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Man nehme die Grundlage von „Open Water“, füge ein wenig Dystopie und den Hauptschauplatz eines Seefrachtcontainers hinzu und schon ergibt sich das Überlebensdrama „Nirgendwo“.

In einem düsteren Spanien, in dem das Regime insbesondere Jagd auf Kinder und Schwangere macht, befinden sich die hochschwangere Mia (Anna Castillo) und ihr Mann Nico (Tamar Novas) auf der Flucht, während der sie voneinander getrennt werden. Mia gelangt in einen Seecontainer, der nach einem Sturm auf hoher See treibt, während fast zeitgleich ihre Wehen einsetzen…

Regisseur Albert Pintó geht seine Erzählung geschickt an, indem er mit der fesselnden Exposition in seinen Bann zieht. Es wird sogleich die Perspektive der Flüchtenden eingenommen, die unter menschenverachtenden Umständen jederzeit mit Entdeckung und damit einhergehenden Schießbefehl rechnen müssen. Da gibt es innerhalb der ersten Minuten durchaus den einen oder anderen Schlag in die Magengrube.

Der Hauptteil ist indes recht minimal gestaltet: Der Container, wahrscheinlich 20 Fuß (rund 6 Meter lang und je 2,5 Meter breit und hoch) dient als Hauptschauplatz, darin befinden sich einige Kisten mit mehr oder minder brauchbarem Inhalt wie Konserven, Tupperware oder Wollpullovern, während Mia versucht, aus ihrem Stahlkäfig eine Luke herauszubiegen.
Ein Glück, dass irgendwer kurz vor der Flucht einen Akkubohrer ins Gepäck friemelte, was ja total nahe liegend ist.

Bei alledem ist Hauptdarstellerin Castillo ein großes Lob auszusprechen, da sie die Überlebenskämpferin mit viel Hingabe und vollem Körpereinsatz performt, wobei ihr das starke Make-up, einschließlich eines Schwangerschaftsbauchs ein wenig entgegen kommt.
Dennoch gehen dem Treiben im Mittelteil spürbar ein wenig die Ideen aus, wenn Walgesänge für eine mystische Bedrohung sorgen sollen oder Träume bemüht werden, um irgendwie die Laufzeit anzureichern.

Hinzu gesellen sich einige Unwahrscheinlichkeiten im Kontext mit einer Plazenta, rohem Fisch und Handynutzung, wogegen das Setting mit einigen Wetterkapriolen recht authentisch erscheint. Immerhin drückt die Erzählung im letzten Drittel vermehrt auf die Tube, nur der eigentlich hübsch arrangierte Score driftet zuweilen in arg pathetische Gefilde ab.

Mit einer Laufzeit von 109 Minuten ist der Streifen zwar nicht frei von Längen, doch trotz des nicht übermäßig hohen Bedrohungsfaktors, - Essen und Trinken sind eine Weile gewährleistet, gestaltet sich das Treiben auf hoher See einigermaßen abwechslungsreich und spannend.
Ist auf jeden Fall packender, als ein weiterer Ableger von „Open Water“, bei dem die Haie kollektiv zu blöd sind, unfähige Paddler zu erwischen.
Knapp
7 von 10



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