Als Duo sind Carole (Mélanie Laurent) und Alex (Adèle Exarchopoulos) ein hochspezialisiertes Diebespärchen, das lukrative Aufträge ausführt - gerade befinden sie sich im Schlußpurt eines Diamanten-Raubzuges in der Schweiz, wo sie auf einem Quad durch den Wald rasen und von scharf schießenden Drohnen verfolgt werden. Kein bißchen darüber beunruhigt, teilen sie sich die Arbeit wieder nach ihrem üblichen Schema auf: die blonde Carole übernimmt das Steuer, während Scharfschützin Alex die Drohnen vom Himmel holt. Nach einem kurzen Picknick hoch droben auf einer Felsnase springen beide in einer Art Fledermausanzug in die Tiefe ("Wingwomen"), um kurz darauf sanft in einem See zu landen. Bei der Übergabe der Diamanten an einen Hehler wird Carole erneut von Alex, die mit einem Scharfschützengewehr im Hintergrund lauert, gesichert - ein eingespieltes Duo eben.
Doch obwohl die beiden Enddreißigerinnen auf diese Weise nun schon jahrelang erfolgreich operieren, denkt Carole seit einiger Zeit daran, den adrenalinlastigen Job an den Nagel zu hängen. Diesen Entschluß teilt sie auch ihrer Chefin, der "Patin" (Isabelle Adjani) mit, doch diese ist davon alles andere als begeistert und zwingt Carole zu dem Zugeständnis, zumindest noch einen weiteren Job auszuführen. Um diese Direktive zu untermauern, läßt sie ein Rudel Auftragskiller das Wochenendwohnhaus der beiden Damen beschießen, wobei allerdings nur der geliebte Kater von Alex zu Tode kommt.
Beim neuen Coup geht es um kostbare Gemälde, die in einer Kunstausstellung auf Korsika gezeigt werden. Hierfür benötigt das Duo allerdings eine Fahrerin, die sie auf einer Rennbahn rekrutieren - zwar ist Alex von Caroles Wahl zunächst nicht sonderlich angetan und gibt sich der jungen Afrofranzösin Sam (Manon Bresch) gegenüber reichlich zickig, doch nachdem sie dieser das Schießen beigebracht hat, wächst das Duo zu einem Trio und begibt sich auf die Mittelmeerinsel...
Der Streifen Voleuses (zu deutsch Diebinnen) der französischen Regisseurin Mélanie Laurent, die für ihre Hauptrolle auch gleich am Drehbuch mitschrieb, stellt eine unterhaltsame Mischung aus Buddy-Film, Action-Thriller und Komödie dar, in der zwei Frauen völlig unterschiedlichen Temperaments über die Jahre hinweg über das rein Berufliche hinaus auch privat eine Symbiose gebildet haben, aus der keine der beiden sich wirklich zu lösen vermag. Bei flottem Erzähltempo, das zwischen Shoot-Outs und coolen Sprüchen stets auch kleinere Mißgeschicke der beiden Hauptdarstellerinnen einbaut, welche (nicht nur) diese sarkastisch kommentieren, fällt es nicht schwer, sich über fast 2 Stunden Laufzeit abwechslungsreich unterhalten zu lassen. Zwar sind Männer bis auf ein oder zwei Nebenfiguren ausschließlich Kanonenfutter, doch verzichtet die Regisseurin bewußt auf typische Frauenfilmattitüden, indem sie konsequent und meist mit einem Augenzwinkern auch die persönlichen Schwächen ihrer Hauptdarstellerinnen aufzeigt.
Während die kühl kalkulierende, stets verbindlich auftretende Carole tatsächlich über einen Ausstieg nachdenkt und diesen auch artikuliert, kann sich die impulsive, betont locker und stets mit einer scheiss-drauf-Attitüde agierende Alex ein Leben ohne ihre kongeniale Partnerin gar nicht vorstellen. Die tiefe, rein platonische Freundschaft, die die beiden seit Jahren verbindet, könnte allerdings demnächst enden, zumal Carole tatsächlich schwanger ist. Die schwierigen Begleitumstände dieses "letzten" Raubzugs unterdrücken noch einmal die Gefühle und besonders Alex´ Trennungsängste, doch im furiosen Finale bricht dann einiges hervor.
Bis dahin darf sich das Publikum auch an einigen ziemlich schrägen Szenen erfreuen (Stichwort: verhinderter Dreier), während das zum Trio erweiterte Duo Punkt für Punkt jeden Schritt eines ausgeklügelten Plans abarbeitet. Bezüglich der Darsteller vermag besonders Exarchopoulos als kurzhaarige Scharfschützin zu überzeugen, während sich Mélanie Laurent in der Rolle der gereiften, nie in Hektik verfallenden Akteurin zu gefallen scheint. Der zum Drehzeitpunkt 67-jährigen Adjani in ihrer Rolle als exzentrische "Patin" sieht man ihr Alter unter der dicken Maske übrigens kaum an. Fahrerin Sam, Waffenspezialist Clarence wie auch das kriminelle Mastermind Abner sind durchaus treffend gecastet und wissen ihre Nebenrollen-Charaktäre mit Leben zu füllen.
Fazit: Auch wenn Voleuses mehr an der Oberfläche kratzt und nur selten Tiefgang beweist, macht die temporeiche Action-Komödie, die auf moralische Zeigefinger wie auch Seifenopernmomente (den überflüssigen Epilog am Schluß einmal ausgenommen) erfreulicherweise verzichtet, durchaus Spaß: 6 Punkte.