Review
von Leimbacher-Mario
Rache ist ein Gericht, das am besten blutig serviert wird
Tarantino gibt es nur einmal, er hat wie nur wenige vor ihm (Godard, Eisenstein, Hitchcock, Murnau) das Kino in seinen Grundfesten geküsst, gerüttelt, geändert. "Kill Bill (Vol. 1)" ist wahrscheinlich mein liebster Film von ihm. Nie werde ich vergessen, wie ich mich mit einem Kumpel damals ins Kino schummelte. Karte für "Findet Nemo" gekauft und einfach mal durchgelaufen ins falsche/richtige Kino. Bam! Aufregend, mutig, wichtig - für mich, meine Entwicklung, unsere Freundschaft und meine Liebe für das Kino. Selbst wenn ich damals als Halbstarker und Kinobeginner natürlich gerade einmal einen winzigen Bruchteil der Anspielungen und Hommagen verstand. Immerhin den Bruce Lee-Einteiler oder Sonny Chiba waren dank des Easternticks meines Vaters schon Begriffe... Ein besonderer Film daher wohl auf ewig für mich, doch auch objektiv einfach eine fehlerlose Granate. Noch immer. Kino pur. Drastisch und packend und lässig. Eine Wuchtbrumme, die einen in den Sessel presst. Vor lauter Kinetik, vor lauter Coolness, vor lauter Filmwissen, vor lauter Tarantino. Funktioniert alleine genauso wie als Double Feature mit dem zweiten Part. Oder am besten sogar als ein einziger Film. Geil bleibt geil. In "Kill Bill Vol. 1" sehen wir "der Braut" dabei zu, wie ihre blutige Rachetour beginnt - denn sie wurde von ihrem alten Lover Bill während ihrer Hochzeit(sprobe) eiskalt niedergemetzelt. Von Profis, die nur einen Fehler gemacht haben - das Massaker nicht ganz zu Ende gebracht zu haben!
Viele von uns lieben Filme genauso wie Quentin und haben gebenso viel oder sogar noch mehr Wissen über die siebte Kunst - doch es kann wohl keiner auf der Welt seine Gedanken, seine Erinnerung, seine Passion in derartige Kunstwerke und Huldigungen ummünzen. Das ist ein begnadetes Talent, vor dem man nur den Hut ziehen kann. Eine Meister der Hommage, der aus Versatzstücken seines liebsten Hobbies nun selbst Meilensteine erschafft. Bei ihm wirkt das nie geklaut oder kopiert, sondern immer genial verschmolzen und zitiert. "Kill Bill Vol. 1" ist wesentlich schmissiger und actionreicher als sein komplementärer zweiter Teil. Fast eher wie ein langer Trailer oder Videoclip als ein kompletter Film mit Füllung. Und irgendwie kann man sich dem magischen Treiben dennoch nicht entziehen. Das Muster der (verdienten) Rache ist zu klar, das finale Drittel im Haus der blauen Blätter ist zu mitreißend und die Figuren sind einfach zu cool, um sie je zu vergessen. Selbst (oder gerade) die Bösen. Vom Soundtrack, der in jede Plattensammlung gehört, ganz zu schweigen. Tarantino hat sich hiermit selbst übertroffen und zog alle Register, nahm jegliche Bremse raus und setzte vollends auf Speed und Power. Ohne (zu) lange Redepausen, die viele seiner sonstigen Werke auszeichnen. Funktioniert auch so. Manchmal reicht auch die Sahne auf der Torte. Die Füllung für diesen brachialen Teaser liefert dann Vol. 2. Mein Favorit bleibt aber Vol. 1, obwohl es zwei Teile einer Medaille sind, die einfach zusammen gehören.
Fazit: Tarantino auf seinem Höhepunkt?! Verspielt, brutal, cool, abwechslungsreich - "Kill Bill Vol. 1" hat alles, was man von dem Regieausnahmekünstler, Filmnerd, Kinofan erwartet. Die Braut ist eine der unvergesslichen Kinofiguren des 21. Jahrhunderts und dieses Stylefeuerwerk lässt man gerne immer wieder in sein Geischt explodieren ohne dass es Substanz vollkommen links liegen lässt. Hammer!