Auch ein Bana kann mal anders...
Die Fortsetzung des 2020 gedrehten "The Dry- Lügen der Vergangenheit", der auf den gleichnamigen Roman von Jane Harper basiert und weiterhin auf Eric Bana in der Hauptrolle des ermittelnden Detectives setzt, ist inhaltlich völlig abgeschottet vom Vorgänger und kann auch ohne Konsum von diesem, gänzlich genossen werden. Bei uns ziemlich untergegangen, handelt es sich doch um eine kleine Suspense Perle aus Down Under.
Bei einem Betriebsausflug in den australischen Bergen, bei dem fünf Frauen teilnehmen, kehren vier völlig entkräftet zurück. Das Verschwinden der fünften namens Alice bleibt ein Mysterium. Die beiden Ermittler Aaron Falk und Carmen Cooper, die zu dem Fall hinzugezogen werden, starten eine Befragungsrunde jeder der einzelnen Überlebenden Teilnehmer. Und jede hat eine andere Version der Geschehnisse parat. Was keiner weiss; Alice war eine Undercover Informantin für Falk, die den Konzern ausspähen sollte, der angeblich in Geldwäscheverbrechen verstrickt ist.
Die Story, die völlig autonom vom Erstling fungiert und ebenso auf dem gleichnamigen Krimiroman basiert, erzählt hier äußerst ruhig und entspannend die mysteriöse Geschichte einer im Wald verschollenen Frau. Was zunächst etwas schleppend beginnt und sowas wie gepflegte Langeweile versprüht, bekommt nach und nach doch noch die Kurve, intensiviert sich bei der polizeilichen Befragung und ist dank der geschickt plazierten Rückblenden spannend gehalten. Eric Bana, der hier außergewöhnlich besonnen spielt, macht hier bedächtige Mine zum geglaubt integranten Spiel.
Die Flashbacks werden häppchenweise auf zwei verschiedenen Zeitebenen serviert. Zum einen wühlen sie in der Vergangenheit Falk' s, zum anderen legen sie die aktuellen Erlebnisse dar, die kürzlich passierten. Durch die passende Dosierung gerät die Chose nicht ins Stocken, trotz anfänglicher Disposition. Der Spannungsbogen hält sich bis zur Auflösung des Falles kontinuierlich die Waage, wobei es nie brutal oder blutig wird. Ein klassischer Suspense- Krimi aus Down Under, der es schafft, einzig aus Verhör ausreichend Thrill zu fabrizieren. Naturfreunde können sich die tolle Waldkulisse verinnerlichen und somit soll auch klar werden, das Australien nicht nur aus Wüstenland besteht.
Kriminalfilm mit mysteriösen Anleihen, der etwas verwoben daherkommt und trotz beginnender Schwäche ein ordentliches Thrillerpotential entwickelt. Bana spielt seine Rolle glaubwürdig, menschlich und ruhig. Subtil in seiner Art, in Raten abgestottert, dabei nie mit dem Arsch auf Grundeis. Down Under kann halt nicht nur "Mad Max" und "Wolf Creek". Wer es spannend mag und Rätselraten liebt, ist hier bestens bedient.
Ist die FSK:12 Freigabe berechtigt? Ja, für jüngere zu fordernd und anstrengend, zudem etwas düster. Auch wenn es nie brutal wird.