Review

Meine Reviews:



„Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird.“
Altes klingonisches Sprichwort (Star Trek II: Der Zorn des Khan (1982)),
das eigentlich aus dem Western Von Mann zu Mann (1967) stammt.

Vorab, wie mit einem Mod per PN besprochen: Die Urheberrechte dieses Textes bleiben einzig bei mir. Sollten Änderungen vorgenommen werden (müssen), bitte eine Info an mich. Zudem kommen im Text zwar viele Spoiler vor, ich schreibe diesen aber eher für Leute, die den Film kennen, sodass einige Erläuterungen / Einordnungen eher grob geraten sind. Wer den Film länger nicht gesehen hat, kann hoffentlich trotzdem alles verstehen.

Wie schreibt man ein Review zu einem filmischen Monstrum, einen Giganten und förmlichen Erguss eines Filmfans, der zum Drehbuchautor und Regisseur wurde und hier einfach mal x (Unter-)Genres, Erzählstile, Härtegrade, Handlungsstränge sowie Anleihen auf andere Werke, Personen usw. einfließen ließ? Pflücken wir das Ganze mal etwas auseinander.

„Ach übrigens, nicht immer, aber manchmal ist die Fotze dieser Fotze trockener als n Eimer Sand. Wenn sie trocken ist, schmiere sie damit ein und leg los.“

In Quentin Tarantinos Actionkracher Kill Bill (2003 und 2004) hat die ehemalige Auftragsmörderin und KungFu-Meisterin Beatrix Kiddo (Uma Thurman) - Codename: Black Mamba, später u.a. Die Braut genannt - Ihr tödliches Dasein hinter sich gelassen und sich von Ihrem Ex-Liebhaber Bill (David Carradine) sowie der Unterwelt abgewandt. Bei Ihrer Hochzeitsprobe taucht Bill allerdings mitsamt dem Killerkommando Tödliche Viper - Copperhead (Vivica A. Fox), Cottonmounth (Lucy Liu), Side Winder (Michael Madsen) & Carlifornia Mountain Snake (Daryl Hannah) - auf und tötet vermeintlich alle Abwesenden (Das Massakers von Two Pines). Doch die Braut überlebt, erwacht vier Jahre später aus dem Koma und nimmt blutige Rache an den Beteiligten, wobei die Vergangenheit in Rückblenden ebenfalls oftmals beleuchtet wird. Weitere Einblicke bietet der nachfolgende, deutsche Trailer.

Der für rund 60 Millionen Dollar produzierte Zweiteiler (je 30 pro Teil - Einspiel im Kino: rund 350 Millionen Dollar) besteht aus

Kill Bill - Volume 1


(103 Minuten-Laufzeit) und Kill Bill - Volume 2 (124 Minuten -Laufzeit); sofern man nicht die unzensierte Japanfassung Kill Bill - The Whole Bloody Affair schaut (228 Minuten-Laufzeit). Die Handlung wird nicht komplett chronologisch gezeigt, aber stilistisch unterteilen die beiden Parts, denn während in im ersten Film ständig in Zeitebenen und Handlung hin und her gesprungen wird, zeigt der zweite eher eine fortlaufende Handlung mit Rückblenden. In Volume 1 sehen wir - die Nummerierung bezieht sich auf die chronologische Reihenfolge.

- 03. Vorspann
- 08. Kapitel 1: 2
- 04. Kapitel 2: Die blutbespritzte Braut
- 06. Kapitel 3: Die Herkunft von O-Ren
- 05. Kapitel 4: Der Mann aus Okinawa
- 07. Kapitel 5: Showdown im Haus der Blauen Blätter

Kill Bill ist selbstredend ein waschechter Actionkracher. Die rachsüchtige Braut im Burce Lee-Outfit mordet mit Händen, Messern, Samuraischwertern und sonst welchen Gegenständen, die Ihr in die Hände kommen (Body Count: 95). Ihre Vergeltung, der Weg zu den Gegner, das Beschaffen der dazu nötigen Waffe (Hatory-Hanso-Schwert) und die Hintergründe des Ganzen, sind der überwiegende Inhalt des Werkes und die Kämpfe bzw. Schlachten gegen Ihre Gegner, Vernita Green sowie O-Ren und deren Leibgarde (Crazy 88), nehmen einen Großteil der Spielzeit ein. Die FSK hatte hier wohl einen guten Tag beio so viel Zeigefreude und unverhohlener Reche der ungekürzten, internationalen Kinofassung die KJ-Freigabe zu vergeben – die berühmten Würfel wieder (zumindest für damalige Verhältnisse). Besagte Langfassung ist in Deutschland via Boots erhältlich und (daher) ungeprüft.

„Da hatte wohl jemand etwas gegen die Verbindung und wollte nicht für immer schweigen.“


Allerdings ist es eben kein „normaler“ Actioner - normal kann schließlich jeder. Neben besagter Rachehandlung und den mörderischen Kämpfen, sind Merkmale sowie Zitate des Westerns („Was gibt es in Mexiko?“ - „Mexikaner“. aus The Wild Bunch (1969)), Easterns (etwa die Kampfstile) & Horrorelemente eingebettet - mitsamt abgeschlagenen Köpfen und Gliedmaßen mit Blutfontänen, wie in asiatischen Splatterfilmen a la The Machine Girl (2008 - ja, der ist jünger, aber an den muss ich immer denken). Das kommt so surreal, übertrieben und witzig rüber, sodass es Spaß macht, zuzuschauen. Kleines Manko: Spannung kommt dadurch kaum auf - Langeweile aber auch nicht. Die Rolle der GoGo Yubari wurde nicht von ungefähr an den Battle Royale-Star (2000) Chiaki Kuriyama vergeben. Standardbesetzungen sind aber sowieso Gang und Gebe. Samuel L. Jackson hat als Organist ebenfalls einen Gast-Auftritt in der Kapelle. Ist dies sein neues Leben nach Pulp Fiction (1994)? Falls ja sei an die Besetzung der fiktiven Gruppe Fox Force Five erinnert. Kill Bill ist sicherlich keine Fortsetzung, aber das Tarantino-Universum bietet schon interessante Möglichkeiten / Spinnereien. Dass die erfundene Zigarettenmarke Red Apple vorkommt, sollte auch klar sein.

Der komödiantische Teil des Films von Sprüchen bzw. Telefonaten („Geht das auch leiser?“ - Und sie wiederholt es leise^^) über Ideen, wie den Pussy Wagon, absurde Szenen (Auge verfüttern) oder eine Hotelbesitzerin, die sich nach der Abschlachtung der Verrückten 88 fragt, wie sie das jemals wieder sauberkriegen solle. Beim Eintreffen der Verstärkung kam mir übrigens Robin Hood: Helden in Strumpfhosen (1993) in den Sinn ;-) Kill Bill ist dem Schauspieler Charles Bronson (1921 bis 2003) gewidmet, der auch hier erwähnt wird. All diese amüsanten Einwürfe lockern das Geschehen gelungen auf. De Film ist somit trotz der Gewaltszenen gefühlt nicht übertrieben brutal. In Punkto Gewalt muss dieser aber keine Vergleiche scheuen. Aufgrund der (Hintergrund-)Geschichte schwingen auch leise Dramatöne mit. Hier ist ganz klar der Weg das Ziel. Was erleben wir als Zuschauer noch, bevor es zum finalen Endkampf kommen wird?  

„Wieso sollte ich Ihnen helfen?“
„Weil meine Ratte ein ehemaliger Schüler von Ihnen ist (…) Sie haben eine Verpflichtung... mir gegenüber.“


Handwerklich sowie stilistisch ist der Film eine Wucht. Die Inszenierung mit wechselnden Kameraperspektive, einschließlich der Tarantino-typischen aus dem Kofferraum raus filmenden Position, über Spiltscreens, von schnellen Schnitten bis einfach draufhalten, oder auch mal Comicsequenzen zur Abwechslung - ein Augenschmaus! Alleine auch die Idee erstmal immer einen Piepton einzusetzen, wenn der richtige Name der Braut genannt wird, um Sie anfangs geheimnisvoller wirken zu lassen, habe ich so auch noch nie erlebt - wobei aufm Flugticket kurz der Name zu sehen ist. Besonders empfohlen sie zudem der ausgezeichnete Soundtrack, allen voran The Lonely Shepherd (Gheorghe Zamfir).

In der internationalen Fassung wechselt zudem das Bild zuweilen von Farbe auf Schwarzweiß, was mir gar nicht gefällt und neben den Zusatzszenen der Grund ist, warum ich quasi nur noch die Uncutversion schaue. Durch die rund 1.700 Liter-Kunstblut, die gefühlt komplett im Erstling vergossen wurden, wird das Ganze zu einer feucht-fröhlichen Schlachtplatte. Sowas sieht man wirklich nicht alle Tage.

„Dachtest du wirklich, es würde so einfach werden?“

„Weißt Du, für eine Sekunde, ja, da dachte ich es!“


Den an den Tag gelegten Sinn fürs Detail kann man alleine schon am Filmtitel aufzeigen: Natürlich ist Bill der Boss, steht auf der Abschussliste als Letzter / Finalgegner und somit ist die Übersetzung „Töte Bill“ logisch und möglich. Man könnte hier aber auch bill als (Ab-)Rechnung und somit entweder „Tödliche Abrechnung“ oder schlicht „Todesliste“ verstehen, passend zur angefertigten Todesliste... im Flugzeug... mit Samuraischwert im Handgepäck - wer kennt es nicht^^... in Richtung Okinawa, das ich weiterhin mit Karate Kid (1984) verbinde. Irgendwo habe ich gelesen, dass bei japanischen Postern das Zeichen / Wort kirubiru abgebildet sein soll (ohne Gewähr), welches gemäß Übersetzer „Töte Bill“ bedeutet (Jetzt muss ich an die Doppeldeutigkeit bei Saw (Gesehen / Säge) denken).

Zwischenfazit - Nummer 1:
Dieser blutig-brutale Rachefeldzug ist ein stilistisches Glanzstück. Viele Hommagen, aber auch ein ganz eigenes Erlebnis. Unterhaltung, Action, Abwechslung - sowas sieht man nicht alle paar Tage und auch über fast zwei Dekaden (wie die Zeit vergeht...) ist Kill Bill - Volume 1 immer noch sehr gelungen. Vor allem dank der Darstellerleistung und dem Geniestreich eines Regisseurs.

- Qualität -> 10 von 10 Punkten
- Unterhaltungsfaktor -> 9 von 10 Punkten
- Gesamtwertung -> 9 von 10 Punkten 


- Fortführung des Reviews


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