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Endlich war es soweit. Tarantinos vierter Film. Sehnsüchtig erwartet wie kaum ein anderer. Ein Jahr verschoben, um Uma Thurman als Hauptdarstellerin besetzen zu können. Jetzt die Frage: Hat sich die Warterei gelohnt? Definitiv ja.

Bevor jetzt wieder Vergleiche mit seinen Vorgängerwerken, allen voran dem genialen "Pulp Fiction" angestellt werden, sag ich euch gleich: Vergesst es!
Tatsache ist: Man KANN diese Filme nicht miteinander vergleichen. "Pulp Fiction" war revolutionär, setzte auf Drehbuch und Dialoge. "Kill Bill" ist eine Hommage an die gesamte Filmgeschichte, allen voran den Martial Arts Filmen der Shaw Brothers. Genauso gehuldigt wird italienischen Gialli, Western und Animeproduktionen.
Kurz gesagt: "Kill Bill" ist reine Zitationsquelle und eine Verbeugung vor verschiedenen Genres. Der Film setzt eher auf das Visuelle, die Kampfszenen, das Blutvergießen und Töten.
Die Story ist minimal, aber das ist durchaus beabsichtigt und vollkommen ausreichend: "Die Braut" wird an ihrem Hochzeitstag beinahe von ihrer Gang, angeführt vom titelgebenden Bill, getötet, überlebt jedoch und erwacht 4 Jahre später aus dem Koma. Nun schwört sie blutige Rache an allen Mitgliedern der Gang, die an der damaligen Tat beteiligt waren...

Wie gesagt erinnert nicht viel an Tarantinos frühere Werke. Trotzdem erkennt man eindeutig, dass der Meister hier am Werk war. Er präsentiert die Ereignisse natürlich nicht in chronologische Reihenfolge, sondern alles wild durcheinander gewürfelt. Er beginnt mit Kapitel 2, zeigt die Rachetat am zweiten Mitglied der Gang bereits innerhalb der ersten Viertel Stunde. Dann erst erschließen sich dem Zuschauer die Ereignisse Stück für Stück und der Großteil des Films beschäftigt sich mit der Rache an "Cottonmouth".
Diese erste Tat geschieht also zeitlich (im Film) nach der zweiten Tat, die wir zu Beginn präsentiert bekommen.

Die Auswahl der Darsteller ist meines Erachtens ein weiteres Mal grandios gelungen. Allen Voran Uma Thurman, "die Braut", die in ihrem gelben Kampfanzug Bruce Lee in dessen letzten Film "Game of Death" Tribut zollt. Michael Madsen war nur kurz zu sehen, darüber lässt sich nach Vol. 2 sicher mehr sagen und David Carradine, für dessen Rolle "Bill" zuerst Warren Beatty im Gespräch war, ist lediglich zu hören.
Überragend fand ich auch Lucy Liu als "Cottonmouth", die einen eiskalten Eindruck macht und ihre Rolle somit glaubwürdig verkörpert.
Stück für Stück bastelte sich Tarantino dieses Meisterwerk aus Miikes "Fudoh" (Schulmädchen, Blutfontänen, Köpfen eines rebellischen Mitglieds), "From Dusk Till Dawn" (Regeln, stecken gebliebenes Schwert mitten in der Meute), "Good Fellas" (Kofferraumszene), "Lady Snowblood" (Showdown mit Lucy Liu) und diversen anderen Filmen zusammen, was dem Spaßfaktor jedoch keineswegs einen Abbruch tut, im Gegenteil.
Ein Rezensent hat sich ja darüber beklagt, dass hier kein kreatives Töten stattfindet, sondern nur mit dem Samuraischwert gemetzelt wird. Nun, immerhin wird gemetzelt. Ich finde das nicht so schlimm. Was erwartet man denn? Das sich Uma mit Axt, Löffel, Gabel und Panzerfaust verteidigt? Ich finde Kreativität ist durchaus vorhanden, gerade bei dem Schulmädchen (aus Battle Royale), das "Donnerkeulenpeitsche" und "Fräsrad" auspackt. Es gibt also durchaus innovative Einfälle.

Beim Soundtrack gilt ähnliches wie beim Filmvergleich. In "Pulp Fiction" (Son of a Preacher Man), "Reservoir Dogs" (Stuck in the Middle with you) und "Jackie Brown" (The Delphonics) huldigte er noch Kultsongs aus seiner Plattensammlung. Dies ist bei "Kill Bill" nun etwas anders, gibt es doch viel asiatische Instrumentalmusik. Eine Gänsehaut lief mir allerdings bei Nancy Sinatras "Bang" Song über den Rücken.

Mein Fazit: Jeder, der nur ansatzweise mit Tarantino- und/oder Martial Arts Filmen etwas anfangen kann, für den ist "Kill Bill" Pflicht. Ein wirklich endgültiges Fazit kann jedoch natürlich erst nach Genuss von Vol. 2 gefällt werden.

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