Review

No Strings Attached

Ein wenig Nachbar im Geiste des diesjährigen und ungleich erfolgreicheren „Longlegs“, erzählt „The Puppetman“ von einem brutalen Mörder seiner eigenen Frau, der felsenfest behauptet, von einer fremden Kraft regelrecht ferngesteuert worden zu sein bei der abscheulichen Tat. Nun muss seine Tochter am eigenen Leib feststellen, dass ihr Vater eventuell nicht verrückt ist und an seiner Theorie etwas dran sein könnte…

Pinocchio, der Killer

Ein ernstzunehmender Horrorthriller mit interessantem Konzept und grausamen Szenen im freien Fall - das ist „The Puppetman“ ziemlich genau zwischen 80s-Franchisehorrorkino und 90s-Psychoserienkillerthrillern. Wegen den statischen Einstellungen, der kalten Atmosphäre und der unsichtbaren oder zumindest sehr gut versteckten Bedrohung kommen anfangs auch Gedanken an „It Follows“. „The Puppetman“ ist definitiv ein Grower. Die Figuren sind nicht dumm geschrieben, der Kontrollverlust ist real, wenn er zusticht, dreht er definitiv nochmal das Messer im Körper. Wortwörtlich wie überraschungstechnisch. Das hat lange viele Möglichkeiten, vom Übernatürlichen bis zu einem überdurchschnittlichen Krimi. Das arbeitet mit modernen Mitteln wie Handyaufnahmen ohne diese in den Mittelpunkt zu stellen. Und es brummt und summt die ganze Zeit eine gewisse Bedrohlichkeit und Unfassbarkeit mit, die sensible Menschen fast anfassen können. Aber eben nur fast. „The Puppetman“ hat sehr viel, was einen guten, stilsicheren B-Grusler ausmachen sollte - ohne je nach dieser „zweiten Klasse“ auszusehen. Und auch ohne unbedingt über seiner Gewichtsklasse boxen zu wollen oder ein Poser zu sein. Ohne Arthouse zu sein. Nahezu ohne Jumpscares. Und ohne Dinge zu bereuen. Selbstunterbewusst. Die beste und modernste Stephen King-Geschichte, die nie von Stephen King war. Konfuse und lauernde Vögel erinnern an Hitchcock, okkulte und dezente Hexengesänge auf der Tonspur an Argento, garstige Gorehighlights an Fulci. Aber all das sind nur Spuren im Schnee, die zu einem schockierenden Hügel auf Leichen, Selbstfindung und Fremdsteuerung führen. Ein wenig auch "Smile" in indie'ger. Und ein intensiver Doppelkill gegen Beginn des letzten Drittels ist schlicht sensationell böse. Ein versteckter Tipp.  

Dämonen. Denksport. Dauerschwitzen.

Fazit: intensiver Trip zwischen Schlafwandeln, Kontrollverlust, Grand Guignol-Show, Voodoo und alptraumhaften Superkräften… „Puppetman“ ist ein spannender Mix! 

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