Stranger Things“ gedreht haben könnte. Im Finale wird dann sogar der berühmte „Sky Beam“ aufgefahren, als ob wir noch in den 00ern stecken würden. Nein, „Frozen Empire“ ist kein guter Film und ihm fällt viel zu wenig ein, um einen bei der Stange zu halten. Er hat gefühlt auch scheinbar deutlich zu wenig Budget gehabt für ein New York on Ice. 

Fazit: vollgestopft und doch höhepunktarm, „echt“ nostalgisch und doch künstlich-brandneu, unterkühlt und overcooked. Und selbst Mckenna Grace ist nun ein ziemlich normaler, uncharmanter Teenager. Ernüchternd. „Ghostbusters: Frozen Empire“ gehört sicher nicht zu den schlechtesten Filmen des Jahres, lässt mich aber völlig kalt. 

Details