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Es hätte ein ganz großer Wurf werden können. Vermutlich war es auch als ganz großer Wurf erdacht. Schließlich spielen mit Gérard Depardieu und Jean Reno zwei der beliebtesten und besten Schauspieler Frankreichs in einem Film! Dabei erinnert der Streifen nicht von ungefähr an klamaukige Pierre Richard/Gérard Depardieu-Großtaten („Zwei irre Spaßvögel“, „Ein Tollpatsch kommt selten allein“ und „Die Flüchtigen) aus den 80’ern: Filmemacher Francis Veber inszenierte neben den angesprochenen Kassenschlagern und Klassikern des französischen Kinos auch „Ruby & Quentin“.

Wieder ist Gérard Depardieu an Bord, doch diesmal gibt er den Dummkopf, also den Part, den früher sein Leinwandpartner Richard übernahm. Depardieu spielt die doofe Labertasche Quentin, der seinem neuen besten „Freund“ Ruby nicht mehr von der Seite weicht. Ruby wird von Jean Reno gespielt, der den mürrischen Part dieser beiden gegensätzlichen Charaktere übernimmt. Also spielt er den Teil, den Depardieu früher übernommen hat. Insofern ist der Film auch ein Starvehikel. Die Story ist dabei eigentlich Nebensache und dient nur dazu, die beiden ungleichen Protagonisten in ungewöhnliche Situationen zu bringen. Leider sind die beiden dabei schauspielerisch klar unterfordert: Depardieu nutzt permanent den gleichen treudoofen Gesichtsausdruck und betreibt dabei schon fast overacting. Jean Reno wirkt in diesem Film fast wie eine Parodie auf Jean Reno. Er verzieht keine Miene, gibt knurrige Antworten (wenn er denn überhaupt spricht) und ist halt typisch Reno, ohne jedoch mal tiefere Gefühle zu zeigen. Selbst wenn er von seiner ermordeten Freundin spricht, kommt kaum emotionale Tiefe auf.

Beide Darsteller sind also ein bißchen verschenkt, zudem führt die schablonenhafte und oftmals übertriebene Inszenierung dazu, dass die Charaktere und deren Beziehung zueinander seelenlos wirken. Selbst als Quentin angeschossen ist und Ruby mit sorgenvoller Miene auf ihn einredet, nimmt man den Beiden das kaum (und ja zu Recht nicht) ab. Hier wäre etwas Weniger Mehr gewesen, zumal ja Reno und Depardieu erstklassige Darsteller sind, wenn sie den nötigen Raum zur Entfaltung haben.

Alles in Allem ist „Ruby & Quentin“ keineswegs ein schlechter Film geworden. Er hat seine lustigen Momente. Vor allem die Situationskomik, wenn die Nervensäge Quentin zum ersten Mal auf den wortkargen Profikiller Ruby losgelassen wird, hat Einiges für sich. Doch, um bei der eingangs gewählten Terminologie zu bleiben, der erhoffte große Wurf ist es dennoch nicht geworden, obwohl (oder vielleicht gerade weil) man bei dem Regisseur und den Hauptdarstellern sicherlich ganz große Erwartungen an den Film hat.

Fazit:

6/10

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