Inhalt:
Der wilde Westen nach dem amerikanischen Sezessionskrieg. Ein reicher Rinder-Baron hinterlässt nach seinem Ableben das hübsche Sümmchen von 86.000 $.
Sein treuer Mitarbeiter Pike (Jim Brown) soll das Geld zu dessen Witwe nach Sonora bringen.
Ein gefährlicher Auftrag..., von dem allerlei Desperados Wind bekommen.
Doch Pike, ein ehemaliger Sklave, erhält unerwartete Hilfe in Person des Spielers Tyree (Fred "The Hammer" Wiliamson). Die beiden freunden sich oberflächlich an..., denn letztendlich kann Pike diesem gewitzt-kodderigen Typen nicht ganz trauen.
Unterwegs gabeln die beiden auch noch eine junge Witwe (Cathrine Spaak) und einen von ihr protégierten farbigen (!) Indianer (Jim Kelly) auf..., der erstaunlicher Weise ostasiatische Kampftechniken beherrscht!
Härtester Verfolger dieser 4 ist der Kopfgeldjäger Kiefer (Lee van Cleef)..., der eiskalt über Leichen geht, und versucht, jede Menge zwielichtige Gestalten auf seine Seite zu ziehen..., darunter auch mexicanische Desperados....
Vor einer Bergwerksmine kommt es zum letzten Show-Down....
Fazit:
Der italienische Regisseur Antonio Margheriti ist für seine mitunter bizarren Genre-Mix-Streifen hinlänglich bekannt. In Filmen wie "In meiner Wut wieg´ ich 4 Zentner", ebenfalls mit Lee van Cleef, mischte Margheriti kurzerhand das Genre des Italo-Western mit Eastern-Elementen..., und die Mischung kam gut an.
Und hier in "Take a hard ride" (der im Deutschen natürlich wieder einen irre führenden dämlichen Titel erhielt) mischt Margheriti Italo-Western und Blaxploytation..., zu einem eher halbgaren wenn auch insgesamt unterhaltsamen Streifen..., der zwischen seinen kleinen Längen noch einigermaßen witzig und actiongeladen daher kommt.
Die Story ist denn auch reichlich dünne..., eine Verfolgungsjagd, die unsere farbigen Helden durchzustehen haben..., einer hat viel Geld bekommen, Desperados wissen das, und dieses zwielichtige, lumpige Pack macht Jagd. Zwischendurch lesen unser wackeren Helden noch eine junge Frau -die alsbald das Zeitliche segnet- und einen stummen Indianer -dem die Zunge rausgeschnitten wurde- auf, der interessanter Weise ein Farbiger ist..., na ja.
Die Synchronisation versucht mit Kalauern das ganze unterhaltsam zu gestalten. Aber es kommt doch insgesamt kaum Italo-Western-Feeling auf. Diese Spät-Produktion kann die Atmosphäre eines Italo-Western nicht mehr erzeugen..., das ganze wirkt irgendwie wie ein TV-Western in seiner Atmosphäre, wenngleich auch brutal geballert wird. Richtig atmosphärisch ist dieser Streifen nicht.
Dennoch ist der Streifen noch sehenswert. Es ist leichte Unterhaltung...., ambitionslos, harmlos..., einfach. Man kann das ganze leicht konsumieren und seinen Spaß haben. Es wird munter geballert..., man fiebert denn doch noch ein bissel mit den Helden, die immer knapp ihren Häschern entgehen..., und am Ende gibt es reichlichst Explosionen und Kawumm!
Das entschädigt dann ein bissel für den TV-Look....
Für mich am besten waren hier der Cast und die Musik von Jerry Goldsmith, der hier eine prima Ohrwurm-Melodie für diesen Streifen kreierte...., sowie vor allem die Örtlichkeiten..., die ICH selbst schon einmal sichtete!!! Richtig gelesen, meine Damen und Herren! Zunächst der Cast....:
Jim Brown und Fred "The Hammer" Wiliamson sind 2 ehemalige NFL-Footballstars..., und machen ihre Sache wirklich gut. Vor allem Vielfilmer und B-Pic-Action-Haudegen Wiliamson..., der hier einen Gambler im Rüschenhemd mimt, der den Schalk im Nacken aber auch eine schnelle Hand und Finger am Abzug hat. Cool-gewitzt mit dünnem Zigarillo im Mundwinkel agiert hier Wiliamson..., schön Fred!
Mit dabei ist Jim Kelly ("Der Mann mit der Todeskralle"), der agiert als stummer "Indianer" (!)..., mit Martial Arts-Fähigkeiten..., das sorgt für Action und Schmunzeln. Manchem wird das nicht gefallen, da etwas unrealistisch..., aber dann darf man sich eh keine Margheriti-Streifen antun.
Dann haben wir hier noch den namhaftesten Darsteller..., und diese Ikone des Italo-Western..., den sieht man als Fan des Genres doch immer wieder gerne: Lee van Cleef. Das Urgestein des italienischen Western..., er agiert hier -sichtlich gealtert- so, wie man ihn kennt und es erwartet.
Cool...., zynisch..., dieser seitliche böse Blick..., und immer eiskalt-brutal wirkend. Aber sein Rollenbild ist schon besonders...., irgendwie entwickelt er sich hier zum "good bad guy"..., wie es Wiliamson im Bonus der DVD schon ziemlich treffend ausdrückt!
Van Cleef hebt den günstig-einfachen Streifen eindeutig..., manche werden sich den Film nur wegen ihm angeguckt haben.
Ich komme zu den Örtlichkeiten..., die ich selbst schon in Augenschein nehmen konnte...., im November diesen Jahres, als ich mit meiner Frau Urlaub auf Gran Canaria machte.
Gedreht wurde nämlich auf dieser Insel und auch auf Lanzarote und Teneriffa.
Die Westernstadt im Film ist jetzt ein Themenpark im Baranco Aguila..., nämlich "Sioux City"! Und es hat sich kaum verändert, die Bank und die Kirche...., sieht noch genau so aus, wie damals. Meine Frau saß für ein Foto genau an der Stelle auf der Treppe zur Kirche, an der van Cleef hockte, gleich in der ersten Szene des Films.
Wenn man dann den Film sieht, ist das natürlich schon irgendwie witzig und besonders.
Im Themenpark "Sioux city" wird in einem kleinen Museum explizit auf diesen Film "Take a hard ride" verwiesen..., und das Museum ist eigentlich für jeden Italowestern-Fan eine zu empfehlende Pilgerstätte.
Auch auf Teneriffa wurde gedreht...., der Nationalpark um den Pico del Teide..., dem höchsten Berg Spaniens ist in einigen Szenen klar auszumachen..., auch dort waren wir, vor 2 Jahren. Wieder witzige "hey, da waren wir!"-Effekte.
"Take a hard ride" ist nicht der Western-Weisheit letzter Schluss. Ein grandioser Western, gar eine epische Pferde-Oper ala Leone ist das natürlich nicht, wie auch?
Aber ein unterhaltsamer kleiner Western..., der ein bisschen Wehmut in Italo-Western-Fans auslöst...., und ein interessanter Mix-Versuch hinsichtlich Western/Blaxploytation ist Antonio Margheriti´s Streifen allemal.
Das Bonus-Material der DVD von KochMedia ist bemerkenswert, und enthält neben einem amerikanischen Trailer auch ein gedehntes Interview mit Fred "The Hammer" Wiliamson und ein Interview mit Margheriti-Sohn Edouardo.