Sandra (Molly Parker) hat schon seit ihrer Kindheit eine ganz spezielle Beziehung zu dem Tod. Während er normalerweise als Tabuthema geächtet wird, zelebriert Sandra den Tod förmlich.
Als sie ihren Job - nebenbei zu ihrem Medizin-Studium - in einem Beerdigungsinstitut aufnimmt, entdeckt Sandra schnell ihre Leidenschaft gegenüber den Toten...auch sexuell.
Als sich der Medizinstudent Matt (Peter Outerbridge) in Sandra verliebt, muß er schmerzhaft feststellen, daß Sandra kein ernsthaftes Interesse an ihm zeigt...zumindest nicht, solange er lebt...
Bei "Kissed" geht es um das Thema der Nekrophilie, der sexuellen Beziehung zu toten Menschen. Daß es vor diesem brisanten Hintergrund nicht zu hitzigen Diskussionen und Einschreiten der "Zensur-Behörden" kam, sondern zu einer Veröffentlichung ab 16 Jahren, liegt wohl an der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Regiesseurin Lynne Stopkewich erzählt die Geschichte der nekrophilen Sandra in poetischen Momentaufnahmen. Zu keinem Zeitpunkt wirkt der Film reißerisch oder zielgerichtet, sondern veranschaulicht lediglich die Gefühlswelt der Sandra, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, und für die der Zuschauer gezwungenermaßen Sympathie beziehungsweise Mitgefühl empfindet. Für manche mag die Geschichte langweilig wirken, doch zeigt sie nur die sensible, "fehlgetriebene" Persönlichkeit einer jungen Frau, die nicht versucht ihrem "Ich" zu entfliehen, sondern sich ihm bedingungslos hingibt. Sich dieser Leidenschaft hinzugeben bedeutet für sie nicht nur einem Egoismus zu frönen, sondern die Gefühle anderer zu verletzen, und weiter, andere in ihrem Handeln unbewußt ihren eigenen Vorstellungen zu unterwefen. Wer versucht Teil ihrer Welt zu werden, muß sich ihrem Willen fügen.
Trotz scheinbar erfüllter Glückseligkeit seitens der Hauptdarstellerin, unterzieht sich der Film einer ständig anwachsenden Hoffnungslosigkeit. Dabei wird von Beginn an eine depressive Grundstimmung heraufbeschworen, die sich bis zum Ende durchzieht.
Aus der Perspektive des Matt, handelt es sich jedoch wirklich um einen Film, "in dem die Liebe das Leben überwindet" (Covertext).
"Kissed" ist definitiv kein Film zur Unterhaltung, aber auf jedenfall einer der Sorte, die gesehen werden sollte. Langsam, poetisch, philosophisch...