Review

Noch der besseren Zeit von Nu Image entspringend, erweist sich Tibor Takács („The Gate“, „Nostradamus“) nach „Sabotage“ zweite Zusammenarbeit mit Prügelass Mark Dacascos („Drive“, „Brotherhood of the Wolf“) als überraschend atmosphärische Science-Fiction-Vision, die in der Form auch den besseren Phantasien Albert Pyuns („Cyborg“, „Nemesis“) entsprungen sein könnte.

In einer alternativen Zukunft verdingt sich John Anderson Wade (Rutger Hauer, „Blade Runner“, „Hitcher“) zusammen mit seinem Kumpan Merrick (Dacascos) als Schmuggler, wird von ihm aber hintergangen und erschossen. Ein zwielichtiger Regierungsmann nutzt die Gunst der Stunde und unterzieht Wade einem Experiment, so dass er bald wieder unter den Lebenden wandelt und Rache einfordernd durch Moskau zieht.

„Redline“ überzeugt vor allem dank seiner stimmigen Sets. Das heruntergekommene, düstere Russland mit all seinen bizarren Clubs und den mit Transplantaten herumlaufenden Menschen hätte kein Pyun besser hinbekommen können. Anflüge von Humor (Waffen gibt’s in der Kirche) und der charismatische, wenn auch hier nicht glänzende Rutger Hauer sorgen für weiterer Scorepunkte.

Leider hat der Streifen wenig Abwechslung zu bieten und krankt zudem an akuter Actionarmut. Abgesehen von dem durch wirklich gute CGI-Tricks aufgemöbelten Fight gegen einen fliegenden Überwachungsroboter auf dem Flughafen zu Beginn und einer größeren Ballerei zum Schluss passiert hier herzlich wenig. Auch wenn der hier chronisch unterforderte und lächerlich aussehende Mark Dacascos unliebsame Figuren aus dem Weg räumt, indem er ihnen ihre abgehackten Finger ins Maul stopft. Die Schießereien glänzen derweil mit Zeitlupen, blutigen genreüblichen Shootouts, werden aber nicht von spektakulären Aktionen veredelt. Zudem stören die etwas ungelenk fallenden Statisten die Ballereien jedes Mal.

Das oft von Farbfiltern geprägte Szenario hat ein paar schrille Einfälle (u. a. Rutger Hauers Kampf gegen nackte Boxerinnen!) und jede Menge nackte Haut zu bieten – glücklicherweise nur wenig von Hauer. Die feminine Fraktion kann sich, sei es als Freudenmädchen, Handlangerin oder Helferin, hier jedenfalls sehen lassen. Die gut eingearbeiteten CGI-Produkte wirken für so einen Film zudem erstaunlich professionell. Ist eben doch ein Unterschied, wenn ein fähiger Mann auf dem Regiestuhl Platz nimmt.

Für B-Science-Fiction-Interessierte stellt „Redline“ sicher einer Alternative dar. Der Actionarmut stehen einige einfallsreiche, strange Locations und ein sehr düsteres, atmosphärisches Russland gegenüber, das über eine Staatspolizei verfügt, die Feuerwehrklamotten trägt (*gg*). Zwar vermögen die Plottwists angesichts des gemächlichen Tempos hier keine Überraschungen zu platzieren, doch Rutger Hauer, der meist etwas zu wild und ungezielt um sich ballert, vollzieht als rächender Wiederauferstandener auf immerhin recht blutige Art und Weise sein Handwerk – spitzt besonders zum Ende hin jedenfalls ganz ordentlich.


Fazit:
Soweit gelungene Science-Fiction aus der zweiten Liga, die dank ihrer atmosphärischen Inszenierung, der kreativen Auswahl bizarrer Schauplätze und ordentlich spielenden Darstellern dem B-Movie-Fan durchaus zu empfehlen ist. Trotz der kompetenten Inszenierung Tibor Takács reicht es dann aber doch nur zum Durchschnitt. Für eine höhere Wertung hätte die an sich nicht schlecht gemachte Action einfach mehr Präsenz zeigen müssen.

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