Wir schreiben das Jahr 1998, politisch geht in Deutschland die Ära Kohl zu Ende, sportlich blamiert sich die DFB Elf bei der Fußballweltmeisterschaft in Frankreich und filmtechnisch räumt Camerons Titanic 11 Oscars ab, während sich Jean-Claude Van Damme langsam aber sicher aus den weltweiten Kinosälen verabschiedet, eben auch weil sich die Blütezeit der alteingesessenen Action Heros Stallone, Schwarzenegger, Seagel und wie sie alle heißen, dem Ende neigte. Der mir vorliegende Knock off konnte bei einem Produktionsbudget von 35 Millionen Dollar lediglich 10 Millionen Dollar an den amerikanischen Kinokassen erwirtschaften, in Deutschland verirrten sich nicht einmal 100.000 Zuschauer in die bundesweiten Lichtspielhäuser, ein ähnliches Schicksal ereilte auch den 1999 veröffentlichten Universal Soldier - Die Rückkehr, Van Dammes letzter (großer) Actioner mit weltweitem Kinorelease.
Für Story und Drehbuch zeigt sich kein geringerer als Steven E. de Souza verantwortlich, der, man möchte es gar nicht glauben, bei Betrachtung der teilweise hanebüchenen Inhalte von Knock Off, auch die Skripte von bekannten Hollywood Hits wie z.B. Stirb langsam 2 oder Nur 48 Stunden entwarf, so geht es hier grob angerissen um in Hong Kong produzierte gefälschte Markenjeans mit geschmuggelten Minisprengsätzen der russischen Mafia, die für potenzielle Bombenanschläge in die USA verschifft werden. Das gefällt Hosenhersteller Marcus Ray (Jean Claude Van Damme) und seinem Partner Tommy Hendricks (Rob Schneider) gar nicht, wofür Ihre Hosen missbraucht werden, die beiden gehen dem Ganzen auf den Grund und geraten zwischen die Fronten einheimischer, chinesischer Gangster, der russischen Mafia und korrupter CIA Agenten.
Es ist so klar wie Wodka, dass die Geschichte in vielen JCVD Reißern lediglich als Aufhänger dient, um die unbestritten hervorragenden Kampfsportfähigkeiten von "The muscles from brussels" seiner Fangemeinde näher zu bringen, so gesehen hatte ich meinen Anspruch an einen gehaltvollen Plot dementsprechend schon vorab auf Sparflamme geschalten, wenn aber ganze Zusammenhänge, die Charaktere und das gesamte Erscheinungsbild des Films so geringwertig und unfreiwillig komisch wirken wie hier, kann selbst ich eine gewisse Entrüstung über das Gesehene nicht verbergen und zwischenzeitlich verschwendet man sogar Gedanken an ein vorzeitiges Abschalten. Was einen daran hindert, dies nicht zu tun, ist die Hoffnung auf einigermaßen unterhaltsame Action im weiteren Filmverlauf, leider entpuppt sich auch dieser Traum nur als Schaum, Action wird wenn vorkommend nur bedingt überzeugend angeboten.Vielleicht liegt es ja auch daran, dass ich persönlich mit Klamauk artiger Hong-Kong Action, die teilweise an alte Jackie Chan Filme erinnert, relativ wenig anfangen kann, oder dass ich wie Danny Glover in Lethal Weapon einfach zu alt für diese Scheisse bin. Jedenfalls ist mir die Inszenierung, die Kameraführung und die Schnitttechnik von Regisseur Hark Tsui trotz phasenweise ordentlich choreographierter Martial Arts Zweikämpfe und solide umgesetzten blutigen Shoot Outs in den meisten Actionszenen viel zu hektisch, streckenweise blickt man als Zuschauer gar nicht mehr durch, was da gerade so alles passiert. Das Schlimme ist, Tsui will uns dieses Ärgernis auch noch als innovativ verkaufen, zum Glück nimmt er im ausgiebigen Finale ein wenig den Fuß vom Gaspedal, so dass sich wenigstens der Showdown für das Publikum als genießbar bezeichnen lässt.
Schauspielerisch sollte man auch keine Wunder erwarten, die Akteure passen sich mehr oder weniger chameleonartig dem Niveau der Story an, was ja dann auch irgendwie passt. Von den beiden Hauptdarstellern erfüllt Jean Claude Van Damme in den Actionsequenzen seine Pflicht, ohne großartigen Glanz zu versprühen und hat auch, was die Performance und das Transportieren von Emotionen angeht, schon deutlich bessere Leistungen abgeliefert. Rob Schneider hingegen als sein Partner hat eine richtig nervige Ausstrahlung, die wohl aber so gewollt ist um einen gewissen Buddy Faktor in die Handlung zu bringen, ohne jetzt aber in diesem Bereich auch nur angehend zu überzeugen.Was bleibt also noch übrig, bei einem Actionfilm, dessen Actiondarstellung ich weitgehendst als mangelhaft erachte, dessen burlesk anmutende Handlung mich in keinster Weise ansprechen wollte und dessen situationsbedingte Komik bei mir nicht einmal ein müdes Lächeln erzeugen konnte? Richtig, nicht mehr wirklich viel, ich vergebe einen Punkt für das trashige, anfängliche Rikscha Rennen, zwei Punkte für ein paar wenige, gelungene Actionmomente mit einem ansehbaren Finale und einen Punkt weil ich heute meinen sozialen Tag habe, mehr als 4 von 10 Punkte sehe ich bei diesem unterdurchschnittlichem Actioner beim besten Willen nicht.