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Einer Initiative der resoluten Mutter Amanda (Julia Roberts) folgend, macht die 4-köpfige New Yorker Familie Sandford einen spontanen Ausflug an die Küste, wo man sich in einem gut ausgestatteten Mietshaus vom Alltagsstreß erholen möchte.
Doch schon bei der Ankunft geschehen seltsame Dinge: ein Öltanker strandet in voller Fahrt auf dem Sand, was das Sonnenbaden abrupt beendet, außerdem scheinen sämtliche Funknetze zusammengebrochen zu sein, denn weder die Handies noch irgendein Fernseher hat noch Empfang.
Spätabends, als die Sandfords sich schon zur Ruhe legen wollen, klingelt es an der Tür: der Geschäftsmann G. H. Scott (Mahershala Ali) samt Tochter, nach eigener Aussage Besitzer des Feriendomizils, bitten um Einlaß. Nach einigen Diskussionen zwischen Clay (Ethan Hawke), der nichts dagegen hat, und Amanda, die den beiden Fremden mißtraut, dürfen diese dann doch im Keller übernachten. Am nächsten Morgen beim Frühstück kommen sich die Anwesenden mittels Gesprächen ein wenig näher, doch noch mißtrauen sie sich gegenseitig - besonders G.H. scheint mehr zu wissen, als er preisgeben möchte.
Die Erkundung der näheren Umgebung mit dem Auto bringt allerdings auch keine Neuigkeiten, denn zum einen ist die Straße verstopft mit selbstfahrenden Mietwagen, zum anderen läßt sich auch niemand in der Nachbarschaft blicken. Merkwürdige Geräusche bis hin zu einem ohrenbetäubenden Pfeifen, eine Flugblätter mit arabischer Schrift abwerfende Drohne und ein ganzes Rudel Rehe und Hirsche, das sich ohne Scheu den Menschen nähert, sind nur einige der Phänomene, die die Sandfords und die Scotts staunend zur Kenntnis nehmen müssen. Was zum Teufel ist da bloß los?

Mit einigen klingenden Namen auf der Besetzungsliste entwirft Regisseur und Drehbuchautor Sam Esmail mit Leave the World Behind ein Weltuntergangsdrama, das durch diverse unerwartete Zwischenfälle, welche kameratechnisch in auffallend ungewöhnlichen Perspektiven präsentiert werden, das Publikum lange Zeit in seinen Bann zu ziehen vermag. Der Umstand, daß man nie mehr erfährt als die Protagonisten selbst, trägt zu einem konstanten Spannungsbogen bei, der nach über 2 Stunden Laufzeit dann leider ein jähes Ende findet, als der Film ohne weitere Erklärung endet.

Das ist mehr als nur ärgerlich, denn sowohl die darstellerischen Leistungen wie auch die sauber getricksten Phänomene hätten sich ein - wie auch immer geartetes - Ende verdient. So aber bleibt dem vergrätzten Publikum nur ein Herumrätseln, was den - offensichtlichen - Ausfall sämtlicher Satellitenkommunikation verursacht hat, wobei diverse Lösungsmöglichkeiten inklusive Verschwörungstheorien schon von den Filmcharaktären zuvor durchgespielt wurden.

Sollte das am Ende nur eine Parabel über unseren zu sehr von Computern und Telekommunikation beeinflußten westlichen Lebensstil sein? Ist man als Prepper (wie Kevin Bacon in einer winzigen Nebenrolle) besser dran? Oder liegt die einzige Aussage von Leave the World Behind in der allerletzten Filmszene begründet, in der es um eine DVD-Sammlung geht?
Lange Zeit durchaus gehobenen Ansprüchen genügend, stürzt der Streifen durch das fehlende Ende schlußendlich komplett ab: 4 Punkte.

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