Review

Regisseur Tibor Takacs und Mark Dacascos drehten zusammen den tollen „Sabotage – Dark Assassin“, doch ihr „Redline“ kommt leider nicht an dessen Qualitäten heran.
Das rot in „Redline“ rührt daher, dass der Film in Russland spielt, allerdings in der Zukunft. Doch der Held muss natürlich Ami sein, der ehemalige CIA-Agent und Schmuggler John Wade (Rutger Hauer). Doch die kriminelle Karriere verläuft nicht ganz nach Wunsch, denn sein Partner Merrick (Mark Dacascos) tötet John bei einem Deal und auch noch dessen Freundin, weil sie diese nicht begeistert mit ihm durchbrennen will. Alles andere als neu, doch ganz stimmig gemacht.
Die russische Regierung klaubt den toten Wade auf, doch benutzt sein Körper für ein Forschungsprojekt zur Reanimierung Toter. Das Experiment klappt, doch Wade kratzt bei der ersten Gelegenheit die Kurve und haut einer anwesenden Krankenschwester einen auf die Drömmsel. Denn reanimierte Actionhelden haben ja seit „RoboCop“ immer noch eine Rechnung mit demjenigen offen, der ihnen zum Ableben verhalf und da macht auch John Wayne, ähhh, John Wade keine Ausnahme.

Merrick ist derweil in der Verbrecherszene aufgestiegen, weil er Konkurrenz gewalttätig beseitigt. Doch Wade hält an seinem Ziel fest, wobei er jedoch zwischen alle Fronten gerät, denn Gangstersyndikate und die Regierung haben eigene Pläne, in denen er auch vorkommt…
Größte Schwäche von „Redline“ ist der mäßig spannende Plot. Zwar hat man sich diverse Wendungen einfallen lassen und meist auch was los, damit es keine Hänger gibt, aber „Redline“ schafft es zu keiner Sekunde auch nur annähernd zu fesseln. So ist es dem Zuschauer komplett egal, ob und wer gerade wen betrügt. Zudem nerven die Betrügereien nach einer Weile, zumal oft gar nicht weiß, wer jetzt genau was will (z.B. Wades undurchsichtige Partnerin).
Die Action ist immerhin teilweise gelungen, was Tibor Takacs’ Verdienst, denn die Actionszenen überzeugen durch ihre Inszenierung. Vor allem in den Schießereien kann „Redline“ punkten, denn hier werden Gegner schick durch Scheiben geballert und auch ein paar nette Einschüsse gibt es zu sehen. Auch Hauer ist noch halbwegs beweglich, aber das Rentenalter deutet sich bei ihm bereits an. Nur Dacascos ist verschenkt, denn er darf kaum kämpfen, obwohl seine wenigen Aktionen wirklich top in Szene gesetzt wurden. Vermutlich muss er deshalb auch recht sang- und klanglos dran glauben, weil keiner glauben würde, dass Hauer ihn nach langem Endkampf besiegen würde. Leider ist die Actionmenge selbst in der ungekürzten Fassung doch etwas gering, was angesichts des schlappen Plots nicht gerade hilfreich ist.

Die sonstigen Vorteile des Films darf auch wieder Tibor Takacs auf seinem Konto verbuchen, denn die Inszenierung stimmt: Düstere, heruntergekommene Sets, die für Stimmung sorgen und nur selten steril oder künstlich aussehen. Ein paar witzige Trashmomente kann „Redline“ auch verbuchen, z.B. wenn Wade Knarren in der Kirche oder man Wade im Fernsehen als Kriminellen darstellt und dabei die Treppenszene aus dem russischen Uraltfilm „Panzerkreuzer Potemkin“ nachstellt (die ja auch „The Untouchables“ aufgriff). Leider nervt der Trashfaktor teilweise auch, z.B. in den lächerlichen und unnötigen Nacktszenen.
Rutger Hauer guckt die ganze Zeit mit dem gleichen angepissten Gesichtsausdruck, dass man irgendwie glaubt, die Leichenstarre könne bereits eingesetzt haben, wären da nicht geringe Gesichtsregungen. Auch Dacascos ist als Fiesling nur solide, aber immerhin das. Denn der Rest der Darsteller spielt ebenfalls auf eher mäßigem Niveau.

Gut inszenierte, aber zu wenige Action und stimmungsvolle Atmosphäre kommen bei „Redline“ leider nicht gegen den extrem mauen Plot an, dass es nur zum Mittelmaß reicht.

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