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Japan, 1988: Die unheilbar kranke Noriko findet heraus, dass, während sie im Hospital vor sich hinvegetiert, ihr Ehemann sie seit längerem regelmäßig betrügt. Darauf hin flieht sie aus dem Krankenhaus und verabredet sich über eine Telefon-Hotline mit dem Fremdgeher Yanai. Die beiden steigen in einem billigen Stundenhotel ab, wo sich die aufgestauten Frustrationen der jungen Frau sich schließlich entladen und sie den Typ mit einem Messer absticht. Die Polizei ist ihr darauf hin zwar schnell auf der Spur, hat allerdings keine Handhabe, denn der Tankwart Hiroyuki, der als einziger Zeuge Noriko zusammen mit dem Opfer gesehen hat, lügt bei einer Gegenüberstellung und sucht stattdessen den privaten Kontakt zu der Mörderin... "Raigyo - Tödliche Ekstase" ist der für meine Begriffe schwer in die Hose gegangene Versuch eine Mischung aus Softporno und verkapptem Psycho-Drama zum Laufen zu bringen, die eigentlich nur deshalb erwähnenswert ist, weil ganz am Rande mit den Elementen handelsüblicher True Crime-Filme kokettiert wird, denn das Ganze beruht wohl auf wahren Ereignissen, die sich Ende der 80er Jahre in Japan tatsächlich so zugetragen haben sollen. Nun ja, angesichts von ähnlich gelagerten Begebenheiten, wie sie beispielsweise schon in "Im Reich der Sinne" thematisiert wurden, wundert einen bei den Japanern so schnell eh nichts mehr. So sieht man sich angesichts der allgemein eher als bizarr einzustufenden asiatischen Gepflogenheiten auch hier wieder mit einer unverständlichen, psycho-sexuell verklärten Handlung konfrontiert, die auf der einen Seite irgendwie auf eine nicht konkretisierbare Art faszinierend ist, aber auf der anderen Seite so langweilig vor dem Zuschauer ausgebreitet wird, dass man Gefahr läuft, beim Ansehen sanft wegzudösen. Dass die Hintergründe und Motive des Mordes, der sich hier quasi als Dreh- und Angelpunkt der ganzen Chose präsentiert, komplett im Dunkeln bleiben, erschwert da die Zugänglichkeit nur noch weiter. Die wunderliche Sex-und-Tod-Masche, die hier gefahren wird, lässt einen dann letztendlich ratlos zurück und man fragt sich doch eher, was der ganze Mumpitz nun eigentlich sollte... insbesondere, da die Matratzensport-Einlagen extrem derb, wenn nicht sogar grobschlächtig inszeniert sind und augenscheinlich ein Zielpublikum anvisieren, das nicht wegen der Psychologisierung der Figuren ins Bahnhofs-Kino gepilgert ist. Aber Regisseur Takahisa Zeze ist ansonsten ja auch eher für seine Sexfilmchen bekannt, von daher überrascht einen das nicht wirklich. Die zentrale, impulsive Gewalttat selbst schockiert ein klitzekleines bisschen in ihrer krassen Direktheit, reißt hier allerdings auch nichts mehr raus. Für die Cineasten unter uns, die sich versehentlich hierher verirrt haben und tatsächlich Wert auf gehobenes Filmhandwerk legen, sei noch erwähnt, dass der Score wirklich exzellent ist und die triste Geschichte gekonnt untermalt (und leider für meine Begriffe auch zu zaghaft eingesetzt wird) und der Kameramann ein untrügerisches Gespür für faszinierende Stimmungs-Beschreibungen hat und einige Bilder von fast poetischer Qualität liefert, die in diesem Fall regelrecht verschwendet wirken. Perlen vor die Säue.

4/10

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