Irgendwo in der überbevölkerten Schicht mittelprächtiger Italowestern quartiert sich Regisseur Maurizio Lucidi („Jonny Madoc“, „Halleluja... Amigo“) mit seinem halbgaren „Ein Halleluja für Django“ ein. Unentschlossen zwischen Spaß und Ernst schwankend, findet der Film trotz seiner Vielzahl bekannter Akteure kein Publikum, weil die unterschiedlichen Gesichter des Films ihre Wirkung umgehend gegenseitig aufheben. Dabei wären beide für sich sogar zu gebrauchen.
Das erste Drittel beginnt auch richtig lustig mit einer viel zu albernen deutschen Synchronisation, die hierzulande mal wieder einen Django erschafft, wo in der Originalfassung überhaupt keiner vorgesehen ist. Die Figur George Hiltons („Das Gold von Sam Cooper“, „Django und Sabata - Wie blutige Geier“) ist auch eine völlig andere. Alkohol, Faulenzen und zünftige Prügeleien gehören zu den Vorlieben des erklärten Faulpelzes, während Arbeit ihm ein Gräuel ist. Sein Bruder, der Sheriff von Poortown, muss Djangos Treiben dann auch regelmäßig Einhalt gebieten, aber so eine Nacht in der Zelle läutert ihn wenig, kennt er doch einen Ausgang und ein Schluck Fusel steht auch immer in Reichweite. Mit dem Lotterleben hat es ein Ende, als der Bandit Jarret (schwach: Walter Barnes, „Winnetou I“, „Der Gehetzte der Sierra Madre“) mitsamt dem vorausgesandten, betrügerischen Pater Santo (Jack Betts, „Rocco – Der Mann mit den zwei Gesichtern“, „Halleluja pfeift das Lied vom Sterben“) und seinem Gefolge (u.a. solche bekannten Gesichter wie Sal Borgese, Mario Brega, Luciano Catenacci – der glatzköpfige Gegner von Bud Spencer und Terence Hill in „Zwei außer Rand und Band“ und Luciano Rossi – Geronimo aus „Zwei außer Rand und Band“) in das Nest einfällt und den Sheriff kurzerhand erschießt, bevor der um Hilfe morsen kann.
Jarrets Masterplan erschließt sich zwar niemanden so recht, aber er will die ganze Stadt in Brand stecken und lässt zwischendurch auch die Bewohner rüde zusammenscheuchen, während er auf den Mexikaner wartet, der ihn und seine Männer durch die Wüste führen soll. Dazu kann es allerdings gar nicht kommen, weil Santo ein doppeltes Spiel spielt und den Mann vorab schon ermordet hat, um sich seinerseits die komplette Beute des vorangegangenen Überfalls in Middletown unter den Nagel zu reißen und mit Jarrets Flamme durchzubrennen.
Die Banditen versetzen die schutzlosen Bewohner also in Angst und Schrecken, während der halbwegs vernünftige Santo bei Übergriffen und drohenden Vergewaltigungen schon entschlossen dazwischen gehen muss, obwohl er nicht auf Jarret zählen kann, dem seine Männer und ihr Verhalten völlig egal zu sein scheinen. Hauptsache niemand schöpft außerhalb der Stadt verdacht und er kann in der Stadt ausharren, bis die Suchmannschaften sich aus dem Umland verzogen haben...
Djangos Trauer um seinen kaltblütig auf offener Straße ermordeten Bruder, dessen Leiche als Abschreckung auch noch liegen gelassen wird, verfliegt während dessen ziemlich schnell und so erweckt man auch nie den Eindruck, als würde er die Angelegenheit zu einer persönlichen Sache erklären und Blutrache schwören. Denn, obwohl er die erstbeste Möglichkeit zum Ausbruch erfolgreich nutzt und seinen toten Bruder beerdigt, bemerkt man kaum Wut und Trauer in seinem Vorgehen.
Die übermäßig alberne deutsche Synchronisation meint es dabei oft genug zu gut und mit einem uncharismatischen Helfer wie Mark (Fidani – Regular Jeff Cameron, „Sartana - Im Schatten des Todes“, „Ich will deinen Kopf“) kann auch gar kein engagierter Gegenschlag entfacht werden. Ein schlagkräftiges Duo bilden die beiden erst gar nicht, sondern gehen erst mal gleich wieder getrennte Wege. Am Ende wird dann zwar doch noch viel und ausführlich geballert, allerdings gestaltet sich das Finale größtenteils unspektakulär und öde. Mark hat damit auch nicht mehr viel zu tun.
Die Ursache aller Probleme sind die Gemütsschwankungen des Films. Weil er sich phasenweise kein bisschen ernst nimmt, beraubt er sich jeder Stimmung. Die Taten der grausamen Banditen, die unter anderem Mark aufhängen, verpuffen beispielsweise wirkungslos, weil Django gleich wieder irgendeinen Schabernack treibt.
Da der Humor sich dabei auf einem erschreckend niedrigem Level bewegt und zum Beispiel die Schlägerei zwischen Django und Mark eingangs viel zu lange dauert, kann sich „Ein Halleluja für Django“ auch keinesfalls als Spaßwestern etablieren. Dafür mangelt es nicht nur am entsprechenden Wortwitz, sondern auch passender Situationskomik. Speziell der ambivalente Santo geht mit seinem heiligen Abela nämlich schnell auf die Nerven.
Immerhin hinterlässt der Film trotz einiger Logikfehler formal einen soliden Eindruck und der namhafte Cast trägt auch sein Übriges dazu bei, dass „Ein Halleluja für Django“ nicht in einem zu negativen Licht scheint. Angesichts dieser verwechselbaren Stereotypen erwartet man ohnehin von Niemanden denkwürdige Leistungen und so belassen es die meisten auch bei Dienst nach Vorschrift. Jack Betts kann sich neben George Hilton immerhin noch ein wenig in den Vordergrund spielen und zeigt damit zumindest auf, dass er sich für seine Auftritte in Fidanis Machwerken viel zu schade sein hätte müssen.
Vor allem in atmosphärischer Hinsicht hätte sich aus der Situation trotzdem viel mehr herausholen lassen können, weil sich Poortown schnell in eine augenscheinlich entvölkerte Geisterstadt wandelt, in der sich die Banditen aus Habgier gegenseitig an den Kragen gehen. Marks Versuch Hilfe zu holen (Ohne Pferd, ja klar...), seine anschließende Bestrafung und seine Rettung in letzter Sekunde gehören beispielsweise zu den Momenten, die überraschend gut funktionieren, dann aber wieder von der nächsten Albernheit (in diesem Fall Mario Brega als besoffener Stelzbock) zunichte gemacht werden.
Zum unspektakulären Finale bläst Django schließlich, als er Jarret und seine Männer mit einem tollkühnen Auftritt aus der Stadt lotst und sich deswegen nur noch mit seinem Zweckpartner Santo einigen muss, aber nicht mit der plötzlichen Rückkehr von Jarrets Bande rechnet. Was folgt, ist nur noch der übliche Shootout mit dem bekannten Sieger. Business as usual. Der explosive Einsatz von Dynamit besorgt dabei zumindest ein wenig Abwechslung.
Fazit:
Ohne rechten Drive und ansprechende Atmosphäre inszeniert Maurizio Lucidi weder Fisch noch Fleisch und kann auch nicht über eine innovative Inszenierung zum Erfolg gelangen. Spaß und Ernst heben sich vollends auf und so vermag die einfallslose Geschichte kaum einen Zuschauer für sich einzunehmen. Trotz der illustren Schar und ein paar gelungenen Sequenzen versinkt „Ein Halleluja für Django“ somit im Mittelmaß. Gänzlich konventionell gestrickt ist er zwar nicht, aber leider frei von Innovationen, guten Ideen, Spannung oder ansprechendem Humor, der über alberne Kalauer hinaus geht. Als Ergänzung für den passionierten Italowestern-Liebhaber eine Alternative, die man sich zwischendurch mal genehmigt, aber schnell wieder vergisst.