Review

Marvel im Taumel

Das MCU befindet sich in einem schwindelerregenden Sinkflug. Und ein solch gigantisches, bisher als unsinkbar geltendes Frachtschiff umzukehren, gleicht einer unmöglichen Aufgabe - für die „The Marvels“ leider eher Öl ins Katastrophenfeuer als Triebfeder in die richtige Richtung ist… In dem kürzesten (?) MCU-Film bisher kreuzen sich die Kräfte dreier Superladies und in einem Wechselbad der Gefühle müssen sich Captain Marvel, Ms. Marvel und Monica Rambeau als dynamisches Trio nun einer mächtigen und rachsüchtigen Kreekriegerin stellen, die mit Raum-Zeit-Portalen (?) das Universum in Gefahr bringt… Oder so ähnlich. 

Girlpower auf Abwegen

Die besten Momente und Phasen aus „The Marvels“ schwimmen entweder im Fahrwasser von James Gunn und den „Guardians of the Galaxy“ (ich sage nur „Musicalplanet“ und „Katzenevakuierung“) oder sie leuchten kurz in der Chemie zwischen den drei Heldinnen, besonders bei der jugendlich-naiven Ms. Marvel auf. Gerade Iman Vellani hält die Balance aus Fangirl und frischer Fliegerin schon sensationell. Dazu ist’s einer der fixeren und flotteren Filme im gesamten MCU, was „The Marvels“ insgesamt mit gutem Willen vielleicht noch vor einer Vollgurke bewahrt. „Captain Marvel“ fand ich als Vorgänger z.B. nochmal deutlich schwächer. Doch insgesamt ist auch „The Marvels“ natürlich weit entfernt von einer Empfehlung oder einem guten, kohärenten Film. Das Ding ist bunt, hektisch und chaotisch. Selten hat man das Kuddelmuddel in der Post Production bei einem Marvel-Projekt heftiger gespürt. Nia DaCosta hätte dafür wohl am liebsten ihren Namen komplett streichen lassen. Willkür und Panik statt Seele und Kompetenz. Die Schnitte und Totalen, die Sprünge und Effekte, die generische Bösewichtin und das seltsame Verhalten des Nick Fury. Alles konfus wie Rotwein auf 'nem AAA-Treffen. Sehr viel an „The Marvels“ lässt mit der Stirn runzeln. Aber wenn Kevin Feige und Co. diesen einen letzten, brutalen Weckruf (sowohl monetär an den Kinokassen als auch qualitativ) noch gebraucht hatten, dann war „The Marvels“ immerhin für irgendetwas gut. Ansonsten ist's das ungesunde und fragwürdige, perplexe und verwirrte Kinoäquivalent eines Smoothies aus McDoof-Burgern und abgelaufenem Weingummi. 

Fazit: die Chemie der drei Leading Ladies rettet diese Cat-astrophe. Vor allem die kleine Miss Velani sorgt für ordentlich Energie und Herz. Ansonsten ist „The Marvels“ aber ohne Frage ein oberflächlicher und sprunghafter Potpourri der Fehler, Farben und Faxen. 

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