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Nicht selten war es bei DEFA-Produktionen der Fall, dass ihnen aufgrund der kritischen Darstellung des Alltags in der DDR ein subversiver Charakter seitens der SED unterstellt wurde und die Filme deshalb verboten wurden. Das prominenteste Exempel hierfür ist sicherlich „Spur der Steine" von Regisseur Frank Beyer mit Manfred Krug. Auch „Sieben Sommersprossen" wagt durchaus kritische Töne an dem betont konservativen und strikt reglementierten Tagesablauf im Ferienlager, weswegen auch diesen Film durchaus ein ähnliches Schicksal hätte widerfahren können.

Im Fokus des Geschehens handelt der Film von der 14-Jährigen Karoline (Kareen Schröter) und dem 15-Jährigen Robert (Harald Rathmann), die sich, als Robert vor 2 Jahren wegzog, aus den Augen verloren und erst im Ferienlager bei Berlin wiedertreffen. Die Liebe zwischen ihnen keimt wieder auf, doch im streng durchorganisierten Alltag bleibt ihnen kaum Zeit für Intimität. Bis der jugendliche Betreuer Herr Benedikt (Jan Bereska) eine Aufführung von Shakespeares „Romeo und Julia" zum Abschluss plant...

Dieses Theaterstück steht in keinem FDJ-Handbuch, weswegen die Lagerleiterin Frau Kränkel (Christa Löser) diesen Vorschlag kritisch beäugt, könnte er doch dafür sorgen, dass die Kinder auf falsche Ideen kämen. „Sieben Sommersprossen" behandelt dabei die Themen (Jugend-)Liebe, Erotik, Eifersucht und Erziehung gleichermaßen. Frau Kränkel steht dabei symbolisch für die überholten Erziehungsmethoden der älteren Generation, die kein offenes Ohr für die Probleme und Nöte der Jugend zu haben scheint, während Herr Benedikt ein liberaleres und zeitgemäßeres Erziehungsmodell, welches die Sorgen und Nöte Heranwachsender thematisiert und ernst nimmt, zu etablieren versucht. Ja, auch 15-Jährige können tiefe Gefühle wie Liebe füreinander entwickeln und Shakespeare macht sie nicht „frühreif" (wie es von der Ferienlagerleiterin kolportiert wird), sondern sorgt dafür, dass auch Jugendliche für solche Empfindungen sensibilisiert werden. Da auch ein anderes Mädchen Gefühle für Robert hegt, kommt es natürlich zu Komplikationen: Karoline rennt weg und beim Versuch, sie wiederzufinden, verlassen Robert die Kräfte. Hier wird die Analogie zu „Romeo und Julia" jedoch allzu platt umgesetzt, als die beiden Liebenden regungslos nebeneinander liegen. Auch das Finale des Films - die knapp 15-minütige Theateraufführung selbigen Stücks - ist in ihrer Intention für den Film durchaus zu hinterfragen. Man könnte annehmen, das diese die Substanzlosigkeit des Films zu kaschieren versucht, doch es liegt näher, dass uns Drehbuchautorin Christa Kozik damit vor Augen führen wollte, dass sich zwar die Zeiten und die gesellschaftlichen Zwänge geändert haben, mit denen Jugendlichen zu kämpfen haben, die Gefühle junger Liebender zueinander jedoch gleich geblieben sind.

„Sieben Sommersprossen" gelingt in dieser Hinsicht eine schlicht großartige - wenn auch viel diskutierte - längere Szene als Karoline und Robert sich in die freie Natur zurückziehen, dort nackt baden gehen und dann - nachdem sie ebenso entblößt auf einer Wiese herumgetollt sind - sich körperlich und emotional näher kommen. Die ganze idyllische Szenerie durchzieht akustisch Grillenzirpen und ein träumerisch-subtiles Flöten-Thema. Der Vorwurf von Pornografie ist an dieser Stelle aufgrund der Harmlosigkeit und Naivität des Gezeigten nicht berechtigt, dient diese Nacktszene zudem doch auch der Vertiefung der Beziehung der beiden jugendlichen Protagonisten zueinander, die von Harald Rathmann und Karren Schröter enorm authentisch verkörpert werden.

Zum Stichwort Authentizität fällt auf, dass der Plot kaum fiktionalen, sondern eher dokumentarischen Charakter aufweist: Der Tagesablauf im Lager (Frühsport, geregelte Unternehmungen, Freizeit, strikte Trennung der Geschlechter zu Abend) - was den Film in die Nähe eines Zeitdokuments rückt - wird ebenso thematisiert und gezeigt wie das Einnehmen der Antibabypille, was letztendlich zu einer entscheidenden Wendung im Film führt. Am Ende steht der Druck des Kollektivs (obwohl Lagerleiterin Kränkel eigentlich über ein Verbot der Aufführung von „Romeo und Julia" entscheidet, muss diese stattfinden, weil bereits die gesamte LPG im Umkreis und Bewohner der Dorfes ihre Anwesenheit zugesagt haben), welcher das eigentliche Herrschaftsmonopol und seine Autorität zu untergraben vermag. Auch in dieser Hinsicht kann man dem Film einen unterschwellig subversiven Charakter unterstellen.

Fazit: Ein Klassiker des DEFA-Kinos und durchaus als kritisch zu betrachtender Kommentar zum autoritär organisierten Ferienlager der FDJ. „Sieben Sommersprossen" ist ein authentisch anmutender Jugendfilm, dessen Protagonisten und Themen wie aus dem Leben gegriffen wirken und die Befindlichkeiten der Jugend in einem autoritären Regime treffend auf den Punkt bringen.

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