She's a Man-Eater!
In „Cenaze“ aka „The Funeral“, einem ungewöhnlichen Zombiestreifen aus der Türkei, nimmt ein stoischer Mann den Auftrag an, die mysteriöse Leiche einer jungen, ermordeten Frauen quer durch das Land zu fahren. Doch schnell merkt er, dass seine „Mitfahrerin“ noch komische Atemgeräusche von sich gibt und wortlos nach Menschenfleisch giert. Ist er etwa mit einem Zombie unterwegs?! Und was hat das bizarre eingeritzte Symbol auf ihrer Brust zu bedeuten? Und warum kümmert er sich auf einmal rührend um seine verweste Begleiterin?
NekR(oadtrip)mantik
Horrorfilme und Genrebeiträge aus der Türkei sind immer noch rar, durch kleine Aufsehenerreger wie „Baskin“, „Housewife“ oder die „Dabbe“-Reihe ist da aber immerhin nicht mehr totale Ebbe. Nun kommt mit „The Funeral“ ein weiterer Vertreter dieser Mini-Welle vom Bosporus. Das muss man respektieren und grundsätzlich loben - meinen Geschmack trifft dieser ungewöhnliche Roadmovie aber nicht. Positiv herausheben will ich die Darstellung der „Zombiene“ - das löst Unbehagen wie Mitleid gleichermaßen aus. Dagegen bleibt die Hauptfigur „Cemal“ etwas blass. Anfangs ist der Film für eine türkische Produktion auch erstaunlich freizügig. Außerdem gibt’s eine starke Traumsequenz früh im Film, mit viel handgemachtem Horrorpappmaschee, die leider überhaupt nicht mehr fortgeführt oder aufgegriffen wird. Zudem muss man „Cenaze“ sehr gute Absichten zugutehalten zum heiklen und leider noch immer aktuellen Thema „Ehrenmorde / türkisches Patriarchat / Männlichkeit / Verhalten in einer Beziehung“. Darüber kann man aus diesem melancholisch-traurigen Leichenwagen eine Menge wortwörtlich bissige Kommentare ziehen. Der Film sieht grundsätzlich professionell und hochwertig aus. Das okkulte Finale hat dann sogar etwas Action und Härte. Doch bis dahin hat man als Zuschauer eine lange, beschwerliche, etwas auf der Stelle tretende Reise vor sich. Auch eine Art Serienkillerpsychogramm. Aber viel mehr der sich immer wiederholende Kreislauf aus Abhängigkeit, Aufopferung, Schmerzen und Verständnis. Ein Außenseiterdrama auch irgendwie. Jedoch arg ermüdend. Vielsagend und doch elendig unspannend für mich. Hat mich weitestgehend kalt gelassen. Schade.
Ehrenmord hat Fleisch im Mund
Fazit: ungewöhnlicher Zombie-Selbstfindungs-Serienkiller-Roadtrip aus der Türkei. Die Untote sieht klasse aus und wird grandios verkörpert. Der Ansatz ist interessant und fast schon süß. Aber dennoch ziehen, dehnen, wiederholen sich diese fast zwei Stunden (!) einfach zu heftig, um ein guter Genrebeitrag zu sein. Hat man verlernt kurze, knackige, konzentrierte Horrorfilme zu machen, zu drehen und vor allem zu schneiden?!