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Wie lang sind die Beine von LONGLEGS?

FBI-Agentin Harker (Maika Monroe) hat eine seltsame Gabe. Man kann es Intuition nennen oder Vorahnung, aber Harker hat einen übersinnlichen Riecher für Tatorte und löst Fälle auf unerklärliche Weise. Aus diesem Grund wird die auf autistische Weise verschlossene Empathin auf eine mysteriöse Mordserie angesetzt. Wie ferngesteuert laufen Familienväter Amok und metzeln ihre Familien nieder. Steckt ein Strippenzieher dahinter?

LONGLEGS – vielleicht der Geheimtipp in Sachen Independent-Horror im Kinojahr 2024… wobei: Horror? Mit einer schicken 80er-Jahre-Retro-Optik kommen gleich zu Beginn packende Vibes á la TRUE DETECTIVE Staffel 1 auf. Extrem spannend, garniert mit brutal entstellten Mordopfern. Hat man es hierbei vielleicht wirklich mit dem krassesten Thriller seit SE7EN oder DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER zu tun? Unterstützt wird der überaus fesselnde Ersteindruck von der fragilen Hauptfigur Agent Harker, einem weiblichen FBI-Frischling mit telepathischen Fähigkeiten, einfach nur umwerfend dargestellt von einer fabelhaft spröden Maika Monroe (IT FOLLOWS).

Eigentlich sollte es doch ein Nicolas-Cage-Film sein, oder? Wer einen klassischen Cage-Film mit Wutausbrüchen und Tobsuchtsanfällen im Overacting-Modus erwartet, der wird nicht enttäuscht werden, muss jedoch umdenken. Cage tritt nämlich nicht auf. Oder ist zumindest nicht zu sehen. Also nicht wirklich. Wenn er dann irgendwann auftritt, dann ist er so crazy wie selten zuvor. Einfach nur wow! Klar: der bekennende Schlangenlederjackenträger hatte schon seit jeher ein Abo auf extravagante Rollen, siehe WILD AT HEART, FACE/OFF und seit MANDY sowieso. In LONGLEGS stellt Cage aber einmal mehr die Vielschichtigkeit seines Repertoires unter Beweis. Beeindruckend!

Was richtig stark, düster und blutig beginnt und mit Monroe und Cage über weite Strecken des Films getragen wird, erlebt eine okkulte Auflösung, die man mögen kann oder nicht, welche in Sachen Abgefahrenheit aber dann nicht mehr in die TRUE-DETECTIVE-Schiene passt oder die eines „True Crime“-Serienkiller-Streifens. Am Ende ist LONGLEGS dann doch eher ein Horrorfilm. So ein bisschen im Stile von SINISTER und beinahe so wild wie Exploitation.

Regie führte Oz Perkins, verantwortlich für GRETEL & HANSEL. Ich durfte LONGLEGS zum Kinostart in den USA erleben, was ziemlich cool war. Dritte Reihe, dafür Liegesessel.

Fazit: Langbeiniger, stilsicherer Horrorthriller mit der Extraportion Satanismus, der ein psychotisches Spinnennetz spinnt, in dem man gerne hängen bleibt. Nicht nur dank Cage ein Mustsee!







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