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Aha, da ist er also endlich, der neue Tarantino. Für einige ist er offensichtlich ein überdurchschnittlich guter Film, ein Meilenstein und trallala. Ich war von vorne rein schon etwas misstrauisch, was den Tarantino-Stil in Kill Bill und die Qualität des Filmes an sich angeht, nachdem ich den Trailer vor geraumer Zeit gesehen hab, und er mich nicht überzeugt hat. Allerdings muss ich sagen, dass ich in den ersten 30-40 Minuten von Kill Bill dacht: "Mensch, verdammt. Du hast absolut Unrecht. Der Film ist genial. Tarantino ist ein Gott, wie hätte ich seine ausgefuchste Erhabenheit anzweifeln. Unwürdiger ich."
Er hatte alles was ein Tarantino haben muss. Geniale Kameraeinstellungen, untypische Erzählstruktur, filmische Ästhetik, tolle Einfälle, schwarzer Wortwitz. Und sogar ich hätte ihn als gelungene Hommage bezeichnet.

Aber Kinners, so blieb es nicht! Was mir aufgefallen ist, ist folgendes: Eigentlich ist es ein total lächerlicher, billiger, weil aus anderen Filmen klauender, zwar dennoch total origineller und interessanter, aber eben alberner Film ist. NIEMALS wäre Kill Bill so erfolgreich gewesen, wüsste man nicht das Quentin ihn gedreht hat. Andere große Regisseure hätten sich einen derartigen Film nie zu drehen getraut. Aber Quentin kann es sich erlauben. Er hat eine dermaßen eingefleischte Fangemeinschaft und dermaßen hohes Ansehen für kreative Raffinesse in der Filmbranche, das er sich offensichtlich alles erlauben darf. Und das Volk lässt sich blenden!!!!!!!!!!!!!!!! Man ist überzeugt, dass es ein himmlisch guter, alle Mauern umwälzender Meilenstein in der Geschichte des Films ist. Aber man ist es nur, weil er von Quentin ist.
Ich finde den Film nicht so gut. Es wird viel zu viel geklaut. Wo ihr meint, dass hier geniale Dialoge stattfinden, dann frage ich mich, ob wir überhaupt denselben Film meinen. Nichts vom Wortwitz Tarantinos anderer Filme hat Kill Bill. Es kam in mir, nach den ersten ca. 30-40 Minuten, die echt spitze waren, nicht einmal das typische Tarantino Gefühl auf.

Die Gewalt ist eigentlich gar kein Problem des Films. Sie ist einfach nur albern, da alles bewusst übertrieben dargestellt ist. Keiner hat sich im Kino großartig geekelt in den Gewaltszenen (ok, in oben genannten ersten 30 Minuten schon, wo das Kind zusieht!!!!!!!!!!!), weil es einfach nur albern aussieht wenn sekundenlang meterhohe Blutfontänen aus den Armen sprühen. Es ist lustig. Unreale Gewalt!!!!!!! Die anderen Tarantino-Streifen waren viel grausamer, allen voran Reservoir Dogs.
Ich weiß, es ist eine Hommage. Die Fontänen, die Sprünge, die Kampfszenen, alles eine Hommage ans große asiatische Kino und andere Genres. Aber das ändert absolut nichts daran, dass es halt nun mal lächerlich aussieht.
Die Musik ist wie immer spitze, auch wenn die lustige Panflöte doof klingt. Coolness-Faktor bleibt dennoch zurück.
Die Story ist, finde ich, das gewalttätigste am ganzen Film. Die filmische Technik..... naja, alles schon mal gesehen.
ABER. Es ist trotzdem ein Tarantino. Kreativ und sehr unterhaltsam, jetzt allerdings auf eher oberflächlicherer Ebene als früher. Der subtile Witz findet praktisch gar nicht statt. Jeder Witz wird einem auf die Nase gebunden.

Trotzdem gucken!

7/10

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