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Im Normalfall spricht man nicht darüber, obgleich es für jedes Lebewesen zum Alltag zählt: Die Hinterlassenschaften auf der Toilette. Das scheint beinahe so profan, dass man sich kaum Gedanken darüber macht, wo der Scheiß eigentlich hingeht: Klo, Abwasser, Kläranlage, - und dann? Dokumentarfilmer Rubén Abruña begibt sich auf eine Reise durch verschiedene Länder und zeigt, wie man mit umweltfreundlicheren Methoden der globalen Verschmutzung entgegenwirken kann.

Seine Reise beginnt in Paris: 300 Kilometer Abwasserkanäle offenbaren, wie viel Mist hier zusammenkommt und in Maine veranschaulicht er, wie Bauern über Jahrzehnte im Unklaren über die Beschaffenheit ihres Düngers gelassen wurden. Ein vermeintlich simpler Weg wird in Uganda beschrieben, wenn Trockentoiletten dafür sorgen, dass der natürliche Kreislauf wieder hergestellt wird und selbst in Hamburg gibt es in einer Neubausiedlung Konzepte, wie man aus Scheiße sogar Strom erzeugen kann…

Vor Ekelbildern muss man sich im Vorfeld nicht sorgen und wer vielleicht als Hobbygärtner hin und wieder im Kompost wühlt, kennt die Konstellation in ähnlicher Form bereits. Hier helfen vor allem Regenwürmer dabei, Reste abzubauen und sie binnen kurzer Zeit zu wertvollem Dünger zu verarbeiten, was auch auf menschliche Exkremente übertragbar ist und etwa mithilfe von Sägemehl unangenehme Gerüche unterbindet.

Die Musik gibt früh den Ton vor, der einerseits mit Leichtigkeit ein wenig beschwingt anmutet und andererseits gar nicht so kompliziert ist, wie es uns die Abwasserindustrie einreden will. Hier geht es einmal mehr um Profitgier, was die Doku allerdings nur am Rande kritisiert und sich stattdessen episodenhaft auf Methoden fokussiert, welche die Umwelt entlasten. Dies beginnt oftmals schon im kleinen Rahmen bei der gängigen Toilettenspülung, welche anstatt mit durchschnittlich 7 Litern auch mit einem betrieben werden kann.

Bei alledem vermeidet Abruña alberne Zoten, obgleich die Plastikwurst auf dem Dach seines Gefährts unmissverständlich zeigt, worum es in seinem Projekt geht. Als Off-Sprecher fungiert Christoph-Maria Herbst, der sehr zurückhaltend agiert und dem es dennoch gelingt, hin und wieder ein fast beiläufiges Augenzwinkern unterzubringen. Lustig ist indes eine Art Kompost-Rap aus Kenia, während man in Südkorea auf fortschrittliche Shit-Coins setzt, um die Benutzung spezieller Toiletten zu belohnen.

Die Anekdoten und Ausführungen unterhalten aufgrund des Aufbaus durchaus, zumal jene Wegbereiter alternativer Ideen meistens mit sichtlicher Begeisterung berichten. Es gibt allerlei Informationen, die jedoch weitgehend oberflächlich bleiben und sich nur ansatzweise mit komplexen Zusammenhängen beschäftigen. Diverse Lösungen sind halt oftmals auf kleine Regionen begrenzt und liefern nur kleine Alternativen, die aber dennoch Hoffnung machen, dass die Großindustrie irgendwann schaltet, spätestens, wenn ihnen die Scheiße sprichwörtlich um die Ohren fliegt.
6,5 von 10

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