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In einer nicht allzu fernen Zukunft hat in Spanien ein faschistisches Regime die Macht übernommen, das zunächst auf ältere Menschen, später dann auf Frauen und Kinder losgeht - eine zunehmend unsichere Zukunft für das Paar Mia und Nico, zumal Mia hochschwanger ist. So beschließen die beiden, sich von Schleppern außer Landes bringen zu lassen, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Doch die Hoffnung ist trügerisch, denn zum einen werden die beiden recht bald getrennt, zum anderen werden bei der ersten Kontrolle des Trucks, in dem sich die Schwangere mit anderen Flüchtlingen versteckt, diese einfach erschossen. Auf einer hohen Kiste liegend entkommt Mia als Einzige dem Blutbad.
Beim Räumen des Schlachtfelds übersehen, wird ihr Container auf ein Schiff verladen, das allerdings in einem Sturm untergeht, und so wacht sie irgendwann alleine auf offener See in der stählernen Kiste treibend auf. Völlig auf sich allein gestellt muß sie mit den wenigen Habseligkeiten, die sie im Container findet, ihr Überleben sichern - und das ihres Babys, das sie in den nächsten Tagen zur Welt bringt...

Starke Frauenfiguren sind dieser Tage en vogue, und so baut Regisseur Albert Pintó in der spanischen Produktion Nowhere rund um die Hauptdarstellerin ein entsprechendes Setting auf, in dem die Protagonistin zwischen Verzweiflung und Wagemut bestehen muß. Trotz der interessanten Location will sich in diesem kammerspielartigen Survival-Thriller jedoch keine Spannung einstellen, da die Begleitumstände bar jeder Logik und entgegen allen physikalischen Gesetzmäßigkeiten nur dazu dienen, den von einem tränentreibend-kitschigen Score untermalten Überlebenskampf der jungen Mutter zu illustrieren.

Abgesehen von dem patriarchalisch-frauenfeindlichen Regime, das später im Film nie wieder eine Rolle spielt, treiben einem von Anfang an vor allem die geradezu phantastischen Eigenschaften eines rostigen 20-Fuß-Containers die Tränen in die Augen: der wird von diversen Kugeln durchsiebt, die praktischerweise als Ausguck dienen und ist darüberhinaus auch noch wasserdicht und schwimmfähig. Unter dem Ladegut (Schwimmenten, Tupperware-Boxen, Schnaps, Fernseher etc.) findet sich dann auch etwas, mit dem man die Löcher abdichten kann, falls der erstaunlich ruhige Ozean mal doch ein bißchen zuviel Wasser hereinspült. Ein praktischerweise mitgeführter Akkubohrer mit Metallspitze, offenbar Standardausrüstung bei fliehenden Familien, ermöglicht dann ein Loch in die Decke zu schneiden, was der Heldin des Films ermöglicht, fortan auf dem sauberen Dach des schwimmenden Kastens zu logieren. Als dann nach einigen Tagen tatsächlich der Hunger einsetzt, erweisen sich die Plastikboxen als äußerst nützlich, um darin Fische zu fangen, welche roh verspeist werden. Die Sorge um das Baby (ein Mädchen selbstverständlich) treiben die stets trockene Kleidung tragende Mia, die auch immer frisch gewaschen und geschminkt erscheint, dann zu Höchstleistungen an, in dem sie sich selbst eine Wunde am Bein vernäht und irgendwann sogar ein Floß bastelt.

Man könnte auch noch den fehlenden Wellengang, das der Regie unbekannte Phänomen der Unterkühlung oder auch den höchst merkwürdigen Netzempfang auf hoher See anführen und würde damit dennoch nicht einmal die Hälfte aller Unzulänglichkeiten aufgeführt haben. Nowhere mag eine bestimmte Zielgruppe ansprechen (wollen), bedeutet jedoch schlichtweg eine Beleidigung der Intelligenz des Publikums, solange man nicht auf realitätsferne Herz-Schmerz-Schmonzetten steht. 2 Punkte.

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