Nun da ist es endlich, Quentin Tarantinos neustes Werk. Von vielen heiß ersehnt - und man kann es ihnen nicht mal verübeln nach raffinierten Meisterwerken wie "Reservoir Dogs" oder "From Dusk Till Dawn". Für "Kill Bill" bleibt Quentin Tarantino seiner eigenen Linie treu: viel Action und Gewalt, gepaart mit der richtigen Portion Humor. Story, Surroundings und Szenerie allerdings haben sich seit letzten Mal dennoch verändert.
Eine schwangere Auftragskillerin (im Film liebenswert "The Bride" genannt und verkörpert durch Uma Thurman) wird an ihrem Hochzeitstag von den Männern ihres Bosses Bill kaltblütig samt Gästen umgebracht. Irgendwie überlebt sich doch und fällt ins Koma. Nach fünf Jahren geschieht das Unerwartete: sie erwacht und schwört bittere Rache...alle Beteiligten sollen sterben.
Und so geht der Film gleich los mit seinem ersten Opfer. Die Braut entscheidet sich dafür, Vernita Green einen Besuch abzustatten. Dabei ist gleich klar, dass diese ihr Leben geben muss. Was folgt, ist ein ziemlich gut inszenierter und gen Ende auch amüsanter Kampf zwischen den beiden Ladies - meiner Meinung nach, der Höhepunkt des Films...und das gleich zu Beginn. Als nächstes hat unsere Braut vor, O-Ren Ishii ordentlich einzuheizen. Aber zuerst müssen Vorbereitungen getroffen werden; also ab nach Asien, um sich von Hattori Hanzo ein Samuraischwert aus dem härtesten Stahl anfertigen zu lassen. Der Rest des Film beschäftigt sich dann mit der Lebensgeschichte von O-Ren Ishii und dem Aufeinderandertreffen von jener und der Braut.
Die Story ist dünn und zugegeben wenig innovativ. Denn die einzelnen Elemente gab es alle bereits in irgendeiner Form schon mal woanders zu sehen. Besonders spannend ist das ganze auch nicht. Was aber dennoch zum Weitersehen animiert und den Film durchaus interessant gestaltet, ist dessen Aufteilung in Kapitel, die einzelne Handlungsstränge gekonnt voneinander trennen. Besonders realistisch ist das Geschehen auf der Leinwand nicht gerade, aber das ist auch nicht wirklich entscheidend bei einem Tarantino-Film. Diese Komponente kann man also getrost und ohne Sorgen außer Acht lassen. Was den zumindest erfahrenen Kinogänger vielleicht eher nerven könnte, ist zum Teil die Vorhersehbarkeit einzelner Szenen. Das passiert nun mal, wenn man aus verschiedenen Filmen sich bestimmte Dinge zusammenklaut. Was dann noch dazukommt, sind einige überflüssige Klischees. Die halten sich allerdings im Rahmen und sind deshalb zumindest meistens vernachlässigbar. Das Ende hat man widerrum gut gelöst. Obwohl die Story nach Ende von "Kill Bill Volume 1" nicht fertig erzählt ist, fand man meiner Meinung nach einen perfekten Kompromiss als Übergangslösung. Die Gefahr mit einem "Toll, und wie geht's jetzt bitte weiter?!" aus dem Kino zu kommen, besteht also nicht.
Die Action an sich ist gut inszeniert. Die Choreographien, vor allem bei den Schwertkämpfen, sind durchgehend sauber und lassen keinen Kritikpunkt zu. Die Kameraeinstellungen, Schnitte, Effekte und Darsteller sind beinahe makellos und ergänzen sich perfekt zu einer brillanten Optik. Was etwas übertrieben wirkt, ist der zum Teil recht gewagte Gorefaktor. Die Blutfonteinen und abgetrennten Körperteile en masse häufen sich immer weiter - so schön es beim ersten Mal noch anzusehen ist, umso langweiliger wird es beim vierten oder fünften Mal. Alles außerdem schön abgekupfert von den asiatischen Samuraifilmen...die konnten mit solchen Bluteffekten schon in den 80ern aufwarten. Allerdings positiv anzumerken ist, dass sich ein Mann wie Tarantino Vorbild an den Asiaten nimmt. Zumindest einer, der in Hollywood noch etwas Filmgeschmack hat.
Einige Teile des Films sind in Zeichentrick oder schwarz/weiß dargestellt. Der Rückblick auf die Geschichte von O-Ren Ishii ist komplett animiert und tritt im Anime-Stil auf. Das lässt natürlich noch einiges mehr an Brutalität zu. Der Kampf zwischen der Braut und den Helfern von O-Ren Ishii hingegen ist schwarz/weiß dargestellt. Über solche Elemente kann man sich streiten, da entscheidet der persönliche Geschmack. Mir persönlich wäre ein durchgehend einheitlich gedrehter, farbiger Film lieber gewesen. Die Score ist ordentlich und umfasst verschiedene Genres. Dennoch ist sie meiner Meinung nach an einigen Stellen nicht besonders glücklich ausgewählt worden...man kann aber damit leben. Sie sorgt auf jeden Fall für den "komischen" Beigeschmack der Marke Tarantino.
Schauspieltechnisch kann "Kill Bill" glänzen. Sämtliche Darsteller sind perfekt besetzt und ziehen ihre Show hervorragend durch. Besonders überzeugend ist Hauptdarstellerin Uma Thurman. Sie schafft es perfekt, ihren Charakter gekonnt und glaubhaft fürs Publikum darzustellen. Technisch gesehen ist der Streifen beinahe makellos: gute Kamera, hervorragender Schnitt, gute Regiearbeit...kurz: alles bestens.
Allerdings muss man sagen, dass es "Kill Bill" nicht mit Tarantinos früheren Werken aufnehmen kann. Im Vergleich zu denen, fehlt es hier an Originalität und den ansonsten so genialen Tarantino-Dialogen und Sprüchen. In Kill Bill wirken diese nämlich ziemlich konstruiert und gekünstelt und sind lange nicht so witzig, wie zum Beispiel die aus "Reservoir Dogs". So übertrieben brutal, wie "Kill Bill" in den Medien hingestellt ist, erschien er mir nicht. Der Film ist nicht schlimmer als ein "From Dusk Till Dawn". Das soll natürlich nicht heißen, dass die Gewalt und das Blut zu kurz kommen. Mit rumfliegenden Körperteilen und sprudelndem Blut sollte man sich schon anfreunden können. Auch in diesem Film hat übrigens die Action den typischen humoristischen Beigeschmack, den man von Tarantino gewohnt ist.
Insgesamt gesehen ist "Kill Bill" ein routinierter Film mit einigen Höhepunkten, der aber weder originell noch besonders tiefgängig ist. Für einmal ansehen bietet er jedoch genug Spaß und Fans werden ihn sicher lieben. Ich bin der Meinung, dass eine gute 7/10 dem Film durchaus gerecht wird. Was manche Leute dazu treibt, ihm eine glatte 10 zu geben, bleibt meinem Denken verschlossen. Mir kommt es sowieso mehr vor, als ob Tarantino hier eine Hommage ans asiatische Kino geschaffen hat, anstelle eine Neukreation zu entwerfen. Ansehbarer Streifen, aber auf keinen Fall absolute Oberklasse...dazu hat "Kill Bill" zu wenig zu bieten.