iHaveCNit: Eine Million Minuten (2024) – Christopher Doll – Warner
Deutscher Kinostart: 01.02.2024
gesehen am 31.01.2024
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 1 – Reihe 8, Platz 17 – 20:00 Uhr
Auf dem ersten Blick sah der Trailer zu „Eine Million Minuten“ gerade aufgrund der Mitwirkung von Karoline Herfurth eben wie ein Film aus, der von ihr hätte inszeniert werden können. Doch die Ähnlichkeit kommt nicht von ungefähr, denn ihr Mann Christopher Doll, der Teil von Hellinger Doll Filmproduktion ist und einige ihrer bisherigen Regiearbeiten mitproduziert hat, hat nun mit „Eine Million Minuten“ ein schönes Regiedebüt hingelegt. Ein Film, dessen Titel nur bedingt mit der Laufzeit des Films zu tun hat, dafür aber mit einem sicherlichen Herzensprojekt des Regisseurs, denn damit verfilmt er das gleichnamige Sachbuch von Wolf Küper, dass thematisch doch zu einem passenden Zeitpunkt kommt und eine schöne, filmreife Geschichte zu bieten hat.
Wolf Küper ist Umweltexperte bei der UN. Ein Termin in New York zum Thema Biodiversität sorgt dafür, dass die nächsten zwei Jahre für ihn sehr anstrengend werden könnten. Was er jedoch aus den Augen verloren hat ist neben seiner Frau Vera auch seine Tochter Nina, deren Entwicklungsverzögerung nach langem Ärztemarathon noch keine klare Diagnose zugrundeliegt und die neben dem Job von Vera, Ninas Bruder Simon und dem ganzen Haushalt Vera zunehmend überfordert. Bis ein Wunsch von Nina nach „Eine Million Minuten für die ganz schönen Sachen“ Wolf auf die Idee bringen wird, mit der gesamten Familie auf eine Reise nach Thailand und Island aufzubrechen ohne zu ahnen, welche Herausforderungen, Momente und Entscheidungen diese Reise für die Familie bereit hält.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die sogenannte „Work-Life-Balance“ ist mit all ihren komplexen Herausforderungen und Fragestellungen mittlerweile nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Über die letzten Jahrzehnte hat sich die klassische, traditionelle, durchaus auch im gemeinsamen Konsens aus unterschiedlichen Schwerpunkten getroffene und bestehende Aufgabenverteilung innerhalb von Ehen, Partnerschaften und Beziehungen schon etwas aufgeweicht, so dass die Frauen in den Bereich vordringen konnten, den Männer übernommen haben und auch Männer in die Bereiche der Aufgaben vorgedrungen sind, die Frauen übernommen haben. Und über die Generationen hat sich auch zu diesen Aufgaben so etwas wie Selbstverwirklichung und beruflicher Erfolg dazu gesellen können. Wenn dann auch noch gemeinsame Kinder die Gestaltung der eigenen und auch gemeinsamen Zukunft beeinflussen, wird daraus durchaus ein sehr komplexes Thema, für dass es keine einfache Antwort gibt. Diesem komplexen Thema gepaart mit einem Aufbruch und einer Reise ins Ungewisse und der Wirkung freigewordener Zeit zur eigenen und gemeinsamen Reflexion widmet sich Wolf Küpers Sachbuch und nun auch Christopher Dolls Verfilmung mit Tom Schilling und Karoline Herfurth in den Hauptrollen sowie einer tollen Pola Friedrichs in der Rolle der Nina. Mit dem Setting vom tristen Berlin über Thailand bis hin zu Island hat der Film durchaus etwas an interessantem Reisefeeling zu bieten und vor allem schöne Bilder für die große Leinwand. Selbst wenn wir es hier im Beispiel vielleicht mit einer Familie zu tun haben, die die Herausforderungen finanziell scheinbar spielend leicht meistert und viele Familien aus finanziellen Gründen diese Herausforderungen nie angehen könnten, bleibt der Film dennoch sehr bodenständig, ambivalent und größtenteils klischeefrei, er spielt und unterläuft sogar einige Erwartungen und mag an mancher Stelle nicht immer der typische Feelgood-Film sein, aber mich hat er großartig unterhalten und auch emotional bekommen können. Nicht nur, wenn es um die durchaus ausbalancierte Darstellung und Auseinandersetzung von gleichermaßen der väterlichen als auch mütterlichen Seite geht, sondern vor allem wenn es um die eigene Tochter geht.
„Eine Million Minuten“ - My First Look – 9/10 Punkte