Enthält kleinere Spoiler!
1978 war es, als John Carpenters famoser Schocker "Halloween" das Horror-Publikum begeisterte. Obwohl der Gore-Gehalt verhältnismäßig gering war, konnte der Film, vor allem durch seine beklemmende Atmosphäre, der genial düster-gruseligen Inszenierung, einem grandiosen Score und beißender Spannung, bis zum Schluss überzeugen. Im Schatten von "Halloween" ist dabei ein Film aus dem Jahre 1979 fast in Vergessenheit geraten: "Das Grauen kommt um 10"! Und das obwohl der Film durchaus Ähnlichkeiten mit dem Slasher-Schocker hat, auch wenn er dem Slasher-Genre nicht angehört. Denn auch "Das Grauen..." bietet Atmosphäre und Spannung pur, wenn auch mit kleineren Hängern.
Beim Lesen der Inhaltsangabe könnte man dabei erst einmal fast meinen, dass man es mit einem Slasher zu tun hat. Es geht um einen psychopathischen Mörder, der eines Nachts eine Babysitterin mit merkwürdigen Anrufen traktiert. Immer wieder sagt er "Schauen sie nach den Kindern!" und legt auf. Später stellt sich heraus, dass der Mörder aus dem eigenen Haus anruft und bereits die Kinder auf bestialische Weise umgebracht hat. Er wird von der Polizei gefasst und kommt ins Gefängnis. Sieben Jahre später bricht er allerdings aus und macht erneut Jagd auf die (damalige) Babysitterin. Im Grunde könnte man jetzt echt meinen, dass man es mit einem eiskalten Schlitzer-Film zu tun hat, doch dem ist nicht so. Im Grunde kommen die typischen Slasher-Eigenschaften, wenn man so will, nur am Anfang und in den letzten Minuten vor. Dazwischen konzentriert sich der Film mehr auf den Mörder und seinen Umgang mit der Umgebung, als er sich nach sieben Jahren Gefängnis selbst aus jenem befreit hat. So gesehen werden hier typische Horror-Elemente mit dem eines Psycho-Dramas sauber vermischt. Logiklücken gibt es zwar trotzdem einige, aber man kann durchaus mit ihnen leben, wenn sie mitunter auch sehr auffällig sind. Warum z. Bsp. schaut die Babysitterin nicht nach den Kindern, obwohl sie dazu X-Mal aufgefordert wird? Aber nun gut.
Richtig klasse ist zudem die Inszenierung ausgefallen, vor allem was die ersten und die letzten Minuten des Films angeht. Regisseur Fred Walton lässt sich viel Zeit, für seinen Eingang in die Geschichte und kann, durch den Einsatz idealer Kameraeinstellungen und eines kongenialen hämmernden Scores, eine Suspence aufbauen, die man sonst nur selten verspürt. Bei jedem Anruf des Psychopathen schraubt sich die Spannungsschraube stärker zu und wenn rauskommt, dass der Mörder aus dem eigenen Haus telefoniert und sich später im Schatten zu erkennen gibt, dabei die Musik aufs brachialste aufgedreht wird, dann zittert der Zuschauer förmlich vor der Glotze, egal ob er nun ein Genre-Anfänger ist oder schon ein alter Horror-Hase. Diese ersten 15 Minuten haben es so was von in sich, dass einem die Angst vor Alpträumen keiner mehr nehmen kann.
Danach allerdings ist, wie schon weiter oben erwähnt, erst einmal Schluss mit dem Horror. Denn dann konzentriert sich der Film auf den ausgebrochenen Psycho und seinem Weg in das richtige Leben. Dabei wird mitunter sehr stark auch der dramatische Aspekts des Films hervorgekitzelt, der aber sicher nicht jedem wirklich schmecken mag. Dennoch sind aber auch diese Charaktervertiefungen des Täters mitunter sehr interessant ausgefallen und bringen die Spannung, auf das was dann noch passieren mag, regelrecht zum bersten. Schade nur, dass sich der Streifen dabei öfters mal in kleinere Längen verheddert und ab und an nicht wirklich von Fleck kommt. Doch spätestens zum Schluss dreht das ganze Geschehen noch einmal mächtig auf.
Denn das Ende macht es dem Anfang noch einmal gleich und dreht die Spannungsschraube auf ein absolutes Maximum. Wieder kommen der grandiose Score, tolle Kameraeinstellungen und düsterste Optik zum Einsatz und kitzeln den Zuschauer an seinen Urängsten. Auch wenn der Ausgang aus dem Films dann nicht sonderlich innovativ ist, so war es dennoch ein Erlebnis, was man nicht allzu oft hat. Selbst der erfahrendste Horror-Freak könnte hier noch einmal mit dem Schreien anfangen, so wunderbar beklemmend war das Erlebnis.
Was die Darsteller angeht, wird dabei ebenfalls nur Gutes abgeliefert. Hauptdarsteller Tony Beckley bringt, mit seiner Psychopathen-Performance, eine Leistung zum Vorschein, die schlichtweg überwältigend ist. Egal ob es nun die mörderischen Szenen am Anfang und am Ende sind oder die eher ruhigeren Szenen im Mittelteil. Durchgehend bringt er seine Figur absolut glaubwürdig da. Wirklich eine ganz große Leistung! Aber auch alle anderen Darsteller, darunter u.a. Charles Durning als Privatdetektiv, sind gut und überzeugend.
Fazit: Unglaublich spannendes und mitunter auch zutiefst atmosphärisches Thriller-Schauerstück, dass vor allem am Anfang und am Ende zu absoluten Höhepunkten der Thriller-Film-Geschichte aufläuft und dort eine Suspence bietet, die man maximal in zehn anderen, ähnlich gelagerten, Filmen zu sehen bekommt. Auch wenn der Mittelteil dann eher ruhig verläuft, sich auf die psychologische Vertiefung der Mörders konzentriert, und dabei, ab und an, auch leider nicht so recht vom Fleck kommt, so bietet "When a Stranger Calls" unterm Strich ein ideales Schauerstück, dass sich Genre-Fans nie und nimmer entgehen lassen dürfen!
Ich wünsche wohlige Alpträume!
Wertung: 7,5/10 Punkte