In STERBEN geht es um die Familie Lunies, die schon lange keine mehr ist. Erst als der Tod, der alte Bastard, auftaucht, begegnen sie sich wieder. Lissy Lunies, Mitte 70, ist im Stillen froh darüber, dass ihr dementer Mann langsam dahinsiechend im Heim verschwindet. Doch ihre neue Freiheit währt nur kurz, denn Diabetes, Krebs, Nierenversagen und beginnende Blindheit geben ihr selbst nicht mehr viel Zeit. Im Zentrum dieses Panoptikums der Todgeweihten aber steht ihr Sohn, der Dirigent Tom Lunies, Anfang 40. Mit seinem depressiven besten Freund Bernard arbeitet er an einer Komposition namens „Sterben“ und der Name wird zum Programm. Gleichzeitig macht ihn seine Ex-Freundin Liv zum Ersatzvater ihres Kindes, das eigentlich auch sein eigenes hätte sein können. Toms Schwester Ellen beginnt währenddessen eine wilde Liebesgeschichte mit dem verheirateten Zahnarzt Sebastian. Die beiden verbindet die Liebe zum Alkohol, denn nichts befreit mehr als ein trockener Martini. Sie verweigert es im System zu funktionieren und wählt stattdessen die Lust und den Rausch. Aber alles im Leben hat seinen Preis.
Eine ziemlich lange Zusammenfassung werden einige sagen, doch bei einem drei Stunden langen Streifen ist es nicht so einfach, alles in ein paar wenigen Sätzen abzuhandeln, wenn man einen groben Überblick über das Geschehen geben will.
Was macht man, wenn zwei Darsteller die Hauptrolle spielen, von dem man eine/n gar nicht mag und eine/n sehr gerne sieht? Das fragte ich mich auch, aber habe mir dann doch die 180 Minuten angesehen und wurde sogar überrascht.
Denn Eidinger liegt mit eigentlich gar nicht .Sein permanentes Overacting und krampfiges chargieren (man schaue sich nur mal ABGESCHNITTEN an) geht mir komplett auf den Zeiger. Doch hier hat er endlich mal eine gescheite Frisur und liefert eine erstaunlich subtile Leistung ab - so gut habe ich ihn noch nie gesehen.
Harfouch ist eh eine der besten die wir in Deutschland haben. Auch ihre Darstellung ist grandios, auch wenn sie mir für die Rolle eigentlich einen Tick zu jugendlich ist. Die Frau ist im echten Leben 69, aber sie kommt eben doch viel jünger rüber, gerade wenn man sie in Interviews sieht.
Wer allerdings schon unter Depressionen leidet, sollte diesen Film dringend meiden, denn hier gibt es eigentlich durchweg nur negative Szenen zu sehen, sieht man mal von der Geburt eines Kindes ab. Der menschliche Verfall, besonders im Alter wird hier besonders drastisch dargestellt.
Nun ist die Familie Lunies natürlich auch ein besonders extremes Beispiel - das wirkt auf mich partiell schon ein wenig konstruiert. Auch wenn es solche Verhältnisse sicher geben mag, sind sie natürlich nicht die Regel.
Überraschend war für mich, dass Regisseur Glasner sonst hauptsächlich für das Fernsehen dreht, denn seine Inszenierung braucht den Vergleich mit renommierten Kollegen nicht zu scheuen.
Allerdings muss man auch anmerken, dass bei seinem Film auch 40 Minuten weniger gereicht hatten, Seine teilweisen „Ich halte ewig auf die Szene drauf-Wim Wenders Gedächtniseinstellungen“ gehen mir an manchen Stellen doch etwas auf den Nerv, machen ihn aber eben dadurch in den besonders tragischen Szenen auch intensiver - wäre das Gegenargument.
Das Feuilleton schreit aus allen Rohren „Meisterwerk“ und selbst bei imdb hat der Film einen Schnitt von 7,6, was für ein deutsches Drama ziemlich gut ist. Ich würde mich der Bewertung fast anschließen und vergebe 7 Punkte. Auch wenn mir manches sehr weit hergeholt scheint, sind alleine die schauspielerischen Leistungen so gut, dass man hier nicht weniger geben kann.