Amerikas Geheimtipp-Schmiede Lions Gate Entertainment, bekannt geworden durch ihren Spürsinn für semiprofessionelle Independentware wie „Cube“ oder „Saw“, zeichnet sich in Kooperation mit Millenium Pictures für diesen weitestgehend mäßigen Thriller, dessen Lösung einfach zu genretypisch ist, verantwortlich.
Es ist nur verständlich, dass der im Ansatz zwar verheißungsvolle, dann sich aber krude verfahrene Film seine Premiere hierzulande zuerst auf DVD erlebte und sich erst später in den U.S.A. oder U.K. verkaufte. Die Kaufinteressenten standen wohl nicht gerade Schlange.
Genauso schnell wie das Intro den voreiligen Rückschluss zulässt, das man es bei „Blind Horizon“ mit einem waschechten Spionagethriller zu tun bekommt, wird eines Besseren belehrt. Denn jener ohnmächtige Unbekannte (Val Kilmer, „Heat“, „The Saint“), den zwei Kinder mitten in der Wüste finden, sieht nicht gerade nach einem Bond-Verschnitt aus, geschweige denn handelt so. Als er aus seinem Koma erwacht, weiß er nicht mehr, wer er ist, dafür allerdings über ein Attentat auf den U.S.- Präsidenten bescheid. Erinnerungsfetzen, die er nicht zu deuten vermag, schwirren ihm durch den Kopf, doch seine Identität wird erst geklärt, als Chloe Richards (Neve Campbell, „Scream“, „Wild Things“) auftaucht und ihm, Frank, erklärt, wer er ist. Während Jack Kolb (Sam Shepard, „Black Hawk Down“, „Don't Come Knocking“), der örtliche Sheriff des kleinen Wüstenkaffs, nicht so recht weiß, was er von Franks Aussagen halten soll, zumal der Präsident in einem so abgelegenen Ort ohnehin nichts verloren hätte, beginnt Frank auf eigene Faust nachzuforschen, denn trotz seines Bildrisses stellen sich kurze Flashbacks ein.
Und genau damit vertrödelt der Film leider auch den Hauptteil seiner Zeit. Frank irrt durch das Kaff, wird immer wieder von diesen heftig zerschnittenen Erinnerungen heimgesucht, glaubt Menschen und Autos wiederzuerkennen, doch die kennen ihn nicht. Stattdessen quatschen ihn wildfremde Leute an und beginnen sich für ihn zu interessieren, während wieder andere ihn zu kennen scheinen. Der Secret Service glaubt ihm nicht, dafür beginnt sich seine Krankenschwester Liz (Amy Smart, „Rat Race“, „The Butterfly Effect“) für ihn zu interessieren. Gepackt von einer Paranoia, glaubt Frank einer Verschwörung auf der Spur. Er weiß einfach zuviel über die Vorgehensweise bei einem Attentat, als das es Zufall sein könnte, zumal ihm seltsame Karteikärtchen mit Codewörtern zugespielt werden? Wie kann er den Anschlag, der nach einem Unfall möglich wird, weil der Konvoi des Präsidenten umgeleitet wird, verhindern?
Bis kurz vor Schluss löst „Blind Horizon“ das Rätsel nicht, tritt auf der Stelle und versandet auf Franks Suche nach der Wahrheit in Andeutungen, Wahnvorstellungen und seiner zerfetzten Erinnerung, ohne das Nennenswertes dabei herausspringt oder die Angelegenheit konkrete Formen annimmt.
Michael Haussman, ehemals für Madonnas Videoclips verantwortlich, merkt man seine Vergangenheit eindeutig an. Er versteht sich darauf den Stoff in eine ästhetische Optik mit Farbfiltern atmosphärisch aufzubereiten und Franks Traumsequenzen in Schnittstakkatos auf Dinge hinzudeuten, vermag dafür kaum einen Spannungsbogen zu erzeugen. Die Substory um die Sheriffwahl und den korrupten Deputy nimmt kaum Bezug zum Hauptplot und gerade weil die Geduld des Zuschauers zur Filmmitte, wo Frank wirklich nur seinen Vermutungen hinterherirrt, auf eine harte Probe gestellt wird, hätte etwas Schwung und Abwechslung nicht geschadet. „Blind Horizon“, beziehungsweise seine Hauptperson Frank, wandelt lange Zeit lediglich umher, um wieder vor neue Fragen gestellt zu werden, die ihn noch verwirrter zurück lassen, als er ohnehin schon ist oder neue Figuren im Plot unterzubringen, die im Grunde gar keine Rolle spielen.
Der namhafte Cast stemmt sich teilweise lustlos gegen die verfahrene Kiste. Die in Nebenrollen tätigen Faye Dunaway („Bonnie and Clyde“, „The Thomas Crown Affair”) und Giancarlo Esposito („Taps“, „King of New York“) verfügen aufgrund der Beschränktheit ihrer Figuren kaum über die Möglichkeiten Nennenswertes beizusteuern, speziell von Val Kilmer, der auch hier übergewichtig daherkommt und Lustlosigkeit mit Authentizität verwechselt, darf man etwas mehr Willen zum guten Schauspiel erwarten. Naja, vielleicht inzwischen auch schon nicht mehr...
Sam Shepard jedenfalls spielt ruhig, wenn auch glanzlos, genau wie Amy Smart den gewiesenen Part hinunter ohne zu glänzen. Beiden Charakteren wird dabei mehr Zeit eingeräumt, als nötig wären, aber das war wohl auch eine falsche Fährte des Drehbuchs.
Fazit:
Wenn auch optisch ansprechend von Regisseur Michael Haussman bebildert, so krankt „Blind Horizon“ fast schon an einem typischen Symptom einer Millenium Pictures-Produktion. Trotz bekannter und teilweise auch guter Schauspieler und einer zumindest Potential bietenden Kulisse schlägt der Film letztlich fehl, weil das Drehbuch nicht mitspielen will. Hier schlägt besonders die eintönige Filmmitte negativ zu Buche, denn der umherirrende Frank muss bis zum Schluss auf die Wahrheit warten. Für einen Thriller zu langatmig und mit zu wenigen „Aha“ –Effekten. So bleibt es letztlich beim unteren Durchschnitt.