Einige Nationalparks in den USA scheinen schier unendlich und so ist es kaum verwunderlich, dass dort immer wieder Menschen spurlos verschwinden. Diese Tatsache mutierte allerdings unlängst zu einer weiteren Verschwörungstheorie, welche Autorin und Regisseurin Teresa Sutherland für ihr Langfilmdebüt als Prämisse aufgriff.
Endlich kann Lennon (Georgina Campbell) als Parkwächterin im Arvores Nationalpark arbeiten. Seit ihrer Kindheit plagen sie Schuldgefühle aufgrund ihrer Schwester Jenny, die in eben jenem Gebiet spurlos verschwand. Als Lennon im Einsatz eine vermisste Person aufspürt, setzt sich bei ihr eine Spirale vermeintlicher Wahnvorstellungen in Gang…
Der Stoff atmet ein wenig die Vibes von „Picknick am Valentinstag“, der ebenfalls wenig erklärt und in vielen Belangen mysteriös bleibt. Die Bedrohung wird mit der Umschreibung „Sie“ nie konkret ausformuliert, noch erhält sie ein Gesicht. Die Beweggründe der Protagonistin sind hingegen nachvollziehbar, zumal im Verlauf weitere Personen wie ein Ranger in der Eingangssequenz ebenfalls unter ungeklärten Umständen verschwinden.
Interessant und in Ansätzen spannend gestaltet sich der Stoff mit der Betonung auf kleine mysteriöse Vorkommnisse, wenn das Funkgerät spinnt, einmal mehr ein Hirsch mitten auf dem Weg erscheint oder ein Rascheln um das Zelt wahrnehmbar ist. Dazwischen gibt es kurze Rückblenden zu Lennons Kindheit, welche die Situation um das Verschwinden andeuten, einschließlich einiger Kamerafahrten, die entweder um 180 Grad gedreht hantieren oder die Isolation in der Wildnis mit Totalen untermauern. Der gelungene Score unterstreicht jene Stimmung adäquat.
Zwar braucht es nicht zwangsläufig Erschreckmomente oder explizite Gewaltaufnahmen, doch im letzten Drittel gestaltet sich der Stoff zunehmend schwerfällig und gleichermaßen verwirrend, da phasenweise gar nicht mehr klar ist, was überhaupt noch der Wirklichkeit entspricht. Die Szenerie gleicht einem surrealen Fiebertraum in der Wildnis, welcher leider null Suspense zutage fördert. Da hilft es wenig, einer überzeugenden und durchaus präsenten Hauptdarstellerin beizuwohnen, welche die Handlung problemlos schultern kann.
Das Ergebnis wirkt ernüchternd, die Geschichte unausgereift und die Pointe enttäuscht nahezu komplett. Sobald bodenständige und noch nachvollziehbare Ebenen verlassen werden, erscheint der Stoff beinahe willkürlich, er ist träge und visuell wenig beeindruckend verpackt und dümpelt bis zum Ende gefühlt ziellos vor sich hin. Man mag sich von der Atmosphäre ein wenig tragen lassen, doch die reine Mystik trägt halt nicht alles.
4,5 von 10