Review

Ausgehend von und auch direkt an die Ereignisse von One Shot (2021) anschließende Fortsetzung, gleiches Drehteam, mit der Ergänzung durch Michael Jai White in der Besetzung und Tom Berenger, was neben dem durchaus guten Ruf des Erstlings und natürlich der Anwesenheit von Scott Adkins die Aufmerksamkeit der entsprechenden Klientel in Sachen Marketing durchaus höher treibt. Die im Titel versehene Herangehensweise an ein spezielles Filmemachen, nämlich der Handhabung in Echtzeit und damit verbunden auch der Inszenierung in 'einem Schuss', also (scheinbar) ohne Schnitt und Montage war dabei nicht durchgängig begeistert aufgenommen worden, von der Ankündigung her schon nicht, hat sich im Endprodukt nach ersten Startschwierigkeiten aber relativ schnell verselbständigt und für ein spezielles Seherlebnis mit auch mancherlei bemerkenswerten, spürbarer als üblich involvierenden Szenen gesorgt. Diese Praxis einer 'einzigen' langen Aufnahme wird hier natürlich beibehalten, eine Herausforderung für die Crew und das Publikum, und mit allen Vor- wie Nachteilen:

Washington Baltimore Airport. Unter Führung von Lieutenant Jake Harris [ Scott Adkins ] wird der mutmaßliche Terrorist Amin Mansur [ Waleed Elgadi ] in das gesperrte Terminal gebracht und Mike Marshall [ Tom Berenger ] und Agent Jane Hooper [ Hannah Arterton ] von der CIA übergeben, in der Gesellschaft ist auch Special Agent Jennifer Lomax [ Alexis Knapp ], Homeland Security, die den Geschäften von Mansur schon früh auf den Fersen war, sowie Amins schwangere Ehefrau Niesha Mansur [ Meena Rayann ], die als Bedingung für eine Mitarbeit des Gefangenen herbeigebracht wurde. Die Verschnaufpause ist nur kurz, werden die Agenten von einer Söldnertruppe unter Aufsicht von Robert Jackson [ Michael Jai White ] und seinen Flügelmännern Campbell [ Teddy Linard ] und Dunbar [ Aaron Toney ] angegriffen.

Eingangs wird dabei auch mit anderen Mitteln hantiert, mit Splitscreen, mit Point-of-View, mit der Überwachung und Aufzeichnung durch Kameras, mit 'normaler' Schnitttechnik, bei einem Einsatz der Homeland Security am Verladehafen, der Durchsuchung eines Containers nach der schmutzigen Bombe, dem Ausschalten der 'Wachmannschaft', der ersten Mission und dem ersten Briefing. Der Clou: dies ist eine alte Aufnahme, ein Zusammenschnitt einer vorherigen Operation, abgespielt auf einem Laptop, das folgende Prozedere geht nach den Regeln des Vorgängers, und setzt die Tradition dessen fort. Hier wie dort liegt das größte Problem noch bei Gesprächen, die Kamera bei Dialogen wie als dritter Mann im Raum, der abwechselnd von einem Stichwortgeber zum anderen blickt, als stiller, aber nicht unauffälliger Beobachter, der Zuschauer ist anbei, manchmal hört man den jeweils Sprechenden nur, manchmal schaut man in dessen Gesicht oder umgekehrt.

Ein Konvoi zum Airport wird, dort findet das Geschehen statt, die Bilder dabei notwendigerweise und auch angenehm einfach gehalten, eine klare Nacht, ein dunkelblaues bis graues und absichtlich isoliertes Umfeld, mit Schwärze und Schatten, mit vereinzelter und angemessener Beleuchtung, fast ein wenig technokratisch im Ausdruck, kein High-Profile, sondern wie Nunns vorherige Arbeiten The Marine 5 - Battleground (2017) oder Eliminators (2016) auf visuelle Knappheit, aber ein raues Umfeld für all die Auseinandersetzungen bedacht. Ein wenig aus der Zeit gefallen fast, zuweilen erinnert man an die kaum beachtete Neuauflage von 24, an 24: Legacy (2017), gerade in den dortigen Nachtstunden, die hier allerdings den kompletten Zeitraum in Anspruch nehmen und die zeitliche Frist von ca. 100 Minuten ausmachen.

Nunn, der auch für die Geschichte hier verantwortlich war, setzt zu Beginn schon auf viel Bewegung, die Fahrt zum Flughafen, der Gang durch die Hallen, Ereignisse finden gleichzeitig statt und überall, es gibt Anrufe, es gibt Weisungen, es gibt Änderungen in der Situation. Vorkenntnisse sind im Übrigen nicht unbedingt nötig, man kann den Film unabhängig vom Ersten sehen, die wenigen Informationen ("Tell me, what really happened out there in Poland?") werden dargereicht, zumal One Shot vom Inhalt minimalistisch überschaubar war, ein Angriff auf eine Black Site und die entsprechende Gegenwehr; im Groben und Ganzen zumindest, ging es in den Zwischentönen schon um einiges mehr. Eine gewisse Paranoia wird hier auch beizeiten eingebracht, die Suche nach einem Verräter, nach der Wahrheit in all dem Ganzen und ob es überhaupt die eine Wahrheit gibt ("I don't even know anymore."), eine präsente Nervosität, Unsicherheit und Anspannung, und die Veranlagung von Set und Setting sind größer, die Einflüsse von außen sind zahlreicher, Fernsehnachrichten werden eingespielt, Transportmittel genutzt, man wird aus dem Terminal hinein- und wieder heraus komplimentiert. Mehr Aufwand, von der Pflicht zur Kür quasi.

Das erste Chaos bricht dann nach 20 Minuten aus, Angriffe von allen Seiten, der Versuch der Flucht, aufgehalten durch Blockaden, eine allgemeine Verschanzung, eine lange Nacht fängt an. Ein orchestriertes Durcheinander, "Back up! Give me some room.", Menschen rennen aufgeregt bis scheinbar planlos durch den Bildkader, die Kamera bleibt ab da (oft, nicht ständig) an Adkins dran; der zu Beginn entsprechend der Vorereignisse recht abgekämpft und geschunden aussieht, aber dann natürlich dennoch aufdreht. Ein Déjà-vu und eine Variation und Erneuerung der Ereignisse, die Weiterführung eines Experimentes, ein Kreislauf der Gewalt auch, zwischendurch wird im rasenden Vehikel eine Wundversorgung eingeleitet, während links und rechts die Schüsse in die Karosserie einprasseln, und 'live und in Farbe' und entsprechend unangenehm auch gestorben, der Übergang vom Leben zum Tod binnen Sekunden gezeigt wird.

Vermehrt eine technische, körperliche und auch psychische Höchstleistung für alle Beteiligten in der Produktion, aber auch ein Herausstellung-, da Alleinstellungsmerkmal dieser, ab und an mit einigen vernachlässigbaren Schnitzern im Skript bzw. der Exekution, so wirkt speziell der Start des ganzen Szenarios etwas erzwungen und auf Dauer auch zerdehnt. Actionszenen kommen wie auch im Vorgänger nicht wirklich bzw. anders zur Geltung, Kampfhandlungen sind eher grobes Gerangel, da steht der Verzicht auf eine Montage im Wege, es wirkt öfters wie ein langer Rohschnitt, ein taktisches Versteckspiel, Tarnen und Täuschen, eine interaktive Simulation, ein Manöver. Es wird sich viel in den Eingeweiden des verwinkelten Gebäudes (gedreht wurde auf dem London Stanstead Airport in Essex) herumgetrieben, die Gegner nach und nach und das mit möglichst Stille und Unauffälligkeit ausgeschaltet, dazu Geschreie und Überzeugungsarbeit, auf Dauer etwas belastend für die Nerven, überzeugt dann aber wieder mit Fleißarbeit und Kreativität.

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