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Minnesota, 1880: Nach dem Tod ihrer Eltern leben die aus Norwegen emigrierten Schwestern Ingrid, Liv und Ada weit ab vom Schuss in einer Hütte irgendwo in der Prärie. Eines Tages sorgt das plötzliche Auftauchen eines Mannes für Aufregung, der sich mit letzter Kraft zur Behausung der Schwestern schleppt und kurz vor dem Verdursten ist. Da der Fremde behauptet, Arzt zu sein, hofft Ingrid, dass er der schwerkranken Ada, die seit Wochen im Bett liegt und dahinsiecht, das Leben retten kann und lässt ihn - gegen den Willen ihrer religiös verblendeten Schwester Liv - die Baracke betreten... ein Fehler, wie sich schnell herausstellen soll... Bereits der Blick auf den Titel macht mehr als nur deutlich, dass sich Regisseurin Astrid Thorvaldsen die Inspiration für ihren Kurzfilm "Who Goes There?" mal ganz klar bei John W. Campbells gleichnamiger Shortstory geholt hat, die ja auch schon die Vorlage für John Carpenters "Das Ding aus einer anderen Welt" gewesen ist... nur dass ihr auf knackige 24 Minuten Laufzeit komprimiertes Filmchen eben nicht im ewigen Eis der Antarktis, sondern in einem ungewohnten Western-Setting spielt und im Gegensatz zu Carpenters Film auch nicht als reine Sausage-Party daherkommt. So entpuppt sich das Ganze dann auch ob einiger untertitelter Dialoge in Norwegisch schnell als auffällig schräger Genre-Mix mit dezenter feministischer Kante, denn hier stehen ja wohl zur Abwechslung mal - ganz untypisch - die Frauen im Mittelpunkt. Dass "Who Goes There?" durch die Bank überzeugend gespielt und ausgestattet ist und mit beschränkten Mitteln allemal glaubwürdig das anvisierte Zeitkolorit vermittelt, sind da nur weitere Pluspunkte, die er auf der Haben-Seite für sich verbuchen kann. Und das alles ist dann ja auch schön und gut, würde aber nichts nützen, wenn die Inszenierung nicht auch voll auf der Höhe wäre, aber Thorvaldsen kadriert ihre Bilder nach der Manier einer Breitwand-Western-Ikonografie mal ganz genau auf den Punkt, dreht derart effektiv an der Spannungs-Schraube, wie ich es in letzter Zeit selten erlebt habe und lässt das Paranoia-getränkte Szenario ganz im Sinne des großen Vorbilds zum Schluss hin in schieren Terror kippen, dass es nur so eine Freude ist. Durch den Verzicht auf als überflüssig empfundene Erklärungen innerhalb der präsentierten Geschichte schockt und verstört "Who Goes There?" übrigens ziemlich selbstbewusst und nachhaltig und unterstreicht das zudem nochmal dick mit seinem Schluss-Bild inklusive perfekt getimtem Einsetzen des Abspanns. Hier gibt es wirklich nix zu bekritteln, tatsächlich ein herausragend guter Kurzfilm, der sämtliche verwurschtelten Sujets nach Maß bedient... davon hätte ich durchaus auch gerne 'ne lange Version.

8/10

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