Kill Bill Volume 1 - es ist nicht der bester Film, den Kult Regisseur Tarantino auf die Beine gestellt hat, aber wie kann man diese Behauptung überhaupt festigen, handelt es sich doch hierbei um eine Abweichung dessen, was wir bisher gewohnt waren. Pulp Fiction, Jackie Brown und Reservoir Dogs... intelligente, lange Dialogsequenzen, die geschickt ohne festen Zeitrahmen in die bewerte Böse-Buben-Story eingesponnen sind. Anspruchsvolles Kino, das nicht nur die Urinstinkte des Menschen befriedigt, sondern mehr fürs Köpfchen bietet. Soviel zu dem, was wahr...
Doch heute ist Kill Bill - ein oberflächlich plumper Martial Arts Plot, der durch die intelligente Verkettung klassischer Kung Fu Film-Elemente ein gewisses Maß an Anspruch erzeugt. Shaw Brothers, Bruce Lee, Lady Snowblood, Samurai Fiction, dreist zusammengeklaut möchte man meinen, aber ich bin mir dessen bewusst, dass es sich hierbei um eine Huldigung an die fantastischen Werke handelt und zu Recht honoriere ich dies mit Bewunderung. Die Dialoge sind knapp bemessen, aber prägnant und knüpfen abermals an die letztendlich blumigen Kung Fu Weisheiten der Vorbilder an und sind beabsichtig schlicht gehalten. So auch die umstrittene "Wackel mit dem großen Zeh" Sequenz, die meiner Meinung zu Unrecht missbilligt wird, da sie die Animesequenz mit einem Fragezeichen einleitet und fulminant ausklinken lässt mit einem "aha"-Effekt. Ein gutes Beispiel, dass der Anspruch im Gegensatz zu Pulp Fiction keineswegs gelitten hat. Ich denke, Kill Bill ist kein wirklich anpruchsvoller Film an sich, sondern der Martial Arts
Hintergrund und wie er in Kill Bill umgesetzt wird macht den Anspruch aus.
Doch nun genug davon, Rechtfertigungen zu wollen warum mich der Film ebenso begeistert hat wie andere Tarantino Werke und das durchaus Parallelen zu ziehen sind. Reden wir von den offensichtlichen Knackpunkten des Films: Die Action und die Bilderflut, die Kamera und die Besetzung, nicht zwangsläufig in dieser Reihenfolge.
Die Einflüsse des asiatischen Kinos fließen reibungslos in das hippe Pulp Fiction Gangster Ambiente (da ist er schon wieder, der böse Film ...) mit ein. Alles wirkt hübsch übertrieben, der aus der tragischen Schändung Uma's resultierende Rachefeldzug mit ultrabrutalem Ausmaß mitsamt den comichaften Charakteren, eingefangen in eleganten Kameraschwenks und unterlegt mit teils funky, teils atmosphärische oder einfach nur kultige Kung Fu-Film typische Mucke (wie soll man das sonst bezeichnen).
Aber ein Faible für besagte Martial Arts Kracher muss man schon mitbringen, um sich für diesen Film erwärmen zu können. Dann wird einem vielleicht nichts Neues im Sinne der Klassiker geboten, aber dennoch versprüht Kill Bill seinen eigenen Charme und als Neueinsteiger bietet sich die Gelegenheit eine tiefe Briese dieses Mysteriums einzuatmen. Eine völlig andere Welt erschließt sich dem einen oder anderen da durch, was ich Tarantino hoch anrechne. Alte Hasen des Genres möchten vielleicht protestieren, da man sich ja wie schon erwähnt in einem Raum bewegt, der durch die Klassiker geprägt wurde und keine Innovation aufweisen kann. Nun, dann frage ich mich, wieso dieselben Personen eben dieses Genre so stark vor solchen Urteilen wie der Einfalls- und Sinnlosigkeit "stupider Kloppereien" verteidigen. Diese können ja auch nicht "mehr" als nur wilde Gefechte aufweisen, der Hintergrund bleibt meist unbeachtet oder schlicht. Was macht diese Filme so besonders? Es ist der Charme, die Ausdrucksstärke, dieses prickelnde Gefühl, Teil bei etwas außergewöhnlichen zu sein. Mit den Helden des Films mitzufiebern, die eben diese Gefechte im ästhetischen Rahmen austragen. Wo spielt denn der Hintergrund groß eine Rolle, der bleibt meistens gleich. Das drückt Kill Bill doch sehr deutlich aus und beeindruckt durch eben seinen ganz besonderen Charme...
Schon allein das Logo der Shaw Brothers ganz zu Beginn von Kill Bill hat mich davon überzeugt, dass mich mit diesem Film ein Kleinod des ausgetrockneten Ami-Landkinos erwartet und so ist es auch. Ich denke, nicht allzu viele freunden sich mit eben dieser Meinung an, aber so denke ich ganz speziell für mich über Kill Bill und ich brauche nicht lange darüber nachdenken, welche Bewertung ich abzugeben habe. 10/10 ist geradezu eine Pflicht, der ich mit Freuden folge leisten werde.