Review

Das Review zur ersten Hälfte des bisher besten Tarantinos(mit Spoilern):
Tarantino verbeugt sich vor vielen seiner Idole und das nicht zu knapp, von Leone über Fulci bis Miike ist wirklich alles dabei. Doch neben einer ausführlichen Zitatensammlung ist der Film vor allem eines: Ein großartiger Beweis für Quentins vielseitiges Können und seinen überaus sicheren Umgang mit Stilmitteln aller Art. So schafft er es beispielsweise in der O-ren-Episode dank schillernden Farben, meterhohen Blutfontänen und exakt ausgearbeiteten Actionszenen, wie wir sie bisher nicht von ihm kannten, das Gefühl zu vermitteln einen modernen japanischen Film zu sehen.
Doch der Reihe nach. Anfangs wird dem Zuschauer erst einmal eine zerschundene, blutüberströmte, keuchende Uma Thurman in schwarz-weiß präsentiert, während ihr Bill aus dem Off erklärt, dass sein Handeln nicht im Geringsten sadistisch sei. Der auf seine Erklärungen folgende Schuss fährt einem bei jedem Ansehen von neuem durch Mark und Bein, das ertönende „Bang Bang (My Baby Shot Me Down)“ in der Version von Nancy Sinatra könnte nicht stimmiger sein. Diese Szene setzt sogleich den Grundton für den gesamten Film als erbarmungslose Gewaltoper, jedoch mit einer gewaltigen Portion abgedrehten Humors.
Wir erleben, wie die Braut Nr. 2 auf ihrer Todesliste vor den Augen der vierjährigen Tochter ein Messer in die Brust rammt, wie sie aus dem Koma erwacht und dem Krankenpfleger, der sie während ihrer geistigen Abwesenheit an diverse Freier verkauft hat, heftige Kopfschmerzen bereitet und wie sie sich völlig alleine durch die Horden der Crazy 88 (die übrigens nicht wirklich 88 Mann sind, sie nennen sich eher so, weil sie es cool finden...) schlägt um zur Nr. 1 durchzukommen.
All das präsentiert Tarantino mit rasanter Geschwindigkeit, verliert vorerst keine Zeit für allzu genaue Erklärungen, alles, was wir über die Hintergründe erfahren, ist, dass die Braut mitsamt ihrer Hochzeitsgesellschaft vom Deadly Viper Assassination Squad, dem sie selbst einst angehörte, niedergemäht wurde.
Die Schauspieler agieren allesamt ihrer Rolle entsprechend sehr gut, Uma Thurman spielt die Braut mit grenzenloser Kompromisslosigkeit, Lucy Liu O-ren Ishii mit der nötigen Härte und Würde, Sonny Chiba verkörpert bereits zum sechsten Mal einen Nachfahren Hattori Hanzos und David Carradine ist zwar noch nicht wirklich zu sehen, lässt aber durch die Präsenz seiner Stimme bereits auf einen grandiosen Auftritt in der zweiten Hälfte hoffen.
Der Soundtrack ist, wie man es schließlich von Tarantino gewohnt ist, weit über dem Durchschnitt, reicht von der bereits erwähnten Nancy Sinatra über Morricone, Isaac Hayes, Zamfir oder der Garagenpunkband The 5.6.7.8s bis hin zur deutschen Formation NEU! Wirklich nichts wird ausgelassen.
Alles in allem ein berauschendes Actionspektakel, das einen mehr als zufrieden stellenden Appetitanreger auf Vol. 2 darstellt.

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