iHaveCNit: Chantal im Märchenland (2024) – Bora Dagtekin – Constantin Film
Deutscher Kinostart: 28.03.2024
gesehen am 28.03.2024 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 1 – Reihe 8, Platz 25 – 20:15 Uhr
2013 hat Bora Dagtekin mit „Fack Ju Göthe“ den Startschuss einer erfolgreichen Trilogie gelegt, bei der Elyas M´Barek als Kleinkrimineller zum Lehrer wider Willen wird und es dabei mit einer unfassbar herausfordernden Klasse zu tun bekommt. Bestandteil dieser Klasse war unter anderem die von Jella Haase gespielte Chantal Ackermann, die direkt zur Kultfigur und damit für Jella Haase zum Durchbruch wurde. Nun, mit einigen Publikums- und Arthouse-Hits sowie gewonnenen Preisen im Rücken kehrt Jella Haase unter der Regie von Dagtekin wieder zurück zu einer der Rollen ihres Lebens – und auch ich habe mich mit ihr in diesem Spin-Off auf ins Märchenland begeben.
Chantal ist mittlerweile schon lange aus der Schule draußen und sie träumt immer noch von einer Karriere als erfolgreiche Influencerin, auch wenn es dort mehr schlecht als recht für sie läuft. Bei Video-Ideen für einen Wettbewerb für die große Chance auf die Karriere stoßen sie und ihre beste Freundin Zeynep in einem Jugendzentrum auf einen Spiegel, durch den Sie in eine Märchenwelt gezogen werden. Auf der Suche nach einer Möglichkeit wieder aus dieser Märchenwelt herauszukommen muss sich Chantal jedoch erst einmal in dieser Märchenwelt behaupten lernen und einige Herausforderungen lösen.
Sagen wir es mal so – der Humor und die Sprache von Chantal Ackermann ist speziell, weil damit durchaus klischeehaft ein gewisser Assi-Slang präsentiert wird und es absolut nicht klar ist, ob man sich darüber lustig macht oder an einer authentischen, bodenständigen Darstellung interessiert ist, mit der sich durchaus einige repräsentiert fühlen. Wie man diesem Humor und der Sprache gegenübersteht entscheidet durchaus, wie man auch dem Film gegenüberstehen könnte. In diesem Fall ist es klar „Hit or Miss“. Gerade diese durchaus zweischneidige Situation zieht sich durch den gesamten Film. An eine Sache hat mich der Film erinnert. Immer gerne zu Feiertagen kommt es ab und an dazu, dass öffentlich rechtliche TV-Sender fürs TV produzierte, verfilmte Märchen ins Programm nehmen, bei denen auch ein Teil bekannter Namen aus der deutschen Schauspielriege zu sehen ist und der Production Value was Effekte, Sets und Kostüme aussieht nicht der Rede wert ist. Bei „Chantal im Märchenland“ unterscheidet sich dieser Production Value nur davon, dass der Film statt im TV-Programm auf die ganz große Leinwand kommt und dementsprechend dadurch alles nur eine feine Spur hochwertiger und größer wirkt. Der Film ist allgemein ein absoluter Fiebertraum eines Films, der durch seine Referenzen auf sowohl die „Fack-Ju-Göthe“-Trilogie als auch nahezu allem, was Märchen und Fantasy in Geschichte und Popkultur so hergeben so unfassbar überladen wirkt. Hinzu kommt, dass der Film durch diesen Kontrast einer jungen, unentschlossenen Assi-Influencerin und dieser biederen, konservativen Märchenwelt durchaus etwas mit Erwartungen und den Regeln klassischer Märchen gebrochen wird. Das mag auf der ein oder anderen Seite erfrischend sein, wirkt aber nur als Mittel zum Zweck des schnellen Gags. Das gleiche gilt auch für den politischen, gesellschaftskritischen und feministischen Einschlag, den der Film gehen will, aber auch genau das nur für den schnellen, nicht immer zünden wollenden Gag verpufft. Und so verfehlt diese durchaus starbesetzte, knallbunte Fantasy-Abenteuer-Komödie seine Ziel genauso wie der große Box-Office-Hit „Barbie“ im letzten Jahr. Dennoch hatte ich hier durchaus einen relativ spaßigen und vergnügsamen Kinoabend, der durch die Stimmung bei den Zuschauern etwas aufgewertet werden konnte.
„Chantal im Märchenland“ - My First Look – 6/10 Punkte