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Als sich Quentin Tarantino und Uma Thurman anno 1994 während des Drehs von „Pulp Fiction“ zusammensetzten, kam plötzlich die Idee zu einem weiteren gemeinsamen Film auf: „Kill Bill“ sollte er heißen und die Story einer Frau erzählen, die während ihrer Hochzeit von ihrem ehemaligen Mann Bill und seinem Killerkommando, zu dem sie auch angehörte, ausgeschaltet wird. Doch stirbt sie nicht nein, nein sie schwört schwer verletzt Rache und rechnet mit einem nach dem Anderen ab, um am Ende Bill persönlich gegenüber zu stehen. Die „Braut“ und ein Kult waren geboren. 2003, fast zehn Jahre später, begannen die Dreharbeiten zu diesem Rache-Epos, welches, zumindest in Vol. 1, eine Verbeugung vor Legenden wie den Shaw Brothers oder Bruce Lee darstellt, so ist der gelbe Anzug, den die Braut trägt, eine Anspielung an Lee´s „Game of Death“ (1975). Gedreht wurde in den berühmten Beijing Studios, welche in Peking ansässig sind. Um diesen Eastern so authentisch wie möglich zu realisieren, dreht Tarantino mit einem amerikanisch-japanisch-chinesischen Team, wo Verständnisprobleme sicher an der Tagesordnung gewesen sind. Der Film, der in der Movie-Movie Welt spielt, hat aber noch mehr zu bieten: Ein ganzes Kapitel wurde von der Anime-Schmiede „Production I. G.“ gezeichnet, welche sich vor Allem durch „Ghost in the Shell“ einen Namen gemacht hat. Doch hat sich all der Aufwand für Volume: 1 gelohnt?


Die Story:

Während ihrer Hochzeit wird die noch unbekannte Braut(Uma Thurman) mit der gesamten Hochzeitsgesellschaft von ihrem ehemaligen Mann Bill (David Carradine) und seinem Killer-Kommando, welches ihre alten „Freunde“ und Kollegen darstellt, massakriert. Bill lässt es sich nicht nehmen, und befördert seine Ehemalige persönlich per Kopfschuß in die ewigen Jagdgründe, dass denkt er zumindest, denn die Braut kann schwer verletzt in ein Krankenhaus geschafft werden, wo sie vier Jahre ihres Lebens im Koma liegt. Nachdem sie aufgewacht ist, schwört sie blutige Rache an denen, die sie beinahe getötet, ihren Mann und ihre Freunde ausgelöscht, und vor Allem: An dem, der ihr Baby auf dem Gewissen hat: Bill. Sie erstellt eine Todesliste, auf der fünf Namen stehen: O-Ren-Ishii (Luci Liu), eine gefürchtete Unterweltqueen, die die Yakuza in Tokyo beherrscht, Vernita Green (Vivica A. Fox), eine schwarze Hausfrau, die nach dem Massaker an der Braut mit ihrer Tochter Nikkia ruhe finden will, Budd(Michael Madsen) ein heruntergekommener Schweinehund, der Geld immer gebrauchen kann, egal wie dreckig es ist, Elle Driver (Daryl Hannah), eine kühle Blondine, die mit einem Auge auskommen muss und zu guter letzt: Bill, der Mann, der für alles verantwortlich ist. Bei dem weisen Schwertmeister Hattori Hanzo (genial: Sonny Chiba) will die Braut den Schwertkampf erlernen, um gegen O-Ren und ihre Leibgarde, die „Crazy 88“, im Kampf bestehen zu können.

Was einen hier erwartet, ist zwar eine simple Rachestory, die Tatsache, dass eine Frau rot sieht, macht den Film aber dennoch ungewöhnlich. Wie man es inzwischen gewohnt ist, werden die Regeln der Zeit nicht beachtet, und so spielt das erste Kapitel nach dem eigentlichen Finale gegen O-Ren. Das wirklich gelungene Anime-Kapitel beleuchtet den Charakter O-Ren ziemlich gut und ist toll umgesetzt worden. Zu kämpfen hat die Story, mit einigen unlogischen Stellen und der Tatsache, dass es etliche tolle Kämpfe zu sehen gibt. Denn diese sorgen dafür, dass kultige Dialoge etwas zu kurz kommen und die liebt man an Tarantino ja am Meisten.


Die Darsteller:

Tarantino hat mal wieder die „Ich mache aus alten Sternchen wieder ganz große Stars“ Masche abgezogen, was ich aber wirklich gutheiße. Da er in Kindertagen ein großer Fan von der Serie „Kung-Fu“ war, musste er Carradine einfach zu einem (fulminanten) Comeback verhelfen und hat ihm die Rolle des Bill überlassen. Auch Sonny Chiba, eine wahre Legende des Easterns, hat hier eine tolles Karriereauf erlebt und kann in seiner Rolle einfach nur überzeugen, Tarantino hat aus der Rolle von Hattori Hanzo eine einzige Chiba-Hommage gemacht. James Parks darf hier, samt Sohnemann, seine „From Dusk till Dawn“ Rolle weiterweben und spielt wieder, einen harten Cowboycop, der mit Sonnenbrille und Cowboyhut unheimlich cool wirkt. Allen Stars, besonders natürlich Uma Thurman, wird in den harten und atemberaubend choreographierten Actionszenen alles abverlangt.


Die Atmosphäre:

Der Film bedient sich in einigen Szenen der Farben schwarz und weiß, worunter am Meisten das „Teehaus-Massaker“ zu leiden hat. Dennoch bekommt „Volume: 1“ dadurch einen stilvollen Beigeschmack. Die Idee mit dem Anime kann man mehr als gelungen bezeichnen und paßt perfekt in diesen knallbunten Comic, der auch wie ein Computerspiel wirkt. Damit auch wirklich Easternstimmung aufkommt, sind die Kämpfe stilecht mit Original Kung-Fu-Geräuschen unterlegt worden, was sehr gut passt. Der Tarantino-Fan kann sich über die typischen schwarz weißen Anzüge mit den dünnen Krawatten freuen und auch einige Anspielungen, wie die Werbetafel für die aus „Pulp Fiction“ bekannte Zigarrettenmarke „Red Apple“, lassen das Herz höher schlagen. Was noch enorm zur Atmo beiträgt ist, dass in vielen Szenen japanisch gesprochen wird, welche natürlich untertitelt ablaufen. Was dann aber wieder negativ zu bewerten ist, ist die nicht immer gelungene deutsche Übersetzungsarbeit, welche vielen kultige Sprüchen einen Strich durch die Rechnung macht. So heißen die „Verrückten 88“ in einer anderen Szene plötzlich die „Wilden 88“. Dinge wie „Pussy Wagon“ wurden, glücklicherweise, garnicht erst versucht übersetzt zu werden. Der Film ist natürlich nicht bierernst gemeint und hat den typischen „Tarantino-Humor“ zu bieten.


Kamera & Schnitt:

Um es gleich vorweg zu nehmen: Alle Fassungen, außer die aus Fernost, sind um zwei Minuten geschnitten und durch den „Lichtschaltereffekt“, der das „Teehaus-Massaker“ in schwarz/weiß ablaufen lässt, entschärft. Damit wollte Tarantino wohl verhindern, dass er noch mehr hätte schneiden müssen. Die Kampfszenen sind rasant geschnitten und werden perfekt durch die Kamera eingefangen. Tarantino bedient sich in einer Szene dem so genannten Splitscreen, in dem zwei Szenen geteilt auf dem Bildschirm ablaufen. Da das gesamte Drehbuch weit mehr als 200 Seiten, und der Film so über drei Stunden gedauert hätte, war ein Split in „Volume 1 & 2“ unumgänglich gewesen.


Die Musik:

Mal wieder absolut genial ausgefallen ist der Soundtrack. Tarantino hat mal wieder tief gegraben, um alten Hits wie „Don´t let me be missunderstood“ von Santa Esmeralda wieder auf die Sprünge zu helfen. Der Soundtrack ist ein wirklicher Ohrenschmauß geworden und kann getrost als perfekt bezeichnet werden.



Fazit:

„Kill Bill Volume: 1“ ist ein durchgestyltes und brutales Racheepos geworden, das vor Allem durch sein Ideenreichtum glänzen kann. Die Animesequenz fügt sich perfekt ein und der Soundtrack ist wirklich toll geworden. Das stilreiche Meisterstück hat nur mit seiner schwachen deutschen Übersetzung, den wenig kultigen Dialogen und der Tatsache, dass die Asiaten mit der ungeschnittenen, unzensierten Fassung bevormundet werden, zu kämpfen. Dennoch kann man „Volume: 1“ als eine blutig-brutale Schlachtplatte mit einem tollen Showdown bezeichnen. „VOLUME:1“ = BLUTIG, BÖSE, GEMEIN!

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