Dass sich der Italo-Western gern klassischer Stoffe der Weltliteratur bedient ist schon lange bekannt. Da wäre zum Beispiel "Mit Django kam der Tod" mit Klaus Kinski und Franco Nero, diesem Film diente als Vorlage Prosper Merimees Novelle "Carmen" . Zum weiteren kann man hier "Django- Die Totengräber warten schon" anführen, der Shakespeares "Hamlet" nachgestaltet wurde. Und da haben wir nicht zuletzt "Seine Kugeln pfeifen das Todeslied", heute vielleicht besser bekannt als "Drei Kugeln für ein Ave Maria", hier diente die griechische Tragödie "Orestie" des Aischylos als Vorlage. Es ist die alte Geschichte vom ruhmreichen Feldherren (Agamemnon = General Carasco), der aus der siegreichen Schlacht (Troja) an den heimischen Herd zurückkehrt in der Hoffnung, dass ihn dort sein treusorgendes Weib (Klytämnestra = Anna) sehnsüchtig erwartet. Nach einem großen Fest ereilt unserem General der Tod in Form des Liebhabers seiner Frau (Aigisthos). Seine Kinder (Orest und Elektra = Sebastian und Isabel) werden des Hofes verwiesen und schwören Rache. Dieser Stoff ist so zeitlos, dass er sich ohne jede Anpassungsschwierigkeiten nahtlos in den Topos eines Rachewesterns einfügt. Völlig gleichgültig ob die Protagonisten wallende antike Gewänder tragen und in Hexametern reden oder aber einen Sombrero auf dem Kopf und einen Patronengürtel um die Schulter tragen. "Il Pistolero dell' Ave Maria" , so der Originaltitel, wird nun von Ferdinando Baldi so gekonnt in Szene gesetzt, dass sowohl den Bedüfnissen des klassischen Dramas als auch den Anforderungen eines spannenden Western genügend Rechnug getragen wird. Mancher hätte sich vielleicht in der Umsetzung etwas mehr Härte gewünscht. Gute Darsteller, Leonard Mann, Peter Martell, Alberto de Mendoza, Luciana Paluzzi, sowie ein sehr guter Score tragen sehr dazu bei, dass es ein großes Vergnügen ist diesen Film anzuschauen. Dies wird durch die wirklich gute Quali der X-Rated DVD noch unterstrichen.
Wertung : 9 / 10