Review

iHaveCNit: Morgen ist auch noch ein Tag (2024) – Paola Cortellesi – Tobis

Deutscher Kinostart: 04.04.2024

gesehen am 03.04.2024 in der Spotlight-Sneak in OmU

Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 6, Platz 12 – 21:00 Uhr

Ein immer sehr interessanter Fall ist es, wenn in der Sneak-Reihe meines Vertrauens genau ein Film gespielt wird, der bei mir unter den optionalen Starts des aktuellen Wochenendes zu finden ist. Und das war in dieser Woche auch ein sehr glücklicher Zufall, denn sonst wäre mir vielleicht aufgrund der Masse und der Zeit ein sehr guter Film entgangen. Die Rede ist hier das Regiedebüt der Italienerin Paola Cortellesi, die zeitgleich die Hauptrolle übernommen hat und nahezu vollständige kreative Freiheit bei ihrem Filmprojekt „Morgen ist auch noch ein Tag“ gehabt hat. Der Film schaffte es in Italien sogar, den Hype um „Barbenheimer“ im letzten Jahr in den Schatten zu stellen. Gerade im Hinblick auf sein Thema ist der Film auch die wichtigere und richtigere Wahl für die italienischen Kinogänger und Kinogängerinnen gewesen.

Delia lebt mit ihrem Mann Ivano, dessen pflegebedürftigen Vater und den 3 Kindern in einer Kellerwohnung. Den gewalttätigen, erniedrigenden Alltag ist Delia mittlerweile gewohnt und auch den eher unschönen Umgang mit Frauen in der italienischen Nachkriegszeit. Doch Italien befindet sich im Umbruch, 1946 wird landesweit das Wahlrecht für Frauen eingeführt und auch einige private Kleinigkeiten im Leben von Delia scheinen für sie auch einen kleinen Umbruch zu bedeuten.

„Morgen ist auch noch ein Tag“ ist großartiger Film geworden. Regisseurin und Hauptdarstellerin Paola Cortellesi beweist auf sehr kreative und verspielte Art und Weise ein sehr stilsicheres Händchen in ihrem Debüt. Die in Italien auch als Comedienne bekannte Cortellesi bietet auf mehreren Ebenen die perfekte Grundlage für diesen Film. Als Italienerin ist ihr die Geschichte des Landes natürlich nicht fremd. Das gleiche gilt für sie auch als Frau, die Lebensrealität von Italienerinnen in der Nachkriegszeit und auch im aktuellen Kontext sehr bodenständig, authentisch und realitätsnah abzubilden und auch dazu das Innenleben von italienischen Familien und den gesellschaftlichen Einfluss darauf darzustellen. Das macht eben aus ihrem Film ein sehr authentisches Werk – vor allem auch, wenn es wichtige politische, feministische Themen wie die Einführung des Frauenwahlrechts in Italien 1946 thematisiert aber auch den gesellschaftlichen und innerfamiliären Umgang mit Frauen in Italien zu dieser Zeit und auch allgemein bis heute im Bezug auf zum Beispiel das Thema häuslicher Gewalt. Klar hätte Cortellesi hier ein astreines, biederes Drama inszenieren können, doch sie hat sich dagegen entschieden. Ihr Film spielt mit den Erwartungen des Publikums und hat ein sehr stilsicheres und punktgenaues Verständnis für seinen Humor und seine Situationskomik und auch einige Elemente mit Musik und Tanz zu unterfüttern macht den kreativen und verspielten Film zu einer interessanten und tollen Mischung, selbst wenn einem der Humor im Hinblick auf die Thematik auch mal herausfordern kann. Dennoch ein wichtiger und unterhaltsamer Beitrag in diesem Kinojahr.

„Morgen ist auch noch ein Tag“ - My First Look – 9/10 Punkte





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