In ihrer Jugend war die Pianistin Jenny ein musikalisches Wunderkind, doch das Leben meinte es nicht gut mit ihr. Nach 15 Jahren Haft wegen eines Mordes, den sie nicht begangen hat, ist von ihrem Talent nur Wut und Erinnerung geblieben. Als sie nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis im christlichen Glauben Halt sucht, erfährt sie, dass ihre Jugendliebe, einst verantwortlich für ihr Martyrium, unter dem Künstlernamen Gimmiemore ein international gefeierter Star geworden ist. Das überwältigende Bedürfnis nach Rache gefährdet ihre fragile Übereinkunft mit Gott und ihre Beziehung zu einem syrischen Musiker, der Jenny ehrliche Zuwendung und Vertrauen entgegenbringt. In einer zynischen TV-Talent-Show provoziert sie die Wiederbegegnung mit ihrem einstigen Peiniger und Geliebten und es kommt zu einem intimen Duell auf Leben und Tod.
Hierbei handelt es sich um die Fortsetzung von 4 MINUTEN, der im Jahre 2006 nicht nur beim Feuilleton für Begeisterungsstürme sorgte.
Hannah Herzsprung (Tochter von Bernd) konnte man glücklicherweise für die Rolle der Jenny wieder gewinnen – alles andere wäre auch totaler Unfug gewesen. Ansonsten ist vom ersten Teil niemand mehr dabei, da die großartige Mutti von Moritz Bleibtreu, Monika, mittlerweile verstorben ist. Sonst hätte man ihr bestimmt eine Gastrolle beschert.
Nun ist es wirklich schwierig die beiden Filme miteinander zu vergleichen, was einfach auch daran liegt, dass der erste Teil in einer beengten Umgebung, nämlich einem Knast spielte, während die Fortsetzung Jenny in Freiheit zeigt und sich damit ganz andere Möglichkeiten ergeben.
Leider werden die nicht vollständig genutzt, denn die intime Atmosphäre des ersten Teils erreicht 15 Minuten zu keiner Zeit - auch in den ruhigen Momenten nicht.
Dass ausgerechnet der Typ, der sie in der Jugend abgefuckt hat nun DER Musikproduzent für Nachwuchstalente, mit besonderer Herkunft und/oder Behinderung ist, kann man durchaus mir einem Sechser im Lotto vergleichen und wirkt auf mich doch arg konstruiert.
Zudem ist 15 MINUTEN eben farblich extrem aufgepeppt, auch weil diese Talentshow sehr bunt ist, während Teil 1 in der düsteren und dunklen Atmosphäre des Gefängnisses spielte. Insofern ist es gar nicht so gut, wenn man die beiden Filme direkt hintereinander schaut.
Herzsprung hat ihre Rolle sofort wieder verinnerlicht und liefert, wie auch schon beim Vorhänger, eine überragende Leistung ab. Leider ist das Ensemble das ihr hier zur Seite steht nicht annähernd so gut wie das in 4 MINUTEN.
Zudem wirkt die Liebesgeschichte, die natürlich mit einem Typen mit Migrationshintergrund, der auch noch dazu einen Arm abgeschnitten bekam (viel woker und auch melodramatischer geht es kaum), in weiten Teilen doch etwas bemüht.
Ich bin mir nicht sicher, ob Menschen die den Vorläufer gut fanden, hier auch so begeistert sein werden, weil außer der Hauptfigur eben alles anders ist. Und eben auch bunt. Zudem hätte ich den Film 20 Minuten vorher enden lassen (aus Spoilergründen kann ich nicht mehr sagen), denn dann wäre er wirklich konsequent gewesen.
So bleibt unter dem Strich ein ordentlicher Film, der leider mit seinem Vorgänger eine zu große Last aufgebürdet bekommt. Über dem Durchschnitt der deutschen Dummkomödien eines Herrn Schweiger liegt er aber sicher dennoch – auch wenn hier doch Potenzial, welches durch die Vorgeschichte massig vorhanden war, verschenkt wird.
6,2