Als ob der Obi Biber einen auf Jason macht
„Konferensen“ zieht Büroluschen, Bürokratie und scheinheilige Teambuildingmassnahmen durch den Kakao, in äußerst saftiger Slashermanier, als ein paar städtische Angestellte zusammen in ein Camp an den See fahren, wo einer (von ihnen?) mit ulkiger Riesenkopfmaske Jagd auf die unsportlichen und unkollegialen Beamten macht…
Weder unblutig noch unlustig oder gar unbürokratisch
Viel was etwa „Winnie Pooh: Blood & Honey“ zu Beginn des Jahres falsch und faul gemacht hat, macht „Konferensen“ als Netflix-Nordlicht nun im Oktober richtig. Jeder der einen Bürojob hat oder je in einem solchen „Horror“-Team gearbeitet hat, wird sehr viel wiederentdecken und lachen. Es geht äußerst und überraschend blutig zur Sache. Der Humor ist wirklich furztrocken. Gerade in der zweiten Hälfte ist er sogar deutlich mehr klassischer Campslasher als Komödie. Selbst wenn immer ein dickes Augenzwinkern und positives Kopfschütteln mitschwingen. Die schwedische Art wirkt frisch genug. Die Killermaske ist schön bescheuert und unpraktisch. Es wird der Hut vor vielen Großen gezogen - von „The Burning“ über den „Driller Killer“, Bava bis Tom Savini. Die Kills sind kreativ, gallig und komisch zugleich. Vielleicht kommt man keiner Figur wirklich näher, zu unsympathisch sind die meisten, und durch eine etwas zögerliche erste Hälfte geht er ein Stück zu lang. Doch insgesamt ist das durchaus modernes Schlitzerfutter, wie man es heute selten gelungener sieht. Ohne sich zu retro an den Zeitgeist anzubiedern. Vor fünfzehn Jahren wäre das wohl noch positiv aufgenommen in der Mitternachtsschiene des Fantasy Filmfests gelaufen. Heute hat Netflix das Portemonnaie geöffnet. Ich gönn's diesen goregeilen Schweden.
Fazit: nicht ganz „Severance“ oder „Tucker & Dale vs. Evil“ - dennoch eine trockenhumorige Schwedenslashersatire, die etwas auf dem Kasten hat und schön über Klischees und Bürokratiekomplexe knattert. Wem der Humor aber nicht zusagt, bekommt eine schwere Zeit. Selbst wenn’s hintenraus eher deftig wird. Sehr deftig sogar. Geil.