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Von Saban Films aufgekauftes und vertriebenes Produkt, welches von der Prämisse her, dem Setting und allgemein auch der Aufmerksamkeit recht an den gleichjährigen, preislich noch günstiger aufgebauten Island Escape erinnert, hier anders als dort mit einem, vielleicht zwei bekannten Namen in der überschaubar gehaltenen Besetzung und damit eventuell etwas mehr Relevanz bei der entsprechenden Klientel. Zumal es sich bei Alex Pettyfer um einen Darsteller handelt, der allgemein eher mit anderen, klassischen Werken in Verbindung gebracht wird und nicht mit dramaturgischen Einzeilern wie hier geschehen; Pettyfer wertet es nicht unbedingt auf, aber er gliedert sich ein, immerhin:

Ein privates Eliteteam, angeführt von Ryan [ Wayne Gordon ] und bestehend aus Jordan [ Alex Pettyfer ], Leo [ Jackson Rathbone ], Leila [ Sadie Newman ] und Sarah [ Eve Munro ] bekommt kurzfristig den Auftrag, eine Klientin in möglicherweise Gefahr von ihrem Rückzugsort, einer abgelegenen Insel für die Obersten Zehntausend abzuholen und in Sicherheit zu bringen. Nur mit den GPS Koordinaten ausgestattet und dem Namen der Klientin, macht man sich erst getarnt als Zivilisten, dann bald schwer bewaffnet auf den Weg zum Ziel.

Im Übrigen ist auch der Regisseur nicht gänzlich unbekannt, zehrt aber seit zwei Jahrzehnten von der Reputation einer einzelnen Arbeit, von Wake of Death (2004) nämlich, ewig ist es her. Alles, was danach noch kam von Philippe Martinez, und so viel ist dies gar nicht, wurde entweder vollkommen ignoriert oder in Grund und Boden verrissen, damals eine Eintagsfliege demnach, was sich auch hiermit, mit dem knochentrockenen Black Noise, trotz oder wegen einer eher abstoßenden Eröffnungsszene (aufgrund viel Bohei, aber allgemein schlechter Tricktechnik) und der assistierten Arbeit am Skript und in der Supervision nicht ändern wird.

Der Opener ist im Grunde auch das, was man dann ausführlich in der 'Handlung' zu sehen bekommt, nämlich die (beginnende , dann ausbreitende) Furcht und Flucht vor etwas Unbekannten, etwas Unsichtbaren auch, etwas Undefinierbaren, der Film zeigt lange und langwierig ein Erkunden der Insel durch die Abgesandten vom Extraktionsteam, und spielt generell mit weniger Informationen und mehr Mysteriösen. Die Gruppierung wirkt praktisch, ist theoretisch nicht zusammen gewürfelt, aus mehreren Einzelcharakteren, die ebenso undefiniert behandelt werden wie ihre Beziehung zueinander; die nicht miteinander reden, oftmals nur mit Handzeichen oder Kopfnicken oder anderen Anweisungen agieren, nicht vereint in einer Bindung oder Beziehung, jeder ein eigenes Objekt, oft sogar gegeneinander stehend. Es gibt einen deutlichen Auftrag, das Briefing ist kurz, die Ruhepause vor dem Sturm, die Ankunft an der ursprünglichen Badestelle der Insel schon fragwürdig oder zumindest Fragen aufwerfend, was sich dann noch steigert und zusätzlich gefährlich wird.

Der Schauplatz (gedreht wie The Island auf St. Kitts & Nevis) ist dabei durchaus gut gewählt, der Strand weiß (bis auf die Leichensäcke, die später als Kontrast im Sande liegen), der Himmel so blau wie das Meer, die Insel ein Resort, ein Urlaubsdomizil, ein Rückzugsort für die Reichen und die Schönen, die Ausstattung gediegen, die Gebäude zunehmend edler. Leer ist die Gegend, aber die Flora scheint gesund, wenn man den Drohnenaufnahmen Glauben schenken kann, die Sonne knallt, die Leute mit stets der Waffe im Anschlag schwitzen deutlich und sind auch schnell erschöpft vom Marsch, die tropische Schwüle, dann die nervenzerfetzenden Geräusche, die Störung der Sinne und der Wahrnehmung, die nicht bloß körperlichen Strapazen, die geistige Demotivierung.

Interessanterweise beruft sich die Geschichte, die minimalistisch wirkt und militärisch zugleich, dabei auf einen realen und auch zeitlich jungen Hintergrund, das Havanna - Syndrom, 2016 erstmals aufgekommen, das Leben schreibt die gruseligsten Geschichten, der Mensch als sich selber der ärgste Feind. Aufgrund dieser Vernetzung erhalten die Vorkommnisse auch eine gewisse (Meta)Wirkung, eine zweite Ebene, die Kehrseite der Medaille, trotz vieler gleicher Szenen, trotz Variation und Wiederholung, trotz einer darstellerischen Mittelmäßigkeit bestimmt bei der Hälfte der Besetzung. Visuell (und akustisch natürlich) eine Mischung aus Schuld-und-Sühne Drama, aus verdrängten Traumata, aus Psychothriller mit Tempo und Bewegung, aus Horror mit Sondereinsatz und Science Fiction und aus dem schnöden Aktionfilm, welcher die Angriffe und den Feind sowieso aber eher aus dem Unterbewusstsein holt und nicht wirklich mit Stuntarbeit und Spektakel, sondern mit Halluzinationen, Schallwellen und blauen Blitzen, de facto im Pyun-Style agiert; in Island Escape waren es übrigens die Zombies, die da herumlaufen und ein Wurmloch, was die Rückkehr erschwert, vom Regen in die Traufe quasi, oder die Wahl zwischen Pest und Cholera, eines davon reicht schon, beides braucht man nicht.

Was man Black Noise zugutehalten kann, nicht muss: Er erweitert die Gegend ständig, er geht vorwärts, er schafft sich seine eigene zähe Daseinsberechtigung, zwischendrin ist man gar in einer kleinen Stadt, auch wenn diese eher merkwürdig, möglicherweise absichtlich künstlich aussieht oder zumindest so eingefangen wird, wie mäßig animiert. Ab der Mitte der Laufzeit spricht auch endlich jemand aus, was man als Zuschauer die ganze Zeit schon denkt und auf dem Herzen und auf der Zunge hat, "Are we finally gonna talk about what the fuck is going on?", zu dem Zeitpunkt wird auch eine Art Plan entwickelt ("What is wrong with you both? Did you see what happened back there?"), seitens der Regie hat man an den Filtern gespielt, den Farbtopf mit Rot und Blau und Olive aufgedreht und probiert es nun mit Jump Scares und 'Kreaturen' und wahr gewordenen Albträumen, der Score treibend, das ganze Arsenal quasi, jeder Versuch zählt, der Weg ist das Ziel, das Ziel ist die Anstrengung.

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