Beim Herumtollen im heimischen Vorgarten gerät die Familie Godlock in den Schusswechsel zweier verfeindeter Gangs, was Sprößling Taylor nicht überlebt. Papa Brian nimmt prompt die Verfolgung auf... und fängt sich für seine Mühen ebenfalls ein paar Kugeln ein. Durch einen Treffer im Hals der Fähigkeit zu Sprechen beraubt, krieselt es nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus zwischen ihm und seiner trauernden Ehefrau Saya ganz schön, was irgendwann zur Folge hat, dass diese ihre Koffer packt und ihn sitzen lässt. Nun vor den Trümmern seiner Existenz stehend sinnt Brian logischerweise nur noch auf Rache und fasst den Vorsatz - nachdem er sich über Monate hinweg fit trainiert und das Schießen erlernt hat - die verantwortlichen Gang-Mitglieder pünktlich zum nächsten Weihnachts-Fest auf eigene Faust über den Jordan zu schicken... "Action speaks louder than words"...? Zwanzig Jahre nach "Paycheck - Die Abrechnung", die angefüllt waren mit chinesischen Produktionen, die international wenig Furore gemacht haben, unternimmt John Woo in der Absicht, verlustfrei an seine US-Phase während der 90er anzuknüpfen, welche da ja relativ wohlgelittene Streifen wie "Harte Ziele", "Operation: Broken Arrow" und (unerklärlicherweise) "Face/Off" hervorgebracht hat, nun also doch noch einmal 'nen Abstecher nach Hollywood... und da "Silent Night - Stumme Rache" auch fast gänzlich auf jedwede Dialoge verzichtet wohl tatsächlich auch den Versuch, seine Geschichte endgültig nur noch über die Bilder zu erzählen und seine ihm ureigene Filmsprache in den Fokus zu rücken. Nun ja, das Ergebnis fällt - gelinde gesagt - zwiespältig aus: Woos Inszenierungs-Stil erkennt man fast augenblicklich wieder (okay: statt weiße Tauben gibt es dieses Mal nur 'nen bunten CGI-Piepmatz) und der Handlung auch ohne Worte zu folgen bereitet nun wirklich gar keine Probleme... aber das auch nur, weil es sich hier wirklich nur um einen bereits oft gesehenen Minimal-Plot handelt, der nicht mal ein klitzekleines bisschen variiert wird und der zudem - typisch John Woo - mit Pathos an der Grenze zur Parodie angefüllt ist. "Silent Night - Stumme Rache" beackert also dasselbe Terrain wie "Death Sentence - Todesurteil" oder das "Death Wish"-Remake, spielt aber tatsächlich doch mehrere Ligen unter diesen, denn was Flow und Tempo anbelangt, gestaltet sich die Chose eher hakelig, während sich der Inhalt doch haarklein nach den vorgefassten Erwartungen abspult. Irgendwelche Überraschungen erwarten den Zuschauer ob der typischen Szenen-Abläufe hier also nicht, stattdessen kann man fast schon punktgenau die einzelnen Story-Beats vorhersagen... und das beinahe schon bis zur letzten Einstellung (natürlich bringt der Streifen da am Ende, nachdem Kinnaman sich mehrfach unnötigerweise hat anschießen lassen, die olle "Gladiator"-Nummer, was sonst?). Langweilig ist das Ganze aber dann doch in mehrfacher Hinsicht: Da "Silent Night - Stumme Rache" dummerweise im wahrsten Wortsinn nichts von Belang zu sagen hat, muss er sich selbst alle paar Minuten den Wind aus den Segeln nehmen, um das Geschehen für den Zuschauer zumindest emotional aufzuladen... entweder durch überflüssig empfundene Rückblenden zu glücklicheren Familien-Tagen, 'nen Besuch am Grab des Sohns (oh Wunder, er ist immer noch tot) oder durch eine kleine Spieluhr, die eine traurige Melodie dudelt und an der im dritten Akt bis zum Gehtnichtmehr gedreht wird. Woo müht sich echt heftig, den Zuschauer für den Protagonisten einzunehmen und die Tränen fließen zu lassen, scheitert im Endeffekt aber doch auf ganzer Linie, ganz einfach weil er das Publikum durch die kuriose Art der Inszenierung als Quasi-Stummfilm permanent auf Distanz hält (ich selbst bin über die komplette Laufzeit nicht in den Streifen reingekommen). Mit der Glaubwürdigkeit hakt's währenddessen vorne und hinten, und das nicht nur, weil Joel Kinnaman es irgendwie hinkriegt, während seiner Rache-Vorbereitung ein ganzes Jahr über mit demselben stoppeligen Drei-Tage-Bart rumzulaufen. By the way: Dümmer als der hat sich echt auch noch kein Selbstjustizler angestellt und so manchen depperten Moment kann man da als Zuschauer echt nur noch mit 'nem satten Facepalm quittieren. Ich geb's zu, ich hatte da schon mit John Woos alten Hongkong-Streifen, die da gemeinhin als Klassiker gehandelt werden, so meine Probleme, dass der angeblich ach-so-virtuose Filmemacher dann aber doch selbst was die Action an sich anbelangt, ganz schön eingerostet ist, merkt man im Finale, wenn er sich an einer mehrminütigen vermeintlichen One-Take-Szene à la "Return of the Warrior" versucht und man ganz deutlich die Stellen erkennen kann, an denen die Sequenz mittels (not so) hidden cuts zusammengetackert wurde. So mancher Auto-Stunt und auch die ausgedehnten Shoot-Outs wirken da im selben Rutsch doch gar nicht mal so spektakulär, was die alteingesessenen Fans, die da die Hoffnung gehegt haben könnten, dass ihr Regie-Idol nochmal zu großer Form auflaufen könnte, doch eher enttäuscht - um nicht zu sagen sprachlos - zurücklassen dürfte. So bleibt letztendlich die Erkenntnis, dass die Kombination von John Woos Hongkong-Actionfilm-Sensibilitäten und dem typischen Mainstream-Kino Hollywood'scher Prägung heutzutage noch ebenso unbequem ist wie vor 30 Jahren... und dass die valide Möglichkeit besteht, dass "Mission: Impossible 2" nicht mehr länger sein schlechtester US-Streifen ist.
5/10