Was diesen Film speziell macht, ist der Gedanke: Wie wäre es, wenn etwas so extrem Selbstverständliches wie der allgegenwärtige Strom, bzw. die Elektrizität auf einmal nicht mehr kontrollierbar wäre?
Der Schrecken manifestiert sich in “Pulse“ nicht im Gezeigten (Kampf gegen böse Mächte à la “Poltergeist“, hier in der Form von allerlei durchdrehenden Haushaltsgeräten) sondern in der Tatsache, dass wir “zivilisierten“ und aufgeklärten Menschen im Grunde nichts sind ohne Elektrizität. Was für unsere Vorfahren unvorstellbar war, ist für uns so alltäglich, dass wir gar nicht mehr wissen, wie es ist, ohne Strom zu leben und auch nicht darüber nachdenken. Für die Urmenschen war ein Blitz am Himmel etwas Monströses, ein Zeichen einer Gottheit, unerklärlich, lebendig. Für uns ist es ein faszinierendes Naturschauspiel, zwar latent gefährlich, aber in der Regel harmlos (wenn man nicht gerade auf einem freien Feld steht). Wir haben das Gefühl, dass wir Herr und Meister über die Natur und die Physik sind.
“Pulse“ führt einem ein wenig zum Nachdenken darüber (jedenfalls gings mir so), dass wir mit der Elektrizität vielleicht ein wenig zu leichtfertig umgehen, und auch zu verschwenderisch.
Der Film ist optisch eher schlicht und unspektakulär gehalten (wahrscheinlich eine TV-Produktion), aber das ist egal. Denn genau darum wirkt er glaubwürdig. Nicht auszudenken, wenn Kitsch- und Bombast-Filmer wie Jan de Bont oder Steven Spielberg diese Story verfilmt hätten.
Es ist auch egal, warum die Elektrizität plötzlich gegen den Mensch revolutioniert. Der Film lässt dies im Dunkeln (schöner Vergleich ...) Echter Horror ist für mich etwas, das unerklärbar ist und bleibt. Filme wie Peter Weirs “Picknick am Valentinstag“ und "Die letzte Flut" oder Colin Egglestons “Long Weekend“.
Was, bitte schön, ist wirklich schrecklich an einem Film über einen maskierten Killer, der mit einer Heckenschere Hälse aufschlitzt? Was soll entsetzlich sein an einem 40 Meter hohen Dinosaurier mit Haifischmaul? Und lebende Leichen, die Menschenfleisch verschlingen, sind nur was für Menschen, deren Leben so sinnlos ist, dass sie sich nur noch durch solche Szenen lebendig fühlen (welch interessante Analogie ...).