Review

Moderner Stummfilm…08.05.2024

Der Rahmen

Heiligabend. Die kleine Familie freut sich im Garten über das neue Fahrrad, als der siebenjährige Sohn völlig unverhofft durch Kugeln aus einem vorbeifahrenden Auto getötet wird. Typisches Ereignis bei Gangzwistigkeiten, hier aber der Anlaß, auf den man immer wartet, wenn man einen Rachefilm guckt. Auch der Vater, Brian, wird getroffen, überlebt auch, aber verliert die Stimme. Nacheinigen Monaten der Alkoholtrauer rafft er sich auf, rüstet seinen Keller um und sich selbst durch Muskeltraining auf; übt sich in Messerkampf und Pistolenschießen. Derweil verläßt ihn seine Frau, aber das macht nichts, denn für Brian hat das Leben nur noch einen Sinn: Rache an den vielen Gangmitgliedern, die den Tod seines Sohnes verschuldet haben.

Gucken oder nicht?

Nein, denn man wird auf alle Fälle enttäuscht werden.
 
Warum?

Wenn John Woo als Regisseur draufsteht, erwartet man, vor allem dann, wenn man die Filme mit Chow Yun Fat oder den großartigen Face off kennt, ein Actionfeuerwerk. Nun ist der aktuelle Streifen zwar ab 18, was in die richtige Richtung deutet, fängt auch mit einer sauberen Actionszene an, samt Zeitlupen, doch was danach folgt, darf nur als herbe Enttäuschung bezeichnet werden. Denn Woo widmet sich sehr lange dem elenden Zustand des Vaters, zeigt behutsam, wie dessen Verlust auch die Eltern auseinanderbringt und beschert uns dann eine typische Trainingsphase, die es halt braucht, wenn man in den Kampf ziehen will. Hier kann er sich auf Joel Kinnaman verlasen, der mit zerfurchter Mine durch die trübe Phase schlurft. Und dann geht es, nach einer Stunde, endlich zur Sache, so hofft man, doch nun wird der Film endgültig schwach. Das liegt nicht an der Action, denn davon sehen wir jetzt einige Feuergefechte, nichts Spektakuläres, aber ordentlich. Nur: je länger das ganze geht und sich im Hauptquartier der Gang abspielt, umso mehr stören die Manierismen der Gangster, und zudem werden wir mit unpassender Elektromusik gequält, die vor allem deshalb nervt, weil den ganzen Film über kein Wort gesprochen wird – auch nicht von den Figuren, die normalerweise viel reden würden. Das ist am Anfang ganz originell, wird aber, da der Film nichts zu erzählen hat, mit zunehmender Laufzeit wirklich öde und wirkt sehr gezwungen. Und dann gibt es noch unvermeidlichen Kitsch während der letzten paar Minuten, es hätten nur noch die Tauben gefehlt…

Die Note

Fängt sehr gut an, braucht dann zu lang, um wieder in die Gänge zu kommen und enttäuscht dabei auf ganzer Linie. Action nur Durchschnitt, die Sprachlosigkeit schwer zu ertragen, weil die Mimen sich alle mit Augenrollen behelfen müssen, dazu noch störende Filmmusik und zuviel Kitsch…Woo konnte es viel besser, das hier ist Zeitvergeudung – 5/10

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