Als sich die beiden jungen Engländer Stefan und Valérie während ihrer Hochzeitsreise durch die Niederlande in einem Strandhotel in Ostende einquartieren, machen sie die Bekanntschaft der mysteriösen Gräfin Elizabeth Barthory. Die Comtesse entpuppt sich als uralte Vampirin. Schnell bringt sie Valérie unter ihre Konrolle und vampirisiert die frischvermählte Braut. Stefan hat sich derweil an Ilona, die Zofe der Gräfin herangemacht. Als er diese durch einen dummen Zufall tötet, besiegelt er damit sein eigenes Schicksal, denn Valérie ist längst dem lesbischen Bann der Barthory erlegen. Zusammen bringen sie Stefan um.
„Blut an den Lippen“ ist ein stimmungsvolles und atmosphärisch dicht erzähltes Kunstwerk und zeitgleich eines der Highlights des lesbischen Vampirfilms. Der gehörige Schuß Erotik darf bei dieser Thematik natürlich nicht fehlen, auch wenn Harry Kümel weit weniger Wert auf das detaillierte Darstellen der Fleischeslust legt als sein französischer Kollege Jean Rollin, der sich ja auch schon in dem o.g. Subgenre hervorgetan hat. Noch nie wurden in darin dermaßen viele Symbole und Fetische ins rechte Licht gerückt, nur um die eigentliche Bedeutung des Blutsaugens als „fremdgeherischer Liebesakt“ zu verdeutlichen. Visuell äußerst gelungen ist die einfühlsame Kameraarbeit und die innovative Farbgestaltung in einigen Szenen. Mit „Blut an den Lippen“ scheint zum einen der Beweis erbracht zu sein, daß Horror auch ohne große Äußerlichkeiten dargestellt werden kann, und zum anderen, daß ein Horrorfilm durchaus auch ein künstlerisches Werk sein kann. Alternativtitel: „Blut auf den Lippen“. Mit Delphine Seyrig, Andrea Rau, John Karlin, Paul Esser u.a.
© Selbstverlag Frank Trebbin