Blame it on the Truth, Girl...
Simon Verhoeven, Schauspieler und Regisseur hierzulande bekannter Kinowerke wie "Männerherzen", kann auch anders. Wagte sich doch an das Projekt einer der berühmt berüchtigsten deutschen Popartbands, die einen der grössten Skandale hinlegten. Das sollte sich bezahlt machen: Es hagelte einige Filmpreise und das trotz mangelnden Kinobesuchszahlen.
Der Film erzählt die Geschichte von Robert "Rob" Pilatus und Fabrice "Fab" Morvan, ihrer Zusammenkunft, das Arbeiten mit dem deutschen Produzentengenie Frank Farian, ihrer damit verbundenen Erfolge und dem anschliessenden Absturz, den sie nicht zuletzt ausschweifendem Lebensstil, Partys und Drogen sowie naivem Hochmut zu verdanken hatten.
Verhoeven inszenierte ein anständiges und respektvolles Biopic über die wohl Schlagzeilen hinaus bekannteste Skandalplaybackband ever. Dabei wird der Zeigefinger nie erhoben, und konfundiert biografische Eckdaten mit Musikeinlagen. So entstand ein unterhaltsamer Tanz-und Musikfilm in Spielfilmformat, der niemals langweilig wird und darüber hinaus wunderbar die Mechanismen des Showbusiness erklärt. Somit unternimmt man eine Zeitreise in musikalischer sowie gesellschaftlicher Hinsicht. Die Musik kommt, wie von einem guten Musikfilm erwartet, sowieso nicht zu kurz. So werden die grössten Hits des Duos auf-und abgespielt, perfekt abgestimmt zur tänzerischen Performance der beiden.
Alle wichtigen Werdegangstationen, vom Aufwuchs, der Herkunft, dem Zusammentreffen zwischen Fab und Rob, bishin der Zusammenarbeit mit Frank Farian (dargestellt von Matthias Schweighöfer), ihrem Aufstieg im Musikgeschäft und letztendlich bitteren Fall, hervorgerufen durch ihren aufgedeckten Playbackskandal und ihrer Habgier, werden hier mit gut gelaunten Darstellern in Szene gesetzt. Dabei war das Casting der beiden Mainacts, die Rob und Fab spielen, hervorragend gewählt. Nicht nur, das sie den Originalen zum verwechseln ähnlich sehen; nein Gestik, Mimik und Tanzperformance wurden hier perfekt nachempfunden. Mag man Schweighöfer nicht viel abverlangen, aber den stets bodenständigen Frank Farian verkörpert er einigermassen gut; wobei dem Hitgiganten der deutschen Popwelt ein würdiges Denkmal gesetzt wird.
Auffälliges Stilmittel des Kinofilmes ist die Vierte Wand, so sprechen Rob und Fab aktmässig immerwährend den nächsten Fauxpas ihres Lebensweges an die Zuschauer, so das man als Aussenstehender auf die nächste negative Breitseite vorbereitet wird. Dies rückt aber die Figuren ins menschlichere Rampenlicht; projiziert sie praktisch sympathischer, das man nie das Gefühl los wird, es mit antastbaren Seelen zu tun hat, die viele persönliche Phasen und Schicksale durchlaufen. So entwickelt sich der nachvollziehbare, kurze Traum von Reichtum, Glanz und Glamour, zu einer katastrophalen Crashlandung mit all seinen persönlichen Schicksalsschlägen; ohne Umschweife und unverblümt, aber herzerfrischend vor die Linse gefangen.
Höhenflug und Fall eines der bekanntesten deutschen Popduos. Human und ehrlich zu einem Musik-Biopic zusammengepresst, ohne dabei zur visuellen Anklagebank zu werden. Mit all ihren grössten Songs aufgeputzt und zwei perfekt aufeinander abgestimmten Hauptakteure. Auch Schweighöfer weiss zu überzeugen. Klasse!
Ist die FSK:12 Freigabe gerechtfertigt? Ja, für jüngere nicht zu empfehlen, da ausgelassene Partys und Drogenkonsum auch im Vordergrund stehen, somit passt die 12er Freigabe.