Review

Als nur ein weiterer, gänzlich uninteressanter und für das Genre längst nicht mehr wichtiger, sondern lediglich noch die letzten interessierten Zuschauer mühselig zusammenkratzender Italowestern kann „Sando Kid spricht das letzte Halleluja“ den belanglosen Genrebeiträgen zugeordnet werden, die sich speziell in der letzten Phase des Italowesterns tummelten.

Nicht der in den Credits angegebene León Klimovsky („Django - Unersättlich wie der Satan“, „Bleigewitter“) sondern Sergio Bergonzelli („Kopfgeld für Ringo“, „Donner über dem indischen Ozean“) setzte diesen zeitweise zwar schick gefilmten, aber über die volle Distanz nur das gängige Schema erneut aufbereitende Streifen um.

Der noch einiges versprechende Auftakt auf einem Schlachtfeld des Bürgerkriegs kurz nach Beendigung des selben, mit Massen von Toten und dem Nordstaaten-Captain Grayton (Espartaco Santoni, „Der Teuflische“, „Comtesse des Grauens“), der hasserfüllt umherreitet, um die letzten Überlebenden und Verletzten zu erschießen, dann im Lazarett jedoch auf den jungen Sando Kid (Peter Lee Lawrence, „Sein Wechselgeld ist Blei“, „Die Rechnung zahlt der Bounty-Killer“) trifft und aus Unachtsamkeit seine Schusshand verliert, grenzt sich merklich vom Rest ab.

Denn die Story um den jetzt zum skrupellosen Rancher mutierten Grayton, der alle benachbarten Farmer unter Druck setzt und Gewalt anwendet, damit die ihm das Land rechtmäßig und mit einem Vertrag besiegelt verkaufen, ist nun wirklich ein zu gebräuchliches Konzept gewesen, auch wenn der lokale Bankier nebst Sheriff hier ebenfalls auf seiner Gehaltsliste auftauchen.

Dass Grayton mit Sando Kid bei ihrem ersten Zusammentreffen eigentlich entscheidend beeinflusste und dem friedlichen Jungen dem entscheidenden Schub gab, damit aus ihm ein talentierter Schütze wird, der ihm final dann in seine Schranken verweist, ist dabei nur allzu konsequent aber genauso konventionell, ideenlos und undramatisch umgesetzt. Der Italowestern hat weit bessere Beispiele zu bieten, wenn es um die unbewusste Erschaffung des später folgenden, eigenen Untergangs ging.

Dass Sando Kid nach etwas Training zunächst die harte, militärisch-disziplinierte Schule der Ranger durchläuft und sich dort zu einem formidablen Mitarbeiter mausert, der die Banditen lieber tot als lebendig abliefert, hat keinen weiteren Einfluss auf seine Heimkehr in die Heimatstadt, weil er dort nie mehr offiziell im Namen des Gesetzes handelt, sondern Selbstjustiz walten lässt. Zur Darstellung seiner Entwicklung taugt diese Episode genauso wenig, weil Sando Kid von heute auf morgen ein reifer Ranger ist, der sich die Gesetzlosen einzeln oder im Trio mühelos und gnadenlos vornimmt.

Der Befehl seines Vorgesetzten Arbeit und Vergnügen zu kombinieren zieht ihn in seine Heimatstadt zurück, wo er mit dem dort tyrannisch herrschenden Grayton konfrontiert wird. Während der üblichen Nummernrevue von wehrlosen Farmern, die sich dem gnadenlosen Grayton beugen müssen, ansonsten erschossen oder verprügelt werden, greift Sando Kid zu einer List und gründet eine Genossenschaft, die Grayton unzureichend ins Straucheln bringt. Da müssen schon andere Kaliber her, um seine Pläne zu durchkreuzen und das gelingt schließlich mithilfe des hinzueilenden Rangers Dollar auch.

Von schlichtweg unübersehbar einfallslos und überhaupt nicht erinnernswerten Figuren bis hin zur eigentlich viel zu sauberen Inszenierung kann „Sando Kid spricht das letzte Halleluja“ keinerlei Akzente setzen.
Der bisweilen aufflammende Humor traut sich nicht durchzubrechen, um den Film als eine Parodie anzulegen oder ganz zu verstummen, um einen ernsthaften Western zuzulassen. Der gesamte Film wirkt unrund und ohne Ambitionen. Da machen auch die Darsteller keine Ausnahmen, die ihre Parts zwar ohne Ausfälle herunterspielen, aber sich sichtlich gar nicht abmühen, um ihre Figuren aus der einfältigen Geschichte herauszuheben. Das Drehbuch bringt ihnen allerdings auch wenig Interesse entgegen.

Der genrekonforme Ablauf, bei dem Sando Kid seine wahre Identität gegenüber Grayton, der ihn nicht mehr erkennt, nicht preisgibt und so zunächst frei walten kann, eine Romanze andeutet, die Initiative ergreift, um nach einem Rückschlag in die Vollen zu gehen, hält außer der üblichen Schießereien keinerlei nennenswerte Momente bereit, denn die Situationen sind vom Ausgang her einfach zu durchgeplant, als dass hier irgendwer gängige Regeln brechen will.

Inklusive einiger wahrlich nicht bissiger Begleitkommentare von Sando Kid läuft der Film auf den obligatorischen, finalen Shootout auf Graytons Anwesen hinaus, wo dann auch endlich Kid sein Geheimnis lüftet und ein jeder in sein vorbestimmtes Schicksal entlassen wird.
Nicht zuletzt mit diesem Abschluss beweist „Sando Kid spricht das letzte Halleluja“ seine Ideenarmut. Graytons Ziele sind zu offensichtlich, sein Treiben nie boshaft genug und der Grundton einfach zu schelmisch locker, als dass hier Atmosphäre aufkeimen würde.


Fazit:
Filmhistorisch uninteressanter Italowestern, der sich im breiten Mittelmaß unter seinesgleichen wohl fühlt. Dem bekannten Plot-Schema kann „Sando Kid spricht das letzte Halleluja“ keine neuen Seiten abgewinnen, der Grundtenor ist weder richtig lustig noch wahrhaft ernst und die Darsteller verbleiben auch nur mit durchschnittlichen Leistungen in den Kulissen. Erwähnenswerte Elemente gibt es hier keine, nur immerhin wurde er solide umgesetzt und quält den Zuschauer nicht am laufenden Band mit Unzulänglichkeiten.

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