Lang, lang ist’s her als ein verrückter Filmfreak namens Quentin Tarantino mit Geniestreichen wie "Reservoir Dogs" und vor allem "Pulp Fiction" die Filmwelt in Aufruhr versetzte .Nach dem enttäuschenden "Jackie Brown" war es nun lang ruhig um ihn, doch nun hat er sich mit einem Knall zurückgemeldet.
Dieser Knall heißt "Kill Bill Vol 1" und ist definitiv einer der eigenwilligsten Filme seit Ewigkeiten.
Die Story ist schnell erklärt:
Am Hochzeitstag wird "die Braut" mitsamt aller Anwesenden ins Himmelreich befördert, doch da sie dort anscheinend noch keiner haben will fällt sie für 4 Jahre ins Koma. Als sie dann wieder aufwacht will sie nur eins... RACHE.
Jaja... von Tarantino ist man sicherlich komplexere Storys gewöhnt, aber er versteht es durch seinen eigenwilligen Erzählstil, der am ehesten dem von "Reservoir Dogs" gleicht, auch einfache Storys interessant zu machen. Besonders in Erinnerung blieb mir hierbei vor allem die Episode in der die Herkunft von O-Ren Iishi (Lucy Lui) erklärt wird, da man sich plötzlich in einem Anime wieder findet.
Dies ist allerdings nur ein wenig verwunderlich, da man von Beginn an in eine ganz eigene, surreale Welt entführt in der Pop-Kultur auf Samurai-Kodex trifft, in der Tarantinos freakige Figuren mit Zügen der Figuren aus alten Kung-Fu und Samuraistreifen der 60er und 70erversehen werden, in der klingonische Sprichworte und japanische Weisheiten aufeinanderprallen. Das ganze ist halt nur mit einem Wort zu beschreiben: Eigenwillig.
Ebenfalls sicher für Einige sehr gewöhnungsbedürftig ist die Gewaltdarstellung, die teilweise an Miike erinnert. Hier sprudelt das Blut in Fontänen wie man sie sonst nur in einem Springbrunnen bewundern darf. In einigen Zeitschriften konnte man von "exzessiven Ekelszenen" lesen, was ich jedoch für Quatsch halte. Solch eine groteske Darstellung KANN man doch nicht ernst nehmen, oder? Es ist nun mal anscheinend Tarantinos ganz eigene Art von Humor (und bei mir hat es gewirkt). Allerdings gab es da doch eine Szene die ich als grausam empfand. Die frisch erwachte Thurman muss sich anhören wie ein Krankenhausmitarbeiter jemandem für 75$ anbietet sie zu schänden. Vor allem das was gesagt wird und wie es gesagt wird fand ich schon heftig, aber naja... die 2 sterben einen verdienten Tod.
Für Cine-Asia-Fans ist sicherlich der Auftritt von Sonny Chiba ein kleines Fest an sich, doch auch David "Kung-Fu" Carradine als Bill wird sicher dem ein oder anderen ein Schmunzeln aufs Gesicht zaubern.
Generell steckt dieser Film wieder einmal voller Anleihen und Zitaten aus den Werken Tarantinos Vorbilder. Offensichtlich ist Thurmans gelber Kampfanzug der and Bruce Lee angelehnt ist. Des Weiteren sind die Bodyguards von Lucy Liu in einer Art gekleidet die stark an "Reservoir Dogs" erinnert, was ja wiederum ein Tribut an John Woos "A better Tomorrow 2" war.
Während des Endkampfes hört man immer wieder das Klacken eines Wasserapparates (was genau das sein soll weiß ich nicht), was Erinnerungen an das quietschende Windrad in "Spiel mir das Lied vom Tod" erinnert. All diese Kleinigkeiten machen das eh schon amüsante Filmerlebnis noch einen kleinen Tick interessanter.
Kameratechnisch gibt es wie gewohnt sehr schöne Einstellungen und Fahrten, die teilweise von Steadycam-, in eine Kran- und dann wieder in eine Steadaycamfahrt übergehen. Neu ist allerdings das es diesmal schnelle Schnitte gibt (jedenfalls kann ich mich an so was in Tarantinos früheren Filmen nicht erinnern). Dies musste aber sicher sei, damit die Dynamik der Kloppereien noch unterstützt wird.
Fazit:
In meinen Augen Tarantinos zweitbester Film. Für Cine-Asia-Fans sicher ein Genuss, aber auch für alle anderen sicher einen Blick wert. Der Schritt weg vom Dialoglastigen war sicherlich eine gute Entscheidung, denn so bekommt man wirklich was anderes. Eine simple Handlung entpuppt sich als letztendlich doch nicht ganz so simpel (was erst in Teil 2 wirklich eine Rolle spielen wird), Uma Thurman ist als Racheengel ein Genuss, die Cameos und Anspielungen frischen das ganze noch weiter auf und die Action macht einfach nur Spaß. Das ganze wird wunderbar mit Tarantinos schrägem Humor abgerundet.
9 von 10 Punkten